Die Pianistin Violina Petrychenko erweist sich als unermüdliche Botschafterin ukrainischer Musik. Fünf CDs mit Musik aus ihrer Heimat hat sie in den vergangenen Jahren vorgelegt. Nun folgt die Ersteinspielung zweier „ukrainischer Klavierkonzerte“; sie stammen von den Komponisten Vasyl Barvinsky und Viktor Kosenko. Partner ist die traditionsreiche, vor 120 Jahren gegründete Nationale Philharmonie aus Lwiw unter ihrem Chefdirigenten Volodymyr Syvokhip.
Ignaz Pleyel ist wohl einer der wenigen Komponisten, die es zu Reichtum gebracht haben – aber weniger mit seinen Kompositionen als mehr durch seine wirtschaftliche Kompetenz: Am Schluss starb er als Fabrikant, Verleger und Gutsbesitzer. Geboren ist Ignaz Pleyel 1757 in Ruppersthal in Niederösterreich als Sohn eines Dorfschullehrers. Ladislaus Graf Erdödy finanzierte ihm eine musikalische Ausbildung bei Joseph Haydn und Reisen nach Italien. Seine erste richtige Anstellung erhielt er als Kapellmeister am Münster in Straßburg, wo er auch heiratete. 1791 erhielt er eine Einladung nach London, um dort Konzerte zu leiten und wurde als Haydn ebenbürtig gefeiert.
Sonatas & Partitas for violin solo BWV 1001 - 1006
Johann Sebastian Bach, Sonatas & Partitas for violin solo BWV 1001 - 1006
Coviello Classics COV 92405
2 CD • 2h 06min • 2019, 2020
12.02.2025 • 10 10 10
Die Sammlung „Sei Solo“ von Johann Sebastian Bach aus dem Jahr 1720 enthält je drei Sonaten und Partiten für Violine ohne Generalbass-Begleitung. Der 1961 in Freiburg geborene Geiger Christoph Timpe hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese einzigartigen Werke nach den Prinzipen der historischen Aufführungspraxis aufzunehmen. Der Klang seines Instruments, das von einem Anonymus aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt, ist hell und klar, gestimmt auf einen niedrigeren Kammerton als heutige Geigen. Dass die Lautstärke verhältnismäßig gering ist, wird durch die Aufnahmetechnik ausgeglichen.
Brahms on Flute, #alissa rossius Dausgaard |Gerhard Vielhaber
Genuin GEN 24905
1 CD • 72min • 2023
11.02.2025 • 8 9 8
Alissa Rossius Dausgaard ist Soloflötistin des Swedish Chamber Orchestra und liebt die Musik von Johannes Brahms. Der hat in seiner 4. Symphonie im Finalsatz ein großes Solo für die Flöte eingefügt, aber leider kein originales Werk für Flöte geschrieben. Also hat die Flötistin kurzerhand Brahms‘ Geigensonaten für Flöte umgeschrieben und hier eingespielt. Sie wollte es machen, wie es Brahms’ Freund, der Geiger Joseph Joachim, formulierte: „Voll Schwingung, jedoch ohne viel Vibrato auf moderne Art.“ So schreibt sie im Booklet. Hier schwärmt sie auch von Brahms‘ Musik, der sie „Dichte, Schlichtheit und Größe“ zuspricht.
Piano Trios opp. 23, 64 & 87 • Six Pieces for Cello and Piano op. 66 Hyperion Trio
Christian Sinding, Piano Trios opp. 23, 64 & 87 • Six Pieces for Cello and Piano op. 66
cpo 555 375-2
2 CD • 57min • 2020, 2022, 2023
10.02.2025 • 9 9 9
Wohl jeder, der sich mit klassischer Musik beschäftigt, kennt aus dem „Wunschkonzert“ das Frühlingsrauschen entweder in seiner Originalgestalt für Klavier oder in einem Arrangement für Orchester. Dass sein Komponist, der Norweger Christian Sinding (1856-1941) mehr als der Schöpfer eines „One-Hit-Wonders“ war, beweist die vorliegende Einspielung seiner drei Klaviertrios und der 6 Stücke für Violoncello und Klavier op. 66 durch das Hyperion-Trio von etwas unebener Qualität.
