Vítězslav Novák
Piano Concerto • Signorina Gioventu • Nikotina
cpo 555 359-2
1 CD • 64min • 2023
17.12.2025
Künstlerische Qualität:![]()
Klangqualität:![]()
Gesamteindruck:![]()
Der tschechische Komponist Vítěslav Novák (1870 – 1949) war zeitweise Schüler von Antonín Dvořák. Dass er von seinem Lehrer eine Menge gelernt hat, ist aus seinem frühen, 1895 komponierten Klavierkonzert zu erkennen, das erst zwanzig Jahre später in Prag uraufgeführt wurde. Das aus drei ineinander übergehenden Sätzen bestehende Werk erinnert in Diktion und Instrumentierung an den berühmten Lehrer, kann es aber an Erfindungsreichtum mit dessen Orchesterwerken nicht aufnehmen. Allzu kurzatmig wirken viele Abschnitte, auch wenn der Klavierpart virtuose wie eingängige Passagen bietet und die Orchesterpartitur farbig angelegt ist. Aus der Ferne lässt Chopin grüßen, dessen Einfluss durchaus erkennbar ist.
Neuaufnahme selten aufgeführter Werke
Der deutsche Pianist Oliver Triendl widmet sich seiner Aufgabe mit Brillanz und Sentiment, wuchtig in den Oktav- und Akkordsequenzen, delikat in den lyrischen Teilen. Das Zusammenspiel mit der Janáček-Philharmonie unter dem souveränen Dirigenten Borowicz verläuft exakt, auch wenn die Tutti-Stellen zuweilen recht robust daherkommen. Insgesamt ist es zu begrüßen, dass das selten zu hörende Stück nun in einer Neuaufnahme vorliegt.
Groteskes und Exotisches
Wie aus einer anderen Welt kommen die beiden Ballettpantomimen op. 58 und op. 59 daher, die Novák in den Jahren 1928/29 geschaffen hat. Die fantastischen Libretti waren für ihn Anreiz, alle Register des Grotesken und Exotischen zu ziehen und damit auch in Richtung der Neuen Musik vorzudringen. Die Begegnung eines armen Schreibers im bunten Karnevalstreiben mit der verführerischen „Signorina Gioventù“ endet tragisch, ein Klosterbruder erlebt dagegen im Traum, wie aus seiner Tabaksdose die hübsche „Nikotina“ ersteht, mit der es zu komischen Abenteuern kommt. Beide Ballette sind für die Einspielung zu handlichen Suiten verkürzt, so dass man gleichsam die Moral von den Geschichten erfährt. Mit viel Humor wandelt Novák alle möglichen Tanzformen in moderne Karikaturen um, dem Orchester bunte Eskapaden zumutend und dabei auch anzügliche, parodistische Zitate nicht scheuend. So taucht etwa mit Nikotina der berühmte Schlager La Paloma auf, in kontrapunktisch gewürzter Form. Die Janáček-Philharmonie aus Ostrava hat offensichtlich großes Vergnügen daran, die von Łukasz Borowicz und Václav Talich bearbeiteten Suiten akustisch wirksam in Szene zu setzen!
Das Booklet (deutsch und englisch) geht ausführlich auf die Biografie Nováks ein und bietet gründliche Informationen zu den eingespielten Werken.
Prof. Klaus Trapp [17.12.2025]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
| Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
|---|---|---|
| CD/SACD 1 | ||
| Vítězslav Novák | ||
| 1 | Klavierkonzert e-Moll | 00:27:37 |
| 4 | Signorina Gioventu (Suite) | 00:16:11 |
| 8 | Nikotina (Suite) | 00:20:09 |
Interpreten der Einspielung
- Oliver Triendl (Klavier)
- Janáček Philharmonic Ostrava (Orchester)
- Łukasz Borowicz (Dirigent)
