Schumann
Dichterliebe
Randalu
Berlin Classics 0303295BC
1 CD • 61min • 2023
09.04.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Liszt hat’s getan – und Randalu tut’s auch, nur ganz anders. Liszt hat Lieder von Schubert für Klavier arrangiert und sie virtuos überformt, auch, um sie noch bekannter zu machen. Randalu hat Schumanns Liederzyklus Dichterliebe bearbeitet, bzw. angereichert „mit klanglichen Nuancen, kreativen rhythmischen Impulsen, überraschenden Wendungen, impressionistischer Gestaltung, improvisatorischen Feinheiten und der Spontaneität und harmonischen Fülle des Jazz“ – so steht’s im zweisprachigen Booklet und so stimmt’s auch.
Auf dem Cover ist der Name des Pianisten größer als der des Komponisten: Es gibt mehr Musik von Randalu als von Schumann, schon deshalb, weil Randalu die oft nur ganz kurzen Lieder aufpolstert, sie fast immer in Bezug auf die zeitliche Dauer verdreifacht.
Preisgekrönter Jazzkomponist
Kristjan Randalu, der estnische Pianist und Komponist des World Jazz, wurde 1978 in Tallin geboren, hat an der Musikhochschule in Stuttgart, an der Londoner Royal Academy of Music und an der Manhattan School of Music studiert und mehrere Jazz-Preise erhalten: 1996 den Biberacher Jazzpreis, 2007 den Jazzpreis Baden-Württemberg und 2011 den Elion Jazzpreis (Estland).
Harmonisch angereichert, füllig und ausgefüllt
Randalu, der einen feinen und subtil geformten Klavierklang pflegt, hat sich gut in die melodische und rhythmische Substanz und auch in den Text der Lieder eingefühlt – nur die Nr. 6 (Im Rhein, im heiligen Strome) verschlimmbessert bzw. -ändert das Original, erst am Ende wird’s angemessen wuchtig, und die Nr. 7 (Ich grolle nicht) ist – mir - zu wenig trotzig grollend, dafür harmonisch füllig.
Harmonisch ausgefüllt sind die besungenen Tränen in Nr. 2, improvisatorisch überströmt die Nr. 5 (Ich will meine Seele tauchen), tränenblind melodisch und harmonisch angereichert die Nr. 10 (Hör ich das Liedchen klingen) und voller schmerzlicher Erinnerungsgedanken, daher träumerisch ruhig die Nr. 12 (Am leuchtenden Sommermorgen).
Die rhythmischen Impulse der Originallieder nimmt Randalu in anderen Lieder auf, so das Flattern der Blumen in Nr. 8 (Und wüssten’s die Blumen), verstärkt sie oder verzerrt und dekonstruiert sie fast (so in der Nr. 11: Ein Jüngling liebt ein Mädchen).
Mit heftigen dissonanten Anfangsakkorden, dann kraftvollen rhythmischen Attacken beginnt das Schlusslied und endet nach großen Steigerungen wehmütig leise – fast wie Schumann: Musik inspiriert Musik.
Rainer W. Janka [09.04.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Im wunderschönen Monat Mai op. 48 Nr. 1 (aus: Dichterliebe) | 00:03:23 |
2 | Aus meinen Tränen sprießen op. 48 Nr. 2 (aus: Dichterliebe) | 00:00:55 |
3 | Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne op. 48 Nr. 3 (aus: Dichterliebe) | 00:03:28 |
4 | Wenn ich in deine Augen seh op. 48 Nr. 4 (aus: Dichterliebe) | 00:01:24 |
5 | Ich will meine Seele tauchen op. 48 Nr. 5 (aus: Dichterliebe) | 00:04:50 |
6 | Im Rhein, im heiligen Strome op. 48 Nr. 6 (aus: Dichterliebe) | 00:04:11 |
7 | Ich grolle nicht op. 48 Nr. 7 (aus: Dichterliebe) | 00:04:45 |
8 | Und wüssten's die Blumen, die kleinen op. 48 Nr. 8 (aus: Dichterliebe) | 00:03:58 |
9 | Das ist ein Flöten und Geigen op. 48 Nr. 9 (aus: Dichterliebe) | 00:03:39 |
10 | Hör ich das Liedchen klingen op. 48 Nr. 10 (aus: Dichterliebe) | 00:06:35 |
11 | Ein Jüngling liebt ein Mädchen op. 48 Nr. 11 (aus: Dichterliebe) | 00:04:37 |
12 | Am leuchtenden Sommermorgen op. 48 Nr. 12 (aus: Dichterliebe) | 00:04:18 |
13 | Ich hab im Traum geweinet op. 48 Nr. 13 (aus: Dichterliebe) | 00:03:18 |
14 | Allnächtlich im Traume op. 48 Nr. 14 (aus: Dichterliebe) | 00:03:16 |
15 | Aus alten Märchen op. 48 Nr. 15 (aus: Dichterliebe) | 00:03:13 |
16 | Die alten, bösen Lieder op. 48 Nr. 16 (aus: Dichterliebe) | 00:05:27 |
Interpreten der Einspielung
- Kristjan Randalu (Klavier)