Nos. 4, 5, 6, 10 and 12 Folkwang Kammerorchester Essen • Johannes Klumpp
Mozart Symphonies IV, Nos. 4, 5, 6, 10 and 12
Genuin GEN 25909
1 CD • 67min • 2022
09.02.2025 • 10 10 10
Mozarts ganz frühe Symphonien werden im Konzertsaal kaum gespielt. Sie würden vielleicht öfters aufgeführt werden, würden sie so gespielt, wie es das Folkwang Kammerorchester Essen unter dem hochinspirierten Dirigat von Johannes Klumpp tut. Klumpp ist schon für seine (von Thomas Fey übernommene und dann fertiggestellte) Gesamtaufnahme der Haydn-Symphonien mit den Heidelberger Sinfonikern gefeiert worden. Das Feiern wird kein Ende nehmen, wenn die Gesamtaufnahme aller Mozart-Symphonien mit diesem Orchester abgeschlossen sein wird. Denn Klumpp begreift die frühen Mozart-Symphonien deutlich als dialogisch: „Kantabilität, ‚sprechender‘ Ton, ‚Theaterhaltung‘“ sowie „Analogien zu szenischen Formen“ schreibt Volker Scherliess im „Mozart-Handbuch“ allen Symphonien Mozarts zu und zitiert dabei E.T.A. Hoffmann, der die Symphonie schlechthin als „Oper der Instrumente“ charakterisiert.
Quintet in C D. 956 Maja Lisac Barroso • Quatuor Habanera
Schubert, Quintet in C D. 956
Prospero Classical PROSP0109
1 CD • 49min • 2023
08.02.2025 • 9 10 9
Dass Saxophone "nur" Jazz-Instrumente sind, die möglichst viele Töne in kurzer Zeit spielen können ist ein Klischee. Denn der Erfinder des Instruments, Adolphe Sax, hat mit seiner Kreation ein Instrument geschaffen, das durch seinen riesigen Tonumfang und seine starke Ausdruckskraft auch in anderen Kontexten erfolgreich ist. In den Händen der schweizerisch-slowenischen Saxophonistin und Arrangeurin Maja Lisac Barroso, zusammen mit dem Quatuor Habanera, werden die Grenzen der Möglichkeiten des Saxophons in der Kammermusik noch einmal weiter ausgedehnt – in nichts geringerem als Franz Schuberts Streichquintett D 956 aus seinem Spätwerk.
Missa votiva de Beata Maria Virgine Andrzej Szadejko
Tabulatura Joannis de Lublin, Missa votiva de Beata Maria Virgine
MDG 902 2336-6
1 CD/SACD stereo/surround • 62min • 2019
07.02.2025 • 10 10 10
Eine immense Forschungsarbeit ging diesem Album mit Musik aus der Tabulatur des Jan z Lublina oder Joannis de Lublin, eines polnischen Organisten und Kanonikers des frühen 16. Jahrhunderts, voraus. Der bedeutende Kodex entstand zwischen 1537 und 1548 und enthält auf 520 Seiten neben ein paar Dutzend Tänzen und weltlichen Liedern in mehreren Sprachen ein umfangreiches geistliches Repertoire, zu dem neben Hymnen und Antiphonen etwa drei Orgelmessen gehören. Allein die Entzifferung der schönen Handschrift, von der sich im Beiheft eine Abbildung findet, ist musikwissenschaftlich verdienstvoll.
As Within So Without Lisa Maria Schachtschneider Piano
Planet Earth, As Within So Without
Ars Produktion 38 377
1 CD/SACD stereo/surround • 69min • 2024
06.02.2025 • 9 10 10
Unter dem Titel „Planet Earth“ verbirgt sich der Versuch, den vier klassischen Elementen Wasser, Erde, Luft und Feuer Klavierstücke aus verschiedenen Epochen zuzuordnen und dabei für eine angemessene Frauenquote zu sorgen. Die deutsche Pianistin Lisa Maria Schachtschneider, die in der Schweiz lebt, möchte mit ihrer Auswahl darin erinnern, dass „wir die Elemente nicht nur um uns, sondern auch in uns tragen“.
Georg Philipp Telemann, Kantaten – Französischer Jahrgang Vol. 4
cpo 555 439-2
2 CD • 2h 19min • 2023, 2022
05.02.2025 • 10 10 10
Mit Vol. 4 feiern Felix Koch, die Gutenberg Soloists sowie das Neumeyer Consort „Bergfest“ bei ihrer Mammutunternehmung, den kompletten 1713/14 in Eisenach und ein Jahr später in Frankfurt uraufgeführten „Französischen Jahrgang“ der Herren Georg Philipp Telemann und Erdmann Neumeister auf Tonträgern festzuhalten. Hierbei ermöglicht Nun komm der Heiden Heiland TWV 1:1175 den direkten Vergleich mit der Komposition desselben Textes in Bachs BWV 61.
Bandoneon-Story, Iuliana Münch • André Parfenov • Omar Massa
Naxos 8.551479
1 CD • 53min • 2024
04.02.2025 • 9 9 9
Astor Piazzollas Tango Nuevo prägte eine musikalische Sprache von einzigartiger Intensität – doch gerade seine einschlägigen Charakteristika bergen auch die Gefahr der Erstarrung. Die verführerischen Rhythmen, die schmachtenden Melodien und die dramatischen Spannungskurven haben sich über die Jahre doch auch zu erwartbaren Stereotypen verfestigt. In dieser Situation erweist ein Trio um den Pianisten André Parfenov der Sache einen Dienst, der wie gerufen kommt: Mit vierzehn selbst komponierten Stücken transzendiert der Pianist und Komponist André Parfenov die etablierten Grenzen des Tango-Genres und macht die Tore weit.
Piano Concerto op. 16 • Cello Concerto op. 78 • Zu einem Drama op. 82
Friedrich Gernsheim, Piano Concerto op. 16 • Cello Concerto op. 78 • Zu einem Drama op. 82
cpo 555 152-2
1 CD • 65min • 2017
03.02.2025 • 8 8 8
Ein Mensch, der besonders witzig erscheinen wollte, hat Friedrich Gernsheim einmal einen „vorauseilenden Epigonen von Brahms“ genannt – vorauseilend deshalb, weil Gernsheims Erste Symphonie ein Jahr vor ihrem Brahms'schen Gegenstück fertig wurde. Nun pflegt sich die Kritik des Etiketts „Epigone“ immer dann zu bedienen, wenn man es sich bequem machen und die Künstler in bestimmte Schubladen einsortieren will. Was aber, wenn das Werk des Künstlers dafür sorgt, dass die Schublade nicht richtig zugehen möchte?
Mozart, Piano Concerto K 491 • «Haffner» Symphony K 385
Ars Produktion 38 667
1 CD • 53min • 2024
02.02.2025 • 10 10 10
ier erklingt ein Mozart, über den nicht allzu viel gesagt, sondern der einfach gehört werden sollte: Alles klingt, ‚spricht‘ und leuchtet, reif und natürlich, überzeugend vom Ersten bis zum Letzen, symphonisch! So realisiert, erscheint die Musik weder ‚geglättet‘ noch unter- oder überspannt, nichtsdestoweniger hoch konzentriert, lebendig gerichtet. Nirgends wird das tiefernste Moll künstlich dionysisch aufgeladen. Schon nach den ersten Taktgruppen des Orchesters und hernach des Klaviereinsatzes – spannend gestaltet sind auch die Pausen! – ist man unter den Händen dieses Pianisten in die Formprozesse hineingezogen.
Der 1988 in München geborene Pianist Yi Lin Jiang widmet sich auf seinem eigenen Label ANCLEF anlässlich des in diesem Jahr gefeierten 150. Geburtstags von Maurice Ravel dessen eigenen Transkriptionen seiner Ballettkompositionen Daphnis et Chloe und La Valse. Dabei handelt es sich im Falle von Daphnis um eine Ersteinspielung. Da beide Transkriptionen vom Schwierigkeitsgrad auf derselben Stufe wie etwa Gaspard de la nuit liegen kann der Pianist hier seine fulminante Technik optimal einsetzen.
Bruckner 3 Version 1877, Philharmonie Festiva • Gerd Schaller
Profil PH24040
1 CD • 54min • 2024
31.01.2025 • 10 10 10
Der 1965 in Bamberg geborene Dirigent Gerd Schaller hat sich in einem Groß-Projekt zum Ziel gesetzt, die Symphonien Bruckners in allen verfügbaren Fassungen einzuspielen. Als idealen Klangkörper gründete er dafür 2008 die „Phiharmonie Festiva“, ein Orchester, in dem ausgewählte Musiker aus verschiedenen deutschen Vereinigungen zusammenkommen. Die Symphonie Nr. 3 wurde im April 2024 im Regentenbau Bad Kissingen als Live-Aufnahme eingespielt, wofür diesmal die meist zu hörende Fassung von 1877 gewählt wurde.
In einer Zeit, in der kulturelle Grenzen oft unüberwindbar scheinen, legt das Ensemble Lignum Vitae unter der Leitung der armenischen Geigerin Lilit Tonoyan eine Einspielung vor, die von der zeitlosen, verbindenden Kraft der Musik kündet. Dafür hat Lilit Tonoyan, die heute in Köln lebt, über 15 Jahre lang die Musiktradition ihres Heimatlandes erforscht. "Armenian Secular Music" offenbart in 23 kunstvoll arrangierten Stücken einen verborgenen Schatz weltlicher armenischer Musik. Die Wurzeln dieser Werke reichen tief in die mittelalterliche Tradition zurück, wo sie von armenischen Barden und Troubadouren – den sogenannten Gusanen – überliefert wurden.
Mozart • Beethoven • Chopin • Schumann Margherita Santi
Fantasies, Mozart • Beethoven • Chopin • Schumann
hänssler CLASSIC HC24043
1 CD • 63min • 2023
29.01.2025 • 8 8 8
Die italienische Pianistin Margerita Santi, 1994 in Verona geboren, hat mit schon 6 Jahren debütiert, dann mit 16 Jahren ihr Studium in Verona abgeschlossen, aber weiterstudiert in Rom, Moskau und Venedig weiterstudiert. In Venedig hat sie einen Master erlangt, 2019 hat sie ein Kommunikationsstudium in Padua beendet. Sie ist also eine sehr bewusste und reflektierte Pianistin.
Bei der Rezeption des deutschsprachigen Prager Juden Hans Winterberg (1901-1991), der nach kurzer Internierung in Theresienstadt 1945 seine zweite Lebenshälfte in Bayern verbrachte, hat sich in den letzten drei Jahren einiges getan. Insbesondere durch den unermüdlichen Einsatz von Winterbergs leiblichem Enkel Peter Kreitmeier und Frank Harders-Wuthenows – sowohl beim Musikverlag Boosey & Hawkes als auch als verantwortlicher Produzent bei eda records – werden viele Werke des Komponisten, nach seinem Tode lange unter Verschluss, nun in erstaunlichem Tempo als Notenmaterial und auf Aufnahmen zugänglich gemacht. Vor allem aber kommt es zunehmend wieder zu Aufführungen seiner Musik.
Mit der fünften Doppel-CD beendet das seit 1986 in unveränderter Besetzung bestehende Vogler-Quartett seine Gesamteinspielung der Streichquartette Antonín Dvořáks für cpo. Auf dem Programm stehen die Quartette Nr. 1, 7 und 11 sowie die beiden Walzer op. 54 (hier mit dem Ad-libitum-Kontrabass eingespielt), bei denen es sich um eigene Arrangements Dvořáks aus einem Zyklus von Klavierwalzern handelt.
to the music of Uroš Krek & Else Marie Pade Danish National Vocal Ensemble • Martina Batič
O Listen!, to the music of Uroš Krek & Else Marie Pade
OUR Recordings 8.226824
1 CD • 68min • 2024
26.01.2025 • 9 9 9
Else Marie Pade (1924-2016) war eine Pionierin der elektronischen Musik in Dänemark, kam dann in den 80er Jahren gleichsam „aus der Mode“, um dann zur Jahrtausendwende von einer jüngeren Generation neu entdeckt zu werden. Das Danish National Vocal Ensemble hat jetzt ihre vorher weniger beachteten Vokalwerke wieder in Erinnerung gerufen. Dessen slowenische Leiterin Martina Batič konfrontiert diese hier mit den Arbeiten ihres slowenischen Landsmanns Uroš Krek (1922-2008), eines unmittelbaren Zeitgenossen Pades.
