Max Reger
Organ Works Vol. 9
played on historical instruments of Reger's time
cpo 555 289-2
2 CD • 2h 25min • 2022
29.04.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Projekt von Gerhard Weinberger, das gesamte Orgelwerk von Max Reger auf historischen Instrumenten der Reger-Zeit aufzunehmen, ist bei Volume 9 angekommen. Diesmal sind es die Sauer-Orgel der Lutherkirche Chemnitz von 1908 und die Goll-Orgel der Kollegiumskirche Schwyz von 1912. Die Dispositionen beider Orgeln sind im Booklet angegeben. Entweder haben diese beiden Orgel einen insgesamt dunkleren Klang oder Weinberger wählt bewusst diesen Klang – manchmal wünschte ich mir eine klangliche Aufhellung. Außerdem scheinen die Mikrofone ziemlich weit vorne in der Kirche zu stehen, man hört nämlich die Orgeln ziemlich weit weg, einzig in Track 13 der CD I klingt sie nähergerückt.
Gelassene Souveränität
Der 1948 geborene Gerhard Weinberger, ehemals Orgelprofessor an der Münchner Musikhochschule sowie an der Hochschule für Musik Detmold, ist ein ausgewiesener Kenner und Könner der Orgelmusik. Er muss nichts mehr beweisen: So ist sein Spiel geprägt von gelassener Souveränität, von Sorgfalt und Bedachtsamkeit, ja oft von einer didaktischen Genauigkeit, als wolle er uns alle Einzelheiten der Reger’schen Kunst deutlich machen, die sehr komplexen Doppelfugen strukturell erhellen und die oft schwimmende Chromatik gleichsam erden. Manchmal wünschte man sich einen mehr schwingenden oder beschleunigten Duktus. So bleibt er zum Beispiel in der Rhapsodie aus Zwölf Stücke op. 65 (CD II, Track 1) geziemend erregt, wo andere, so etwa Josef Still in der Naxos-Gesamtaufnahme; ins tobende Brausen kommen. Dafür kommt Sollt ich meinem Gott nicht singen (CD I, Track 5) recht flott daher, das darauffolgende Vom Himmel hoch, da komm ich her (CD, Track 6) weihnachtlich fröhlich, die Punktierungen in den folgenden Choralvorspielen, alle aus op. 67, sind deutlich markiert. Interessanterweise wirkt die messbare Langsamkeit gar nicht so langsam in der Gigue aus Zwölf Stücke op. 80 (CD I, Track 19) und das Perpetuum mobile (CD I, Track 20) ist recht übermütig-qirlig.
Dunkelglühend registriert und klarer Miniaturcluster
Auf dieser Doppel-CD sind Regers kleinere Stücke versammelt, die auch so heißen: eben „Stücke“. Es sind oft sogenannte Charakterstücke, aber auch Choralbearbeitungen. Immerhin hat Max Reger mit Zweiundfünfzig leicht ausführbare Vorspiele zu den gebräuchlichsten evangelischen Chorälen op. 67 „hinsichtlich des Gehalts als auch des Umfangs und der pädagogischen Intention“ ein Kompendium geschaffen, das „leicht mit Bachs Orgelbüchlein verglichen werden kann“, hebt der Musikwissenschaftler Paul Thissen im Booklet hervor. Besonders liebevoll gestaltet Weinberger die Choralvorspiele WoO IV (CD II, Tracks 8-11): dunkelglühend registriert O Traurigkeit, o Herzeleid (Track 8) und beeindruckend klar der durch die reichhaltige Verzierung der Choralmelodie entstehende „Miniaturcluster“ (so formuliert Paul Thissen im ausführlichen, alle Werke beschreibenden Booklet).
