...nicht nur Fantasiestücke
Kammermusik für Klarinette und Klavier
Ars Produktion 38 637
1 CD • 48min • 2021
01.09.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
„... nicht nur Fantasiestücke“ präsentiert das russische Duo Lisa Shklyaver, Klarinette, und Georgy Voylochnikov, Klavier, auf seiner gleichnamigen CD, nämlich neben Robert Schumanns op. 73 und Niels Wilhelm Gades op. 43 noch zwei Sonaten aus dem 20. Jahrhundert von Alexander Gretschaninow und Nikolai Medtner – ein sehr ansprechendes Programm, und wahrlich gut zusammengestellt!
Eine abwechslungsreiche Rundreise
Jedes der Werke unterscheidet sich charakterlich von den übrigen, doch wird deutlich, dass sie alle dem gleichen Stilkreis zugehören, der in diesem Programm gleichsam ausgeschritten wird. Das durch seine schlichte Schönheit fesselnde Opus Gades, im Tonfall Mendelssohn verwandt, bildet den Auftakt. Mit Gretschaninows Klarinettensonate Nr. 2 von 1943, einem knapp gefassten, zweisätzigen Werk, das mit einer Variationenreihe über ein weißrussisches Thema endet, gelangen wir in die Spätzeit der romantischen Kammermusik und erleben, wie ein beinahe 80-jähriger Komponist mit nicht nachlassendem Erfindungsreichtum seinem im 19. Jahrhundert gefestigten Stil neue Seiten abgewinnt, namentlich durch Verwendung rauer, folkloristisch anmutender Dissonanzen. Medtners 20 Jahre ältere Sonate-Vocalise steht dagegen stilistisch noch ganz im Zeichen der Jahrhundertwende. Ursprünglich für wortlose Gesangsstimme geschrieben, wurde das Werk, eines der gehaltvollsten seiner Art, durch Volochnikovs behutsame Bearbeitung der Klarinettenliteratur hinzugewonnen. Mit Schumanns Fantasiestücken schließt sich der Kreis zum mittleren 19. Jahrhundert, wobei der dicht gearbeitete Zyklus zu Gades eher locker gefügtem Werk gleichen Titels einen wirksamen Kontrapunkt setzt.
Gesang, Empfindung, Formbewusstsein
Auf diese kleine musikalische Rundreise lässt man sich umso lieber mitnehmen, weil Shklyaver und Voylochnikov ganz vortreffliche Kammermusiker sind. In diesem Duo herrscht vollendete Einigkeit. Keiner der Partner spielt sich zu Ungunsten des anderen in den Vordergrund. Man hört aufeinander, weiß genau, wann man selbst etwas zurücktreten muss, da der andere Wichtiges zusagen hat, weiß aber auch, wann man selbst eine bedeutende Nebenstimme hat, die es gegenüber der Hauptstimme des Partners zur Geltung zu bringen gilt. Hinzu kommt eine untrügliche Sicherheit im Vortrag des Grundtempos, was ihnen eine ebenso sichere Anwendung von Rubati gestattet. Man höre nur einmal, wie die beiden das Stimmengeflecht in den Schumann-Stücken durchdringen und mit Leben erfüllen! Überall auf diesem Album herrschen Gesang, Empfindung und Formbewusstsein. Ein von tiefer Vertrautheit mit den eingespielten Werken zeugender Einführungstext Georgy Volochnikovs steigert den Wert zusätzlich.
Norbert Florian Schuck [01.09.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Niels Wilhelm Gade | ||
1 | Fantasiestücke op. 43 für Klarinette und Klavier | 00:12:01 |
Alexander Gretschaninow | ||
5 | Sonate Nr. 2 op. 172 für Klarinette und Klavier | 00:14:37 |
Nicolai Medtner | ||
7 | Sonate Vocalisée op. 41 Nr. 1 | 00:10:19 |
Robert Schumann | ||
8 | Fantasiestück op. 73 Nr. 1 | 00:03:23 |
9 | Fantasiestück op. 73 Nr. 2 | 00:03:12 |
10 | Fantasiestück op. 73 Nr. 3 | 00:04:13 |
Interpreten der Einspielung
- Lisa Shklyaver (Klarinette)
- Georgy Voylochnikov (Klavier)