Quintet in C D. 956 Maja Lisac Barroso • Quatuor Habanera
Schubert, Quintet in C D. 956
Prospero Classical PROSP0109
1 CD • 49min • 2023
08.02.2025 • 9 10 9
Dass Saxophone "nur" Jazz-Instrumente sind, die möglichst viele Töne in kurzer Zeit spielen können ist ein Klischee. Denn der Erfinder des Instruments, Adolphe Sax, hat mit seiner Kreation ein Instrument geschaffen, das durch seinen riesigen Tonumfang und seine starke Ausdruckskraft auch in anderen Kontexten erfolgreich ist. In den Händen der schweizerisch-slowenischen Saxophonistin und Arrangeurin Maja Lisac Barroso, zusammen mit dem Quatuor Habanera, werden die Grenzen der Möglichkeiten des Saxophons in der Kammermusik noch einmal weiter ausgedehnt – in nichts geringerem als Franz Schuberts Streichquintett D 956 aus seinem Spätwerk.
Missa votiva de Beata Maria Virgine Andrzej Szadejko
Tabulatura Joannis de Lublin, Missa votiva de Beata Maria Virgine
MDG 902 2336-6
1 CD/SACD stereo/surround • 62min • 2019
07.02.2025 • 10 10 10
Eine immense Forschungsarbeit ging diesem Album mit Musik aus der Tabulatur des Jan z Lublina oder Joannis de Lublin, eines polnischen Organisten und Kanonikers des frühen 16. Jahrhunderts, voraus. Der bedeutende Kodex entstand zwischen 1537 und 1548 und enthält auf 520 Seiten neben ein paar Dutzend Tänzen und weltlichen Liedern in mehreren Sprachen ein umfangreiches geistliches Repertoire, zu dem neben Hymnen und Antiphonen etwa drei Orgelmessen gehören. Allein die Entzifferung der schönen Handschrift, von der sich im Beiheft eine Abbildung findet, ist musikwissenschaftlich verdienstvoll.
As Within So Without Lisa Maria Schachtschneider Piano
Planet Earth, As Within So Without
Ars Produktion 38 377
1 CD/SACD stereo/surround • 69min • 2024
06.02.2025 • 9 10 10
Unter dem Titel „Planet Earth“ verbirgt sich der Versuch, den vier klassischen Elementen Wasser, Erde, Luft und Feuer Klavierstücke aus verschiedenen Epochen zuzuordnen und dabei für eine angemessene Frauenquote zu sorgen. Die deutsche Pianistin Lisa Maria Schachtschneider, die in der Schweiz lebt, möchte mit ihrer Auswahl darin erinnern, dass „wir die Elemente nicht nur um uns, sondern auch in uns tragen“.
Georg Philipp Telemann, Kantaten – Französischer Jahrgang Vol. 4
cpo 555 439-2
2 CD • 2h 19min • 2023, 2022
05.02.2025 • 10 10 10
Mit Vol. 4 feiern Felix Koch, die Gutenberg Soloists sowie das Neumeyer Consort „Bergfest“ bei ihrer Mammutunternehmung, den kompletten 1713/14 in Eisenach und ein Jahr später in Frankfurt uraufgeführten „Französischen Jahrgang“ der Herren Georg Philipp Telemann und Erdmann Neumeister auf Tonträgern festzuhalten. Hierbei ermöglicht Nun komm der Heiden Heiland TWV 1:1175 den direkten Vergleich mit der Komposition desselben Textes in Bachs BWV 61.
Bandoneon-Story, Iuliana Münch • André Parfenov • Omar Massa
Naxos 8.551479
1 CD • 53min • 2024
04.02.2025 • 9 9 9
Astor Piazzollas Tango Nuevo prägte eine musikalische Sprache von einzigartiger Intensität – doch gerade seine einschlägigen Charakteristika bergen auch die Gefahr der Erstarrung. Die verführerischen Rhythmen, die schmachtenden Melodien und die dramatischen Spannungskurven haben sich über die Jahre doch auch zu erwartbaren Stereotypen verfestigt. In dieser Situation erweist ein Trio um den Pianisten André Parfenov der Sache einen Dienst, der wie gerufen kommt: Mit vierzehn selbst komponierten Stücken transzendiert der Pianist und Komponist André Parfenov die etablierten Grenzen des Tango-Genres und macht die Tore weit.
