Ştefan Pop
Verdi Arias
EuroArts 2011077
1 CD • 65min • 2023
20.08.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seit einigen Jahren taucht sein Name immer häufiger auf den Spielplänen der internationalen Opernhäuser auf, ob in London, Berlin, Wien, Paris oder Rom. Eine Bilderbuch-Karriere vom rumänischen Hirtenjungen zum Weltstar der Oper liegt hinter ihm. Jetzt hat er sein erstes Solo-Album herausgebracht, und ich freue mich, sagen zu können: Es kommt nicht zu früh. Ştefan Pop, der nach Anfängen in der rumänischen Provinz 2010 (mit 23 Jahren) den Operalia Wettbewerb in Mailand gewann, ist mittlerweile schon ein „gestandener“ Sänger und ausgereifter Interpret, der sich dem anspruchsvollen Programm mit Verdi-Arien gewachsen zeigt und trotz stattlicher diskographischer Konkurrenz im Wettbewerb bestehen kann.
Im richtigen Fach
Das liegt auch daran, dass er Stücke ausgewählt hat, die seinem Stimmcharakter entsprechen und die er – überwiegend – auch schon auf der Bühne gesungen hat. Die Tenorrollen in Rigoletto und La Traviata gehören dabei zu seinen besonderen Referenzen, aber auch in weniger populären Stücken wie I due Foscari hat er schon reüssiert. Seine Verdi-Kompetenz liegt im lyrisch-dramatischen Zwischenfach, und so bleiben heroische Partien wie Ernani, Alvaro und Radames vorläufig noch ausgespart. Und er präsentiert sich zwar mit Manricos lyrischer Arie „Ah si ben mio“, aber enthält uns die folgende Stretta „Di quella pira“ noch vor. Die attraktive und geschmeidige Stimme hat alles, was ein „italienischer Tenor“ braucht, nicht zuletzt die metallische Durchschlagskraft in der Höhe. Es ist ihm nicht zu verdenken, dass er die in den Arienabschlüssen gerne vorzeigt, auch im Studio gleichsam „für die Galerie“ singt.
Auf gutem Weg
Entscheidender ist für mich seine stilistische Kompetenz und gestalterische Variationsbreite. Tatsächlich zeigt er – jedenfalls in Ansätzen – die Piano- und Phrasierungskultur der alten Schule, für die in neuerer Zeit vorbildhaft Carlo Bergonzi stand. In den Arien aus Luisa Miller, Un ballo in maschera, Il trovatore und I Lombardi zeigt Pop, dass er von großen Vorbildern gelernt hat. Da ist für die Zukunft noch einiges zu hoffen. Als dramatischer Sänger profiliert er sich hier nicht nur in Macduffs Klagegesang „Ah, la paterna mano“, sondern insbesondere in Szene und Arie des Gabriele Adorno aus Simon Boccanegra, die ihm in jeder Hinsicht mustergültig gelingt.
Defizite der Präsentation
Die Begleitung durch das Orchestre Philharmonique de Marseille unter Lawrence Foster huldigt einer recht pauschalen italianità, die Spuren von Routine zeigt. Nur im Orchestervorspiel zu der Arie „Notte, perpetua notte“ (I due Foscari) beweisen die Musiker, dass sie durchaus zu differenziertem Spiel fähig sind. Da Pop offenbar noch nicht berühmt genug ist, bleibt er hier dramatisch ganz auf sich allein gestellt und muss in einigen Szenen auf den komponierten Support von Chor und Solo-Partnern verzichten. Ein weiteres – jetzt aufnahmetechnisches – Manko: Die Arien reißen am Ende oft unvermittelt ab und versinken gleichsam in einem akustischen Nirwana.
Ekkehard Pluta [20.08.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giuseppe Verdi | ||
1 | Questa o quella (aus: Rigoletto) | 00:01:58 |
2 | Ella mi fu rapita! … Parmi veder le lagrime (2. Akt, Duca - aus: Rigoletto) | 00:05:11 |
3 | La donna è mobile (3. Akt, Duca - Kanzone des Herzogs - aus: Rigoletto) | 00:02:24 |
4 | Oh! fede negar potessi ... Quando le sere al placido (aus: Luisa Miller) | 00:05:25 |
5 | Lunge da lei… De' miei bollenti spiriti (2. Akt, Alfredo - aus: La Traviata) | 00:03:57 |
6 | O mio rimorso (aus: La Traviata) | 00:03:09 |
7 | Ah! sì, ben mio coll'essere (Teil 3, Manrico - aus: Il Trovatore) | 00:03:20 |
8 | Di tu se fedele (1. Akt, Arie des Riccardo - aus: Un ballo in maschera) | 00:03:15 |
9 | Forse la soglia attinse - Ma se m'è forza perderti (3. Akt, Riccardo - aus: Un ballo in maschera) | 00:05:13 |
10 | O figli, o figli miei!… Ah, la paterna mano (4. Akt, Macduff - aus: Macbeth) | 00:03:47 |
11 | Io l'ho perduta ... Io la vidi (1. Akt: Don Carlo, Mönch - aus: Don Carlo) | 00:03:31 |
12 | O inferno ... Sento avvampar ... Cielo pietoso, redila (aus: Simon Boccanegra) | 00:05:15 |
13 | Ah sì, ch'io sento ancora ... Dal più remoto esilio ... Odio solo, ed odio atroc (aus: I Due Foscari) | 00:07:42 |
14 | Notte, perpetua notte (aus: I Due Foscari) | 00:06:02 |
15 | Che non avrebbe il misero (aus: Attila) | 00:02:42 |
16 | La mia letizia infondere vorrei (2. Akt, Oronte - aus: I Lombardi) | 00:02:10 |
Interpreten der Einspielung
- Ştefan Pop (Tenor)
- Orchestre Philharmonique de Marseille (Orchester)
- Lawrence Foster (Dirigent)