Johann Carl Eschmann
Licht und Schatten
Piano Works
Prospero Classical PROSP0102
1 CD • 68min • 2023
04.01.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Felix Mendelssohn attestierte dem Zürcher Komponisten Johann Carl Eschmann (1826-1882) ein „unverkennbares, bedeutendes Talent“. Dennoch ist er sogar in seiner Schweizer Heimat ein Unbekannter geblieben. Die Pianistin Anna Reichert will das ändern, indem sie Eschmann ihr neues Album widmete. Sie beschäftigte sich schon vor zehn Jahren bei ihrem Master-Abschluss an der Zürcher Hochschule der Künste mit Eschmanns Klavierwerk Eschmanns. Seither steht dessen Musik im Zentrum ihres Schaffens. Den klugen, informativen Text im Beiheft hat die Pianistin selbst geschrieben.
Freund von Brahms und Wagner
Darin erfahren wir, dass Eschmann zu den wenigen Künstlern gehörte, die sowohl mit Wagner als auch mit Brahms befreundet waren. Nach dem Studium bei Mendelssohn in Leipzig war er in Zürich als Klavierpädagoge und Chordirigent tätig. Während Richard Wagners Zürich-Exil gehörte er zu dessen Freundeskreis. Später war er mit Johannes Brahms befreundet, der ihn seinem Verleger Simrock empfahl. Eschmann, der nur 56 Jahre alt wurde, hinterließ vorwiegend Lieder, Klavierstücke und klein besetzte Kammermusik.
Anna Reichert beleuchtet mit ihrer CD die künstlerische Entwicklung und Vielseitigkeit dieses Komponisten. Sie beginnt mit kurzen Einzelstücken aus dessen frühen Zyklen, die poetische Titel tragen: Grillenfang, Trösteinsamkeit und Frühlingsblüthen. Eschmanns Vorbilder Mendelssohn und Schumann sind hier deutlich erkennbar.
Charakterstücke über Grillen und Blüten
Im Zentrum stehen zwei Zyklen aus einer späteren Schaffensphase: die sechs Stücke Licht und Schatten op. 62 und das dreiteilige Trifolium op. 64, die in ihrer Tonsprache Brahms ähneln, aber auch persönliche Eigenheiten offenbaren. Licht und Schatten ist jenes Werk, mit dem Brahms seinen Freund Eschmann dem Berliner Verleger Simrock ans Herz legte.
Anna Reichert nimmt den Hörer für Eschmanns noblen, zurückhaltenden, lyrischen Tonfall ein, der nicht auf spätromantische Opulenz und virtuoses Zurschaustellen setzt. Die Pianistin musiziert mit großem Charme, nuancenreich und gefühlvoll; in jedem Takt vernimmt man ihre innige Vertrautheit mit Eschmanns Musik. Aufnahmetechnisch ist dieses Album ebenfalls mustergültig gelungen.
Antje Rößler [04.01.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Carl Eschmann | ||
1 | Grillenfang op. 35, II. Nr. 3 Allegretto scherzando | 00:02:17 |
2 | Grillenfang op. 35, I. Nr. 2 Sehr rasch, leicht, luftig | 00:01:10 |
3 | Trösteinsamkeit op. 37, VII. Allegro, agitato | 00:00:59 |
4 | Trösteinsamkeit op. 37, VIII. Gemütlich, gebunden | 00:03:22 |
5 | Trifolium op. 64 | 00:19:57 |
8 | Frühlingsblüthen op. 14, I. An den Mond | 00:03:45 |
9 | Frühlingsblüthen op. 14, II. In der Nacht | 00:02:23 |
10 | Licht und Schatten op. 62 | 00:33:37 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Reichert (Klavier)