20th Centura Russian Piano Sonatas, Anastasia Yasko
Ars Produktion ARS 38 669
1 CD • 78min • 2024
25.01.2025 • 9 10 10
Die im russischen Kursk geborene Pianistin Anastasia Yasko, die seit 2018 am Mozarteum in Salzburg unterrichtet, hat im vergangenen Jahr die zweite Folge russischer Klaviersonaten des 20. Jahrhunderts eingespielt, nachdem sie bereits 2018 ein erstes Album mit Werken von Prokofiev, Sviridov, Feinberg und Weinberg veröffentlicht hatte. Mit der ersten Sonate von Rachmaninoff aus dem Jahr 1907 hat sie sich nun eine besonders monumentale Komposition vorgenommen. Die Sonate in d-Moll, die auch nach einer Kürzung durch den Komponisten noch etwa 35 Minuten dauert, folgt den Spuren von Goethes Faust, wenn die drei Sätze, ähnlich wie bei Liszts Faust-Sinfonie, den Figuren Faust, Gretchen und Mephisto gewidmet sind.
Die Bühnenmusik zu Goethes Trauerspiel Egmont (UA 1789), aus der die Ouvertüre noch heute einen festen Platz im Konzertrepertoire hat, dürfte für Beethoven nicht viel mehr als eine Gelegenheitsarbeit bedeutet haben. Entstanden ist sie im Auftrag des Wiener Burgtheaters für eine Inszenierung des Dramas im Juni 1810. Goethe selbst hatte sich schon früher eine musikalische Ummantelung seines Stücks ausbedungen – bestehend aus Ouvertüre, Zwischenaktmusiken, zwei Liedern, einem Melodram und einer abschließenden Siegessymphonie – und darüber mit dem Komponisten Philipp Christoph Kayser noch vor Drucklegung des Textes konkrete Gespräche geführt. Die Partitur ist allerdings nicht erhalten und eine Verwendung der Musik nicht nachgewiesen.
Die serbische Pianistin Dina Stojilković verfügt nicht nur über die Technik, sondern auch über das Gespür, um die höchst anspruchsvollen beiden Bücher der „Goyescas“ nachzuempfinden. Der typisch spanische Tonfall teilt sich ebenso mit wie der in Töne umgesetzte Bilderreichtum der „majos enamorados“ – der verliebten jungen Männer! Temperament und Gefühl sind die Markenzeichen dieser Einspielung.
Die großen Hits der schwedischen Popgruppe ABBA und die Schöpfungen des französischen Barockmeisters Jean-Philippe Rameau werden in der Regel eher selten in einem Atemzug genannt. Doch bei genauerer kulturhistorischer Betrachtung kommt man um eine Einsicht nicht herum: Beide Repertoires spiegeln die populäre Musik ihrer jeweiligen Zeit wider, ja sind auf ihre ganz eigenwillige Art „Pop“-Musik gewesen. So wie Rameaus barocke Tanzsuiten die gesellschaftlichen Salons des frühen 18. Jahrhunderts in Schwung brachten, tanzten die Menschen in den 1970er Jahren zu ABBA auf den Discoflächen weltweit, und auch heute noch lebt der Kult weiter.
Spanish and South American concert music for guitar and bandoneon
La Vida Breve, Spanish and South American concert music for guitar and bandoneon
Kaleidos KAL 6372-2
1 CD • 45min • 2024
21.01.2025 • 9 9 9
In einer Zeit, in der sich die Grenzen zwischen Tradition und Innovation in der Kammermusik zunehmend verwischen, wagen der Gitarrist Florian Kohlscheen und der Bandoneonist Nico Graz mit ihrem Debütalbum mit dem Titel La vida breve eine erfrischende und sehr plausible Neubesetzung eines Repertoires, das bereits einen festen Platz im Konzertkanon hat und sie haben eine sorgfältig arrangierte Auswahl spanischer und südamerikanischer Konzertmusik getroffen. Die Kombination von Gitarre und Bandoneon setzt dabei neue Akzente und verleiht der Musik eine besondere Klangdimension.