Piano Concerto op. 16 • Cello Concerto op. 78 • Zu einem Drama op. 82
Friedrich Gernsheim, Piano Concerto op. 16 • Cello Concerto op. 78 • Zu einem Drama op. 82
cpo 555 152-2
1 CD • 65min • 2017
03.02.2025 • 8 8 8
Ein Mensch, der besonders witzig erscheinen wollte, hat Friedrich Gernsheim einmal einen „vorauseilenden Epigonen von Brahms“ genannt – vorauseilend deshalb, weil Gernsheims Erste Symphonie ein Jahr vor ihrem Brahms'schen Gegenstück fertig wurde. Nun pflegt sich die Kritik des Etiketts „Epigone“ immer dann zu bedienen, wenn man es sich bequem machen und die Künstler in bestimmte Schubladen einsortieren will. Was aber, wenn das Werk des Künstlers dafür sorgt, dass die Schublade nicht richtig zugehen möchte?
Mozart, Piano Concerto K 491 • «Haffner» Symphony K 385
Ars Produktion 38 667
1 CD • 53min • 2024
02.02.2025 • 10 10 10
ier erklingt ein Mozart, über den nicht allzu viel gesagt, sondern der einfach gehört werden sollte: Alles klingt, ‚spricht‘ und leuchtet, reif und natürlich, überzeugend vom Ersten bis zum Letzen, symphonisch! So realisiert, erscheint die Musik weder ‚geglättet‘ noch unter- oder überspannt, nichtsdestoweniger hoch konzentriert, lebendig gerichtet. Nirgends wird das tiefernste Moll künstlich dionysisch aufgeladen. Schon nach den ersten Taktgruppen des Orchesters und hernach des Klaviereinsatzes – spannend gestaltet sind auch die Pausen! – ist man unter den Händen dieses Pianisten in die Formprozesse hineingezogen.
Der 1988 in München geborene Pianist Yi Lin Jiang widmet sich auf seinem eigenen Label ANCLEF anlässlich des in diesem Jahr gefeierten 150. Geburtstags von Maurice Ravel dessen eigenen Transkriptionen seiner Ballettkompositionen Daphnis et Chloe und La Valse. Dabei handelt es sich im Falle von Daphnis um eine Ersteinspielung. Da beide Transkriptionen vom Schwierigkeitsgrad auf derselben Stufe wie etwa Gaspard de la nuit liegen kann der Pianist hier seine fulminante Technik optimal einsetzen.
Bruckner 3 Version 1877, Philharmonie Festiva • Gerd Schaller
Profil PH24040
1 CD • 54min • 2024
31.01.2025 • 10 10 10
Der 1965 in Bamberg geborene Dirigent Gerd Schaller hat sich in einem Groß-Projekt zum Ziel gesetzt, die Symphonien Bruckners in allen verfügbaren Fassungen einzuspielen. Als idealen Klangkörper gründete er dafür 2008 die „Phiharmonie Festiva“, ein Orchester, in dem ausgewählte Musiker aus verschiedenen deutschen Vereinigungen zusammenkommen. Die Symphonie Nr. 3 wurde im April 2024 im Regentenbau Bad Kissingen als Live-Aufnahme eingespielt, wofür diesmal die meist zu hörende Fassung von 1877 gewählt wurde.
In einer Zeit, in der kulturelle Grenzen oft unüberwindbar scheinen, legt das Ensemble Lignum Vitae unter der Leitung der armenischen Geigerin Lilit Tonoyan eine Einspielung vor, die von der zeitlosen, verbindenden Kraft der Musik kündet. Dafür hat Lilit Tonoyan, die heute in Köln lebt, über 15 Jahre lang die Musiktradition ihres Heimatlandes erforscht. "Armenian Secular Music" offenbart in 23 kunstvoll arrangierten Stücken einen verborgenen Schatz weltlicher armenischer Musik. Die Wurzeln dieser Werke reichen tief in die mittelalterliche Tradition zurück, wo sie von armenischen Barden und Troubadouren – den sogenannten Gusanen – überliefert wurden.
Mozart • Beethoven • Chopin • Schumann Margherita Santi
Fantasies, Mozart • Beethoven • Chopin • Schumann
hänssler CLASSIC HC24043
1 CD • 63min • 2023
29.01.2025 • 8 8 8
Die italienische Pianistin Margerita Santi, 1994 in Verona geboren, hat mit schon 6 Jahren debütiert, dann mit 16 Jahren ihr Studium in Verona abgeschlossen, aber weiterstudiert in Rom, Moskau und Venedig weiterstudiert. In Venedig hat sie einen Master erlangt, 2019 hat sie ein Kommunikationsstudium in Padua beendet. Sie ist also eine sehr bewusste und reflektierte Pianistin.
