Johann Grabbe
Il Primo Libro de Madrigali
MDG 102 2332-2
1 CD • 55min • 1985
05.11.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Erinnerungen an das Goldene Zeitalter der seinerzeit in zwei Jahrzehnten gereiften historisch informierten Aufführungspraxis ruft diese CD den Freunden der Alten Musik ins Gedächtnis. Denn hier erscheint eine Aufnahme von Neuem, mit der seinerzeit ein erstrangiges Ensemble Literatur vorstellte, die nach Jahrhunderten der Vergessenheit entrissen wurde: Das erste Madrigalbuch von Johann Grabbe (1585-1655) – er teilt nicht unverdient sein Geburtsjahr mit Heinrich Schütz – wurde 1985 eingespielt; jetzt kommt eine Neuauflage auf CD: Sie bedeutet die Würdigung des diesjährigen 80. Geburtstags von Anthony Rooley, der mit seinem Consort of Musicke seinerzeit diese noch noch auf dem damaligen Leitmedium der Schallplatte erschienene Einspielung aufgenommen hat.
Italienische Prägung
Grabbe hat von 1607-1610 während seines Studienaufenthalts bei Giovanni Gabrieli in Venedig entscheidende musikalische Impulse erhalten; genauso wie seine Generationsgenossen Heinrich Schütz (1585-1672) und Mogens Pedersøn (1583-1623) – der Däne war seinerzeit ein wichtiger Komponist im nordalpinen Europa, der auf gleich zwei Reisen Einflüsse aus Italien, der damals überragend bedeutenden europäischen Musiklandschaft empfing und zu einer einflussreichen musikalischen Gestalt am Hof des bedeutenden Königs Christian IV. wurde.
Leicht verspätet
1609 fasste Grabbe seine venezianische künstlerische Ernte in der Sammlung von Madrigalen zusammen, die hier erklingt und rein stilistisch eigentlich musikgeschichtlich etwas verspätet erscheint, was übrigens auch für die Italienischen Madrigale des Kollegen Heinrich Schütz gilt, die 1611 als Frucht seines Italienaufenthalts erschienen. Dennoch: beide Sammlungen sind ebenbürtige Huldigungen der beiden gleichaltrigen Komponisten an die Tradition, in der sie ihre Verankerung empfunden haben.
Erinnerung an eine Blütezeit
Im Rezensenten – er gehörte zur Zeit der Einspielung dieser CD bereits zu den Bewunderern der historisch orientierten Aufführungspraxis, zu deren vorzüglichsten Vertretern ohne jeden Zweifel Anthony Rooley zählt – ruft die vollkommen unaufdringliche Perfektion dieser Aufnahme wehmütige Erinnerungen wach: Wo sind die Zeiten geblieben, in die bescheidenes Zurücktreten der Heutigen mit ihren Ambitionen die eigentliche künstlerische Leistung zu sein schien? Und das gilt gleichermaßen für Interpreten wie Toningenieure: Die tadellose Diktion und vollkommene Ausgeglichenheit im musikalischen Fluss ebenso wie die Gestaltung der polyphonen Tiefe der Musik auf Seiten des Consort of Musicke in dieser ihrer Debüteinspielung (!) finden ihren ebenbürtigen Widerpart in der perfekten Aufzeichnung durch Reimund Grimm und Werner Dabringhaus, die für die Aufzeichnung – eine der ersten ihres Katalogs – manche äußerliche Störung aus dem Weg räumen und ungewöhnliche Lösungen finden mussten: Pionierarbeit auf beiden Seiten und im wahrsten Sinne des Wortes also, deren Mühen sich bis heute auszahlen!
Detmar Huchting [05.11.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Grabbe | ||
1 | Felici amanti, udite | 00:02:16 |
2 | Ardo, mia vita - Però che smisurato | 00:04:33 |
3 | Lasso, perché mi fuggi | 00:02:57 |
4 | Viva fiamma del seno | 00:02:55 |
5 | Ch'io non t'ami | 00:02:58 |
6 | O chiome erranti | 00:02:21 |
7 | Son vivo o morto, Amore | 00:03:06 |
8 | Amai non amo | 00:02:04 |
9 | Cor mio, deh, non languire | 00:03:15 |
10 | Come sei cieco, Amore | 00:02:15 |
11 | Ahi, misera mia vita | 00:03:19 |
12 | Alma afflitta, che fai | 00:02:40 |
13 | O Donna troppa cruda | 00:02:55 |
14 | E tu parti, ben mio | 00:02:52 |
15 | Dolce spirto d'Amore | 00:01:53 |
16 | O Filli, se veder potessi il core | 00:02:31 |
17 | Ah, dispietata Circe | 00:02:23 |
18 | Vero non è, che l'anima mi parta | 00:02:13 |
19 | Ardo sì, ma non t'amo - Ardi e gela | 00:05:00 |
Interpreten der Einspielung
- The Consort of Musicke (Vokalensemble)
- Anthony Rooley (Dirigent)