Dass Adolf Busch (1891–1952) nicht nur einer der eminentesten Violinisten seiner Zeit war, sondern auch ein respektabler Komponist, ist vielleicht nie völlig vergessen worden; verstärkte Beachtung (etwa in Form von systematischeren CD-Einspielungen) finden seine Werke aber erst seit jüngerer Zeit. In der Tat ist noch der MGG (der entsprechende Band erschien 2000) sein Schaffen lediglich eine Randnotiz wert. In den letzten Jahren waren es vor allem die Labels cpo und Toccata, die eine Reihe von Alben mit Neueinspielungen ausgewählter Kompositionen Buschs herausgebracht haben, zunächst vor allem seiner Kammermusik. Die vorliegende jüngste cpo-CD koppelt nun Buschs Klavierkonzert mit einer Reihe kürzerer Klavierstücke; der Pianistin Florence Millet stehen dabei im Konzert die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach und der deutsch-britische Dirigent David Marlow zur Seite.
Kind of Classic, Nuno Côrte-Real Conductor/Composer
Solo Musica SM471
1 CD • 59min • 2023
19.01.2025 • 8 8 8
Die Auffassung davon, was Musik ausmacht, hat sich im Laufe der Zeit grundlegend verändert. Von den Idealen der Romantik über modernen Minimalismus bis hin zu anderen stilistischen Strömungen des Zeitgeists spiegelt sich eine breite Vielfalt an Meinungen wider. Zunehmend stehen Fragen im Fokus, was klassische Musik heutzutage eigentlich noch bedeutet und wen sie repräsentiert. Die Dominanz von Subkulturen als prägende Musikstile, gefördert durch technologischen Fortschritt, hat ihren Einfluss erweitert. Gleichzeitig haben postmoderne Trends, mit ihren fragmentierten und facettenreichen Ansätzen, eine allmähliche Rückbesinnung auf tonale Kompositionen sowie eine Wiederentdeckung kraftvoller Ausdrucksformen in der Musik angestoßen.
Scarlatti • Liszt • Fauré • Tournier Nora von Marschall
Liebstraum, Scarlatti • Liszt • Fauré • Tournier
Prospero Classical PROSP0105
1 CD • 51min • 2023, 2024
18.01.2025 • 9 9 9
Die 1991 in Düsseldorf geborene Harfenistin Nora von Marschall hat in Düsseldorf, Würzburg und Berlin studiert und ist derzeit Harfenistin am Nationaltheater Mannheim und Dozentin an der Musikhochschule Würzburg. Dies ist ihre erste CD, als Projekt während der Corona-Spielpause ersonnen. Die ausgesuchten Stücke sind lauter Lieblingsstücke, Stücke, zu denen sie eine tiefe persönliche Beziehung hat, schreibt sie im – zweisprachigen – und sehr persönlich gehaltenen und liebevoll gestalteten Booklet.
Les Yeux clos“ – Mit geschlossenen Augen, so lautet der Titel dieser CD, der einem Klavierwerk von Toru Takemitsu entlehnt ist. Das könnte passender kaum sein, beschreibt es doch gleichzeitig die Hörhaltung, in der man diese CD am besten genießt: entspannt, in Ruhe, mit geschlossenen Augen und ganz auf das hörend, was da die Ohren umschmeichelt. Das tut diese Musik nämlich. Die Pianistin Sanna Vaarni hat Werke Takemitsus mit Werken von Olivier Messiaen kombiniert. Die Auszüge aus dem Zyklus 20 Regards sur l’enfant Jésus und Île de feu passen perfekt zu der ebenso demütigen wie sinnlichen Musik des japanischen Komponisten, der wie der Musik Messiaens etwas zutiefst Rituelles, Sakrales zu eigen ist.
Partita E Minor • Chaconne D Minor • Chromatic Fantasia and Fugue D Minor Lea Suter
Johann Sebastian Bach, Partita E Minor • Chaconne D Minor • Chromatic Fantasia and Fugue D Minor
MDG 921 2347-6
1 CD/SACD stereo/surround • 54min • 2024
16.01.2025 • 9 10 9
Die Clavichord-Spezialistin Lea Suter setzt sich in ihrem Booklet-Beitrag vehement dafür ein, Bach`sche Klavierwerke auf ihrem Instrument zu spielen, und sie führt dazu kompetente Stimmen aus der Barockzeit auf, die das Clavichord vor allem für den Klavierunterricht empfehlen.