Bei der Rezeption des deutschsprachigen Prager Juden Hans Winterberg (1901-1991), der nach kurzer Internierung in Theresienstadt 1945 seine zweite Lebenshälfte in Bayern verbrachte, hat sich in den letzten drei Jahren einiges getan. Insbesondere durch den unermüdlichen Einsatz von Winterbergs leiblichem Enkel Peter Kreitmeier und Frank Harders-Wuthenows – sowohl beim Musikverlag Boosey & Hawkes als auch als verantwortlicher Produzent bei eda records – werden viele Werke des Komponisten, nach seinem Tode lange unter Verschluss, nun in erstaunlichem Tempo als Notenmaterial und auf Aufnahmen zugänglich gemacht. Vor allem aber kommt es zunehmend wieder zu Aufführungen seiner Musik.
Mit der fünften Doppel-CD beendet das seit 1986 in unveränderter Besetzung bestehende Vogler-Quartett seine Gesamteinspielung der Streichquartette Antonín Dvořáks für cpo. Auf dem Programm stehen die Quartette Nr. 1, 7 und 11 sowie die beiden Walzer op. 54 (hier mit dem Ad-libitum-Kontrabass eingespielt), bei denen es sich um eigene Arrangements Dvořáks aus einem Zyklus von Klavierwalzern handelt.
to the music of Uroš Krek & Else Marie Pade Danish National Vocal Ensemble • Martina Batič
O Listen!, to the music of Uroš Krek & Else Marie Pade
OUR Recordings 8.226824
1 CD • 68min • 2024
26.01.2025 • 9 9 9
Else Marie Pade (1924-2016) war eine Pionierin der elektronischen Musik in Dänemark, kam dann in den 80er Jahren gleichsam „aus der Mode“, um dann zur Jahrtausendwende von einer jüngeren Generation neu entdeckt zu werden. Das Danish National Vocal Ensemble hat jetzt ihre vorher weniger beachteten Vokalwerke wieder in Erinnerung gerufen. Dessen slowenische Leiterin Martina Batič konfrontiert diese hier mit den Arbeiten ihres slowenischen Landsmanns Uroš Krek (1922-2008), eines unmittelbaren Zeitgenossen Pades.
20th Centura Russian Piano Sonatas, Anastasia Yasko
Ars Produktion ARS 38 669
1 CD • 78min • 2024
25.01.2025 • 9 10 10
Die im russischen Kursk geborene Pianistin Anastasia Yasko, die seit 2018 am Mozarteum in Salzburg unterrichtet, hat im vergangenen Jahr die zweite Folge russischer Klaviersonaten des 20. Jahrhunderts eingespielt, nachdem sie bereits 2018 ein erstes Album mit Werken von Prokofiev, Sviridov, Feinberg und Weinberg veröffentlicht hatte. Mit der ersten Sonate von Rachmaninoff aus dem Jahr 1907 hat sie sich nun eine besonders monumentale Komposition vorgenommen. Die Sonate in d-Moll, die auch nach einer Kürzung durch den Komponisten noch etwa 35 Minuten dauert, folgt den Spuren von Goethes Faust, wenn die drei Sätze, ähnlich wie bei Liszts Faust-Sinfonie, den Figuren Faust, Gretchen und Mephisto gewidmet sind.
Die Bühnenmusik zu Goethes Trauerspiel Egmont (UA 1789), aus der die Ouvertüre noch heute einen festen Platz im Konzertrepertoire hat, dürfte für Beethoven nicht viel mehr als eine Gelegenheitsarbeit bedeutet haben. Entstanden ist sie im Auftrag des Wiener Burgtheaters für eine Inszenierung des Dramas im Juni 1810. Goethe selbst hatte sich schon früher eine musikalische Ummantelung seines Stücks ausbedungen – bestehend aus Ouvertüre, Zwischenaktmusiken, zwei Liedern, einem Melodram und einer abschließenden Siegessymphonie – und darüber mit dem Komponisten Philipp Christoph Kayser noch vor Drucklegung des Textes konkrete Gespräche geführt. Die Partitur ist allerdings nicht erhalten und eine Verwendung der Musik nicht nachgewiesen.