Rainer W. Janka [29.04.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Max Reger | ||
1 | Präludium und Fuge C-Dur op. 7 Nr. 1 | 00:09:01 |
3 | Fantasie über Te Deum laudamus op. 7 Nr. 2 | 00:10:23 |
4 | Fuge d-Moll op. 7 Nr. 3 | 00:08:09 |
5 | Sollt ich meinem Gott nicht singen op. 67 Nr. 38 (Heft 3, Herrn Hermann Gruner zugeeignet) | 00:02:37 |
6 | Vom Himmel hoch op. 67 Nr. 42 (Heft 3, Herrn Hermann Gruner zugeeignet) | 00:02:23 |
7 | Wachet auf, ruft uns die Stimme op. 67 Nr. 43 (Heft 3, Herrn Hermann Gruner zugeeignet) | 00:02:30 |
8 | Von Gott will ich nicht lassen op. 67 Nr. 44 (Mit Ernst, o Menschenkinder, Heft 3, Herrn Hermann Gruner zugeeignet) | 00:02:13 |
9 | Warum sollt ich mich denn grämen op. 67 Nr. 45 (Choralvorspiel) | 00:02:07 |
10 | Was Gott tut, das ist wohlgetan op. 67 Nr. 46 (Heft 3, Herrn Hermann Gruner zugeeignet) | 00:01:57 |
11 | Wer nur den lieben Gott lässt walten op. 67 Nr. 47 (Zu ernsten Liedern, Heft 3, Herrn Hermann Gruner zugeeignet) | 00:01:02 |
12 | Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen op. 67 Nr. 52 (Heft 3, Herrn Hermann Gruner zugeeignet) | 00:02:56 |
13 | Jesus ist kommen, Grund ewger Freude op. 67 Nr. 20 (Heft 2, Herrn Robert Frenzel zugeeignet) | 00:01:04 |
14 | O wie selig seid ihr doch op. 67 Nr. 35 (Heft 2, Herrn Robert Frenzel zugeeignet) | 00:01:39 |
15 | Altniederländisches Dankgebet WoO IV/17 | 00:03:10 |
16 | Präludium e-Moll op. 80 Nr. 1 (Heft 1, Herrn Fr. Grunicke zugeeignet) | 00:04:44 |
17 | Fughetta e-Moll op. 80 Nr. 2 (Heft 1, Herrn Fr. Grunicke zugeeignet) | 00:04:12 |
18 | Canzonetta g-Moll op. 80 Nr. 3 (Heft 1, Herrn Fr. Grunicke zugeeignet) | 00:06:23 |
19 | Gigue op. 80 Nr. 4 (Heft 1, Herrn Fr. Grunicke zugeeignet) | 00:03:02 |
20 | Perpetuum mobile op. 80 Nr. 9 (Heft 2, Herrn Otto Burckert zugeeignet) | 00:01:54 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Rhapsodie op. 65 Nr. 1 (Heft 1, Paul Homeyer zugeeignet) | 00:08:24 |
2 | Capriccio op. 65 Nr. 2 (Heft 1, Paul Homeyer zugeeignet) | 00:04:54 |
3 | Pastorale op. 65 Nr. 3 (Heft 1, Paul Homeyer zugeeignet) | 00:05:43 |
4 | Improvisation op. 65 Nr. 5 (Heft 1, Paul Homeyer zugeeignet) | 00:05:36 |
5 | Fuge op. 65 Nr. 6 (Heft 1, Paul Homeyer zugeeignet) | 00:06:37 |
6 | Toccata e-Moll op. 65 Nr. 11 (Heft 2, Herrn Prof. Jos. Vockner zugeeignet) | 00:05:02 |
7 | Fuge e-Moll op. 65 Nr. 12 (Heft 2, Herrn Prof. Jos. Vockner zugeeignet) | 00:06:50 |
8 | O Traurigkeit, o Herzeleid WoO IV/2 (Choralvorspiel) | 00:05:02 |
9 | Komm, süßer Tod WoO IV/3 (Choralvorspiel) | 00:05:23 |
10 | Christ ist erstanden von dem Tod WoO IV/9 (Choralvorspiel) | 00:01:04 |
11 | Es kommt ein Schiff geladen WoO IV/14 (Choralvorspiel) | 00:01:01 |
12 | Fughette a-Moll WoO IV/18 | 00:01:41 |
13 | Präludium e-Moll op. 69 Nr. 1 (Heft 1, Herrn Otto Becker zugeeignet) | 00:03:27 |
14 | Fuge e-Moll op. 69 Nr. 2 (Heft 2, Herrn Otto Becker zugeeignet) | 00:03:54 |
15 | Präludium op. 69 Nr. 9 (Heft 2, Herrn Walter Fischer zugeeignet) | 00:03:22 |
16 | Fuge op. 69 Nr. 10 (Heft 2, Herrn Walter Fischer zugeeignet) | 00:04:29 |
Interpreten der Einspielung
- Gerhard Weinberger (Orgel)