Ludwig van Beethoven
Egmont op. 84 • Wellingtons Sieg op. 91
cpo 555 302-2
1 CD/SACD stereo/surround • 77min • 2020
19.07.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Hätte Ludwig van Beethoven nichts anderes komponiert als die diversