Beethoven 2 & 5
arranged by Hummel
MDG 927 2276-6
1 CD/SACD stereo/surround • 64min • 2022
15.03.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In den Epochen, in denen es noch keine verbreitenden Medien gab, mussten große musikalische Werke durch verkleinernde Kammermusikbesetzungen bekannt gemacht werden. Auch für Beethovens Symphonien waren Kammermusik-Arrangements das „wichtigste und nachhaltigste Instrument für die Verbreitung, Aneignung und Kanonisierung des sinfonischen Werks“, konstatiert Andrea Klitzing, die Flötistin dieser Aufnahme und promovierte Musikwissenschaftlerin, im dreisprachigen Booklet. Von den hier gespielten Symphonien Nr. 2 und Nr. 5 seien bis zum Jahre 1850 jeweils mehr als achtzig derartige Ausgaben angefertigt worden.
Kombination von Klangtrennung und Klangmischung
Die von Johann Nepomuk Hummel angefertigten Bearbeitungen gehören bestimmt zu den besten. Das möchte das ensemble1800berlin beweisen – und es ist ihm auf's Glänzendste gelungen. Die Besetzung ist höchst ungewöhnlich: Die Klänge einer hellblitzenden Flöte, die oft den Part der Orchestertrompeten übernehmen muss, eines dunkel und oft fahl klingenden Cellos und einer kantablen Geige werden durch das Fortpiano miteinander verbunden. Dabei ergeben sich in der brillanten Handhabung dieser Instrumente sehr aparte Klangreize. Dass dies alles so gut miteinander harmoniert, ist aber vor allem der hervorragenden Aufnahmetechnik in der dafür genauso hervorragend geeigneten Abtei Marienmünster zu verdanken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man als Konzert-Hörer in einem Kammermusiksaal diese Kombination von Klangtrennung und Klangmischung so schön wahrnehmen könnte.
Atmosphäre und Motivarbeit sind hörbar
Den vier Instrumentalisten gelingt es in ihrem so gut aufeinander eingehenden Musizieren, nicht nur das Atmosphärische jedes einzelnen symphonischen Satzes, sondern auch Beethovens Motivarbeit hörbar zu machen und hören zu lassen, dass „Schärfe und Energiegeladenheit“ (Egon Voss) die treibenden Kräfte in Beethovens Symphonien sind. Das Wilde, Ungebärdige der 2. Symphonie sowie – etwas schwächer ausgeprägt – das menschheitsverkündende Pathos der 5. Symphonie kommen durchaus zur Geltung. Die Ein- und Überleitungen sind spannungsvoll, das „Girlandenartige“ (Bernhard Rzehulka) in der 2. Symphonie entspinnt sich merkbar, knallige und unwirsche Akzente kommen ganz direkt, die „Tutti“-Stellen haben sorgsame Klangwucht. All dies schafft besonders die Aufnahmetechnik – ihr müsste man eigentlich die doppelte Punktzahl geben.
Da wir heute genug verbreitende Medien haben, sind die kammermusikalischen Verbreitungen der damaligen Zeiten nicht mehr notwendig. Als Exempel für diese musikhistorischen Erkenntnisse ist diese CD jedoch aufs Beste geeignet.
Rainer W. Janka [15.03.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven/Johann Nepomuk Hummel | ||
1 | Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 (Bearb. für Flöte, Violine, Violoncello und Klavier) | 00:32:37 |
5 | Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 (Bearb. für Flöte, Violine, Violoncello und Klavier) | 00:31:45 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble1800berlin (Klavierquartett)