Die serbische Pianistin Dina Stojilković verfügt nicht nur über die Technik, sondern auch über das Gespür, um die höchst anspruchsvollen beiden Bücher der „Goyescas“ nachzuempfinden. Der typisch spanische Tonfall teilt sich ebenso mit wie der in Töne umgesetzte Bilderreichtum der „majos enamorados“ – der verliebten jungen Männer! Temperament und Gefühl sind die Markenzeichen dieser Einspielung.
Die großen Hits der schwedischen Popgruppe ABBA und die Schöpfungen des französischen Barockmeisters Jean-Philippe Rameau werden in der Regel eher selten in einem Atemzug genannt. Doch bei genauerer kulturhistorischer Betrachtung kommt man um eine Einsicht nicht herum: Beide Repertoires spiegeln die populäre Musik ihrer jeweiligen Zeit wider, ja sind auf ihre ganz eigenwillige Art „Pop“-Musik gewesen. So wie Rameaus barocke Tanzsuiten die gesellschaftlichen Salons des frühen 18. Jahrhunderts in Schwung brachten, tanzten die Menschen in den 1970er Jahren zu ABBA auf den Discoflächen weltweit, und auch heute noch lebt der Kult weiter.
Spanish and South American concert music for guitar and bandoneon
La Vida Breve, Spanish and South American concert music for guitar and bandoneon
Kaleidos KAL 6372-2
1 CD • 45min • 2024
21.01.2025 • 9 9 9
In einer Zeit, in der sich die Grenzen zwischen Tradition und Innovation in der Kammermusik zunehmend verwischen, wagen der Gitarrist Florian Kohlscheen und der Bandoneonist Nico Graz mit ihrem Debütalbum mit dem Titel La vida breve eine erfrischende und sehr plausible Neubesetzung eines Repertoires, das bereits einen festen Platz im Konzertkanon hat und sie haben eine sorgfältig arrangierte Auswahl spanischer und südamerikanischer Konzertmusik getroffen. Die Kombination von Gitarre und Bandoneon setzt dabei neue Akzente und verleiht der Musik eine besondere Klangdimension.
Dass Adolf Busch (1891–1952) nicht nur einer der eminentesten Violinisten seiner Zeit war, sondern auch ein respektabler Komponist, ist vielleicht nie völlig vergessen worden; verstärkte Beachtung (etwa in Form von systematischeren CD-Einspielungen) finden seine Werke aber erst seit jüngerer Zeit. In der Tat ist noch der MGG (der entsprechende Band erschien 2000) sein Schaffen lediglich eine Randnotiz wert. In den letzten Jahren waren es vor allem die Labels cpo und Toccata, die eine Reihe von Alben mit Neueinspielungen ausgewählter Kompositionen Buschs herausgebracht haben, zunächst vor allem seiner Kammermusik. Die vorliegende jüngste cpo-CD koppelt nun Buschs Klavierkonzert mit einer Reihe kürzerer Klavierstücke; der Pianistin Florence Millet stehen dabei im Konzert die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach und der deutsch-britische Dirigent David Marlow zur Seite.
Kind of Classic, Nuno Côrte-Real Conductor/Composer
Solo Musica SM471
1 CD • 59min • 2023
19.01.2025 • 8 8 8
Die Auffassung davon, was Musik ausmacht, hat sich im Laufe der Zeit grundlegend verändert. Von den Idealen der Romantik über modernen Minimalismus bis hin zu anderen stilistischen Strömungen des Zeitgeists spiegelt sich eine breite Vielfalt an Meinungen wider. Zunehmend stehen Fragen im Fokus, was klassische Musik heutzutage eigentlich noch bedeutet und wen sie repräsentiert. Die Dominanz von Subkulturen als prägende Musikstile, gefördert durch technologischen Fortschritt, hat ihren Einfluss erweitert. Gleichzeitig haben postmoderne Trends, mit ihren fragmentierten und facettenreichen Ansätzen, eine allmähliche Rückbesinnung auf tonale Kompositionen sowie eine Wiederentdeckung kraftvoller Ausdrucksformen in der Musik angestoßen.
Scarlatti • Liszt • Fauré • Tournier Nora von Marschall
Liebstraum, Scarlatti • Liszt • Fauré • Tournier
Prospero Classical PROSP0105
1 CD • 51min • 2023, 2024
18.01.2025 • 9 9 9
Die 1991 in Düsseldorf geborene Harfenistin Nora von Marschall hat in Düsseldorf, Würzburg und Berlin studiert und ist derzeit Harfenistin am Nationaltheater Mannheim und Dozentin an der Musikhochschule Würzburg. Dies ist ihre erste CD, als Projekt während der Corona-Spielpause ersonnen. Die ausgesuchten Stücke sind lauter Lieblingsstücke, Stücke, zu denen sie eine tiefe persönliche Beziehung hat, schreibt sie im – zweisprachigen – und sehr persönlich gehaltenen und liebevoll gestalteten Booklet.
Les Yeux clos“ – Mit geschlossenen Augen, so lautet der Titel dieser CD, der einem Klavierwerk von Toru Takemitsu entlehnt ist. Das könnte passender kaum sein, beschreibt es doch gleichzeitig die Hörhaltung, in der man diese CD am besten genießt: entspannt, in Ruhe, mit geschlossenen Augen und ganz auf das hörend, was da die Ohren umschmeichelt. Das tut diese Musik nämlich. Die Pianistin Sanna Vaarni hat Werke Takemitsus mit Werken von Olivier Messiaen kombiniert. Die Auszüge aus dem Zyklus 20 Regards sur l’enfant Jésus und Île de feu passen perfekt zu der ebenso demütigen wie sinnlichen Musik des japanischen Komponisten, der wie der Musik Messiaens etwas zutiefst Rituelles, Sakrales zu eigen ist.
Partita E Minor • Chaconne D Minor • Chromatic Fantasia and Fugue D Minor Lea Suter
Johann Sebastian Bach, Partita E Minor • Chaconne D Minor • Chromatic Fantasia and Fugue D Minor
MDG 921 2347-6
1 CD/SACD stereo/surround • 54min • 2024
16.01.2025 • 9 10 9
Die Clavichord-Spezialistin Lea Suter setzt sich in ihrem Booklet-Beitrag vehement dafür ein, Bach`sche Klavierwerke auf ihrem Instrument zu spielen, und sie führt dazu kompetente Stimmen aus der Barockzeit auf, die das Clavichord vor allem für den Klavierunterricht empfehlen.
Nach Archilochos und Isaiah Berlin kennt der Fuchs viele verschiedene Sachen, der Igel nur eine große. Dieser Einteilung der Künstler und Denker folgend, erscheint der Wiener Komponist Wilhelm Grosz, der, nachdem er vor den Nationalsozialisten hatte fliehen müssen, 1939 viel zu früh im amerikanischen Exil starb, als archetypischer „Fuchs“. Sein Schaffen erstreckt sich auf eine Vielzahl unterschiedlichster Gebiete und spiegelt die Vielseitigkeit seines Autors wieder, der mit einer musikwissenschaftlichen Arbeit über Mozarts Fugen promoviert wurde, als Pianist wie als Dirigent gleichermaßen erfolgreich war, und schließlich zur Ultraphon-Schallplattengesellschaft fand, für die er bis 1933 als Aufnahmeleiter arbeitete. Gleichermaßen traditionsbewusst wie aufgeschlossen für neue Möglichkeiten künstlerischer Aussage, war Grosz das Gegenteil eines weltabgewandten Künstlers, der im stillen Kämmerlein für sich allein und vielleicht noch einen Zirkel Eingeweihter schreibt.
Nahuel Di Pierro Ensemble Diderot | Johannes Pramsohler
Fra l'ombre e gl'orrori, Nahuel Di Pierro
Audax Records ADX11210
1 CD • 74min • 2023
14.01.2025 • 9 10 9
„Väter, Götter, Philosophen, Kaiser, Zauberer ... Die Bassstimme wird auf der Opernbühne meist eingesetzt, um Adel und Autorität zu vermitteln. Obwohl sie oft den Ruhe- und Angelpunkt einer gesamten Oper bildet und ihre Tiefe, Kraft und Sanftheit bereits im Barock regelmäßig hervorgehoben wurden, stehen Basssänger meist nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit. In diesem für Nahuel Di Pierro maßgeschneiderten Rezital tritt die Bassstimme … ins Rampenlicht“. So stellt das Label Audax seine Veröffentlichung mit Arien für Bass und opernhafter Orchestermusk vor. Dabei kommt der Stimme von Nahuel Di Pierro besondere Bedeutung zu: Sein volltönender Bass erfüllt dieses Programm mit klanglichem Leben.
Paul Büttner, Symphony No. 2 • A Vision • Heroic Overture
cpo 555 482-2
1 CD • 73min • 2022
13.01.2025 • 10 10 10
Mit Paul Büttner (1870‒1943) widmet sich der Dirigent Jörg-Peter Weigle einem der vielen heute vergessenen Komponisten, die im zwanzigsten Jahrhundert die Symphonik in klassisch-romantischer Tradition weitergeführt haben. Der Dresdner Büttner stammte aus einfachen Verhältnissen, was sich in seinem jahrzehntelangen Einsatz für die musikalische Bildung der Arbeiterschaft widerspiegelt und den seit 1907 mit Unterbrechungen am Dresdner Konservatorium wirkenden Pädagogen – ab 1924 als künstlerischer Direktor – und bekennenden Sozialdemokraten unter den Nazis 1933 die Stellung kostete. Seine musikalisch völlig unbedenkliche Kunst war fortan unerwünscht. Büttners jüdische Frau Eva saß ab 1922 sogar für die SPD im sächsischen Landtag, überlebte nach dem Tod ihres Gatten den Rassenwahn nur mit Glück und setze sich später in der DDR für die Pflege von dessen Werk ein. Trotzdem schaffte es bislang nur eine ältere Eterna-Aufnahme von Büttners 4. Symphonie auf CD (Sterling).
In den 1930er Jahren verhalf der russische Komponist Alexander Glasunow der neuartigen Besetzung von vier Saxophonen verschiedener Register zum Durchbruch. Seither wurde daraus eine Standardformation der Kammermusik, der sich auch das Audax Saxophonquartett verpflichtet fühlt. Die vier Damen an Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon machen sich entschlossen auf den Weg, um ihrem Namen gerecht zu werden – das lateinische „audax“ heißt „mutig“. Christina Bernard, Ann-Kathrin Grammel, Annalena Neu und Regina Reiter lernten sich als Musikstudentinnen in Würzburg kennen. 2019 vereinten sie sich zum Audax Saxophonquartett. Drei Jahre später erschien ihre Debüt-CD, eine Verbeugung vor Glasunow, dem erwähnten Pionier des klassischen Saxophons.
Bolko von Hochberg, String Quartets op. 22 & op. 27/1 | Piano Quartet op. 37
eda records EDA 052
1 CD • 79min • 2023
11.01.2025 • 9 10 10
Ähnlich wie der nur wenige Monate jüngere, lange überschätzte Heinrich von Herzogenberg (1843-1900), oder der 12 Jahre später geborene Heinrich XXIV. Prinz Reuss von Köstritz (1855-1910, nicht zu verwechseln mit dem derzeit wegen Revolutionsfantasien verhafteten gleichnamigen heutigen Prinzen), ist Hans Heinrich XXIV. Bolko Graf von Hochberg (1843-1926) einer jener Adligen, welche den hohen Stand der gelehrten Kompositionskunst konservativ-klassizistischer Couleur der Zeit zwischen Bruckner/Brahms und Mahler/Strauss im deutschsprachigen Raum belegen. Der gebürtige Schlesier studierte bei dem Kontrapunktpapst Friedrich Kiel in Berlin, gründete 1876 die Schlesischen Musikfeste und war von 1886 bis 1902 General-Intendant der Königlichen Schauspiele in Berlin, also auch der Preußischen Hofoper, wo er 1898 Richard Strauss als Hofkapellmeister engagierte.
Lieder von Schubert und Klemmstein, Christian Hilz • Dorian Kleinhack
Hey!Classics LC 29640
1 CD • 60min • 2024
10.01.2025 • 8 8 8
Vor ein paar Jahren haben der Bariton Christian Hilz und der Pianist und Dirigent Dorian Keilhack, die sich schon seit der Schulzeit kennen, eine CD mit Liedern des ehemaligen Bratschisten Eberhard Klemmstein (Jg. 1941) aufgenommen, der erst im reifen Alter zu komponieren begann und in den letzten vier Jahrzehnten ein sehr vielseitiges Œuvre geschaffen hat (vgl. KH v. 12.01.2023 www.klassik-heute.de/4daction/www_medien_einzeln?id=24225&Kompo44147). Das nun vorgelegte zweite gemeinsame Album kann in gewisser Weise als Fortsetzung gelten, diesmal konfrontiert es sieben Klemmstein-Lieder aus jüngster Zeit mit acht thematisch verwandten Liedern von Franz Schubert und schlägt damit eine Brücke über zwei Jahrhunderte.