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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Bernd Wilden

Works for organ, choir and orchestra

MDG 902 2303-6

1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2023

19.03.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Seit einigen Jahren präsentiert das Detmolder Label MDG durchaus verstärkt auch Komponisten (und zugehörige Ensembles) aus der Region, so etwa Jörg-Peter Mittmann (Minden / Detmold) und sein Ensemble Horizonte oder Fabian Hauser (Bielefeld) mit dem Trio Tastenwind, und in der Tat ist es ausgesprochen erfreulich, auf diese Weise einen Einblick in die aktuelle Musiklandschaft Ostwestfalen-Lippes zu erhalten. In diese kleine Reihe fällt auch die vorliegende Neuerscheinung, die den in Bielefeld wirkenden Komponisten, Organisten und Dirigenten Bernd Wilden (Jg. 1966) vorstellt, zusammen u.a. mit dem Evangelischen Stadtkantorat Bielefeld. Wilden, der in Köln Kirchenmusik studiert hat, ist grundsätzlich ein Komponist, der ein breites Spektrum von musikalischen Formen bedient; hier geht es aber in der Tat um seine geistliche Musik.

Inspiration durch Gregorianik

Am Beginn steht die Sinfonia für Orgel und Orchester, ein Auftragswerk zur Einweihung einer neuen Orgel aus dem Jahre 2017 und entsprechend zwar nicht explizit festlich, aber doch repräsentativ gehalten. Wildens Musik bewegt sich (in allen hier vorgestellten Werken) im Rahmen einer freien Tonalität, orientiert an traditionellen (Ausdrucks-) Formen, bedingt vergleichbar vielleicht mit deutscher Hindemith-Nachfolge der Nachkriegszeit. Eine wichtige Inspirationsquelle bildet stets der gregorianische Gesang. Nicht immer geschieht dies durch direktes Zitieren wie im zweiten Satz; schon das achttönige, eine insgesamt aufsteigende Bewegung beschreibende Motiv, das wie eine eröffnende Geste anmutet und den umfangreichen ersten Satz zu wesentlichen Teilen prägt, weckt entsprechende Assoziationen. Wenn Wilden neuere Tendenzen rezipiert, dann in allererster Linie Minimal Music, allerdings nur lokal wie in der pulsierenden Akkordgrundierung des zweiten Satzes (während entsprechende Einflüsse in den Ecksätzen nicht auffallen). Der Variationssatz am Ende des dreisätzigen Werks ist wiederum eher neoklassizistisch geprägt und mündet in einen affirmativen F-Dur-Schluss. Grundsolide, handwerklich sauber gearbeitete Musik. Ein ähnliches Bild (inklusive partieller Einflüsse von Minimal Music gerade im ersten Satz) ergibt sich im Tryptique für Orgel (2023), das auf Gregorianik zu Ostern, Advent und Pfingsten aufbaut.

Solide, unprätentiöse Kirchenmusik

Bei Wildens Vertonung des Psalms 115 handelt es sich abermals um ein Jubiläumsstück aus dem Jahre 2014, hier eingespielt in einer vier Jahre später entstandenen Version für Chor, Orchester und Orgel. Stilistisch knüpft diese Musik an den ersten Satz der Sinfonia an, eine in moderaten Tempi dahinfließende, vielerorts von warmen, lyrischen Farben geprägte, relativ unkomplizierte (und teilweise wohl auch bewusst einfach gehaltene) Musik. Auf die Dauer wirkt dies zuweilen etwas statisch und wenig zwangsläufig, mit gewissen Längen, und generell fehlt mir – bei aller grundsätzlichen Sympathie für Wildens Ansatz – in dieser Musik das Quantum Inspiration, das aus ordentlich gearbeiteten Werken etwas Besonderes, nachhaltig Einprägsames macht. Mit der Gregorianikverarbeitung eines Respighi etwa kann es sicherlich keines der hier versammelten Werke aufnehmen. Andererseits: wenn Wilden und seine Mitstreiterin Ruth M. Seiler im kurz gehaltenen, auf den Punkt gebrachten Begleittext diese Musik ein wenig als Gegenpol zu Tendenzen in der gegenwärtigen Sakralmusik präsentieren, „sich mit den Mitteln der Popularmusik anzubiedern“, dann stimme ich ihnen gerne zu, dass man es hier mit einer ehrlich gearbeiteten, gediegenen, unprätentiösen Kirchenmusik zu tun hat.

Kultivierte Darbietungen

Wilden selbst wirkt in der Sinfonia als Dirigent, in den übrigen Werken als Organist mit, während der Orgelpart der Sinfonia von Seiler übernommen wird. Als Orchester steht ihnen die sehr ordentlich aufspielende Camerata St. Mariae zu Seite, die tatsächlich aus lediglich 23 Musikern besteht, und dies inklusive Holz- und Blechbläsern sowie Schlagwerk. Sicherlich könnte insbesondere der Streicherapparat hier und da mehr Volumen vertragen, aber dies ist den Ausführenden natürlich in keiner Weise anzulasten. Der Chor (im der Psalmvertonung) setzt sich aus drei verschiedenen Ensembles zusammen, die allesamt dem Stadtkantorat angehören und hier eine ebenfalls kultivierte Leistung bieten. Die für MDG übliche ausgezeichnete Klangqualität rundet eine schöne Produktion ab.

Holger Sambale [19.03.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Bernd Wilden
1Sinfonia für Orgel und Orchester 00:29:47
4Tryptique für Orgel 00:21:22
7Psalm 115 für Chor und Orchester 00:19:06

Interpreten der Einspielung

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