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Besprechung CD

Love And Loss

Elena Firsova & Dmitri Smirnov
Rudersdal Chamber Players

OUR Recordings 8.226932

1 CD • 55min • 2025

24.09.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die dänischen Rudersdal Chamber Players gehören zu Skandinaviens führenden Ensembles für zeitgenössische Musik. Ihre neue Aufnahme „Love and Loss“ ist eine Hommage an das Komponisten-Paar Elena Firsova und Dmitri Smirnov. Die beiden lernten sich in den frühen Siebzigern während des Studiums am Moskauer Konservatorium kennen. Ihre nonkonformistischen Werke landeten auf einer „Schwarzen Liste“. Als die Sowjetunion in den letzten Zügen lag, zogen sie nach London. 2019 nahmen die Rudersdal Chamber Players ihre Kooperation mit dem Paar auf, die jedoch im Falle von Smirnow nicht lange währen sollte. 2020 starb der Komponist an Covid. Mit der Witwe Elena Firsova arbeitet das Ensemble nach wie vor eng zusammen.

Von Moskau nach London

Auf „Love and Loss“ konzentrieren sich die Rudersdal Chamber Players auf ihre vierköpfige Kern-Besetzung aus Geige, Bratsche, Cello und Klavier. In Smirnovs 1991 entstandenem Quartett Abel gesellt sich der Klarinettist Jonas Frølund hinzu. Das Quartett bezieht sich auf William Blakes schockierendes Gemälde „Der Leichnam Abels, gefunden von Adam und Eva“. Jedes der vier Instrumente – Klarinette, Geige, Cello und Klavier – steht für eine der Figuren auf dem Bild.

Die Musik beschwört jene dramatische Szene herauf, in der Adam und Eva ihren toten Sohn finden. Abel wird von der klagenden Klarinette verkörpert. Hämmernde Klaviercluster illustrieren das nagende Schuldgefühl Kains.

In seinem fast zwei Jahrzehnte später vollendeten Klavierquartett to be or not to be... nimmt Smirnov den berühmten Monolog aus Shakespeares Hamlet als Ausgangspunkt. In dieser düsteren Meditation über Angst, Schuld und Zweifel steht die Viola im Vordergrund. Mit ernstem, geradezu grimmigem Tonfall greift Bratschistin Marie Stockmarr Becker den Gedankenfluss und die Silbenstruktur des berühmten Monologs auf.

Es folgt Elena Firsovas Quartett Four Seasons, von 2019, das in vier Sätzen die Jahreszeiten darstellt. Die Rudersdal Chamber Players legen viel Engagement und Ausdruck in die zarten Texturen und kantablen Linien.

Trauerarbeit im Quartett

Das Album endet mit dem Quartet for the Time of Grief, wo Elena Firsova den Tod ihres Ehemanns Smirnov verarbeitete. Neben Trauer ist hier auch die weltweite Erstarrung im Lockdown musikalisch eingefangen. Nicht nur die Besetzung mit Klarinette, Geige, Cello und Klavier verweist auf Olivier Messiaens berühmtes Quatuor pour la Fin du Temps; Firsova verwendet auch dessen markante punktierte Rhythmen.

Vom ersten bis zum letzten Ton bietet dieses Album intensive, dringliche, wahrhaftig Musik, die jegliche oberflächliche Gefälligkeit hinter sich lässt. Die Rudersdal-Musiker arbeiten die verschiedenen atmosphärischen und emotionalen Facetten sehr genau heraus und verdichten sie zu poetischer Schönheit. Angesichts der engen Zusammenarbeit des Ensembles mit den Komponisten ist anzunehmen, dass man diese Werke kaum überzeugender und präziser vernehmen kann.

Antje Rößler [24.09.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Dmitrij Smirnov
1Abel 00:13:15
2to be or not to be... 00:15:06
Elena Firsova
3Klavierquartett Nr. 2 (Four Seasons) 00:16:04
7Quartet for the Time of Grief 00:10:22

Interpreten der Einspielung

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