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Besprechung CD

Johann Ludwig Krebs

Six Sonatas for Organ
Christian Schmitt

cpo 777 888-2

1 CD • 55min • 2013

03.11.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Eine Orgel-CD zaubert einem beim Hören nicht unbedingt ein Lächeln ins Gesicht. Diese CD mit Orgel-Sonaten von Johann Ludwig Krebs schon. Wobei der Begriff „Orgel-Sonate“ hier eigentlich falsch ist, denn die Sonaten WV 832-837 sind eigentlich für Klavier oder Cembalo gedacht. Sie sind zwei- bis dreistimmig und hochformatig in zwei Systemen gedruckt, was den Verfasser des Booklets, den promovierten Musikjournalisten, Musikproduzenten und ehemaligen Musikdirektor der Ansbacher Bachwoche, Andreas Bomba, dazu brachte festzustellen, dass dies „einer Adaption auf die Orgel nicht widerspricht“. Der gefeierte Organist Christian Schmitt nahm dies zum Anlass, diese Sonaten auf einer Orgel einzuspielen. Das Instrument ist die Creutzburg-Orgel in der Basilika St. Cyriakus in Duderstadt von 1733, die mit drei Manualen und 41 Registern die größte aller Creutzburg-Orgeln ist. Die Disposition ist im Booklet abgedruckt. Sehr professionell und gelungen ist die räumliche Aufnahme, die sowohl die Orgel ins rechte Licht rückt als auch den Raumklang miteinbezieht.

Galanterie-Sächelchen für Frauenzimmer

Johann Ludwig Krebs (1713-1780) gilt als einer der Bach-Nachfolger, der ihm nahezu ebenbürtig erscheint. Bach hat sogar Klavierwerke von ihm in Kommission verkauft, „unterschiedene Galanterie-Sächelchen…, welche auch vor das Frauenzimmer gantz leicht und practicable sein.“ Schmitt stellt dazu fest, dass diese „Galanterie-Sächelchen“ reizvoll seien und sich leicht anhörten, aber „ihre Tücken erst beim Üben zu erkennen geben“. Reizvoll und galant hören sich alle sechs Sonaten an, Krebs zeigt hier seine Vorliebe für tanzfreudig-fröhliche Tripeltakte, viele Verzierungen lassen an rauschende Reifröcke und hohe Puderperücken denken.

Elegantes, flüssiges und höfisch beschwingtes Spiel

Christian Schmitt spielt die Sonaten elegant, flüssig und höfisch beschwingt, phrasiert sehr lebendig und atmend natürlich – manchmal schwingt der Oberkörper des Hörers unwillkürlich mit. Er genießt die vielen Verzierungen so, dass man meint, beim Spielen sein Schmunzeln vor sich zu sehen. Er spielt höchst transparent, so dass man das sequenzierende Fortschreiten der Harmonik hört, lässt die oftmalige dialogische Struktur von Bass und Diskant deutlich werden, spielt mit den Trillern und Triolen und den eingebauten Echo-Effekten. Die Tripeltakte kommen bald punktiert trippelnd, bald fröhlich lärmend. Die oft glitzernd-strahlende Registrierung verbrämt gnädig so manche kompositorische Banalitäten wie Tonrepetitionen im Bass (so in der D-Dur-Sonate WV 835, Track 10). Ausdrucks- und bedeutungsvoll spielt Christian Schmitt die langsamen Zwischensätze, die Phrasen aussingend und geschickt die Manuale mit verschiedenen Registern wechselnd.

Fazit: Eine Aufnahme, die zeigt, wie Johann Ludwig Krebs schon ins Rokoko-Zeitalter schreitet, und die aufzeigt, was für Hübschheiten Krebs für Orgelkonzerte bietet.

Rainer W. Janka [03.11.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Ludwig Krebs
1Sonata Nr. 1 C-Dur Krebs-WV 832 00:08:08
4Sonata Nr. 2 G-Dur Krebs-WV 833 00:09:51
7Sonata Nr. 3 B-Dur Krebs-WV 834 00:09:15
10Sonata Nr. 4 D-Dur Krebs-WV 835 00:07:43
13Sonata Nr. 5 F-Dur Krebs-WV 836 00:10:07
16Sonata Nr. 6 d-Moll Krebs-WV 837 00:10:07

Interpreten der Einspielung

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