Canto doloroso e danza
Chamber Music by Christoph Schickedanz

Dreyer Gaido 21139
1 CD • 51min • 2019, 2020
09.05.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im Hauptberuf ist Christoph Schickedanz Professor für Violine in Hamburg, doch seit geraumer Zeit hat er das Komponieren für sich entdeckt. Ein bloßes Hobby ist das für den Musiker jedoch nicht. Über das Arrangieren von Werken ist Schickedanz nach und nach ans Komponieren gekommen und hat ein überschaubares aber durchaus beachtenswertes Œuvre geschaffen, aus dem nun einige Werke auf CD erschienen sind. Die Musik von Schickedanz ist vielfach aus persönlichen Gegebenheiten abgeleitet: Namensbuchstaben werden in musikalische Noten „übersetzt“, Klänge, die der Komponist vor seinem inneren Ohr „hört´“ zu Papier gebracht. Das Ergebnis ist sehr hörenswert, auch wenn diese Musik stilistisch und historisch nüchtern betrachtet wohl einige Jahrzehnte zu spät kommt. Dafür entzieht sie sich dem latenten Ästhetisierungs- und Innovationsdruck der aktuellen Avantgarde und bezieht ihre Struktur und innerste Motivation allein aus sich selbst heraus: aus der Musik.
Musikalische Intention und Intuition
Zu hören sind auf der CD eine dreisätzige Sonate für Violine und Klavier – allein an sich ist die Form schon anachronistisch – , der Zyklus Metamorfosi für Viola und Klavier, Canto doloroso e danza für Violoncello solo und ein Klavierquintett. Klanglich erinnert Vieles an die klassische Moderne, auch tonale Zentren sind noch latent vorhanden, freilich nicht im Sinne klassisch-funktionsharmonischer Schablonen. An anderer Stelle zeigt sich Schickedanz ganz als Kind seiner Zeit und zuweilen kommt auch musikalischer Humor zum Vorschein. Insgesamt macht diese Einspielung Lust darauf, mehr vom Komponisten Schickedanz zu entdecken. Unverkennbar bricht sich immer wieder ein musikantischer, durchaus humorvoller Impetus Bahn. Man merkt, dass hier jemand mit erkennbar musikalischer Intention und viel Intuition Werke geschrieben hat, die sich ganz aus dem musikalischen Empfinden und der profunden Erfahrung eines erfahrenen Musikers heraus entwickelt haben. Da spielen nicht irgendwelche verkopften ästhetischen Konzepte eine Rolle, sondern allein die Musik. Auch das ist eine sehr wohltuende (Hör)Erfahrung. Nicht zuletzt auch durch die ausgezeichneten Interpretationen der Werke durch die jeweiligen Widmungsträger ist dies eine sehr hörenswerte Einspielung.
Guido Krawinkel [09.05.2023]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Christoph Schickedanz | ||
1 | Sonate für Violine und Klavier | 00:14:17 |
4 | Metamorfosi für Viola und Klavier | 00:12:10 |
8 | Canto doloroso e danza für Violoncello solo | 00:05:24 |
9 | Quintett für Trompete, Violine, Viola, Violoncello und Klavier | 00:18:21 |
Interpreten der Einspielung
- Sebastian Schmidt (Violine)
- Bernhard Fograscher (Klavier)
- Roland Glassl (Viola)
- Cornelia Glassl (Klavier)
- Anja Schröder (Violoncello)
- Emilia Suchlich (Trompete)
- Christoph Schickedanz (Violine)
- Malte Koch (Viola)
- Mathias Beyer-Karlshøj (Violoncello)
- Holger Dominik Spegg (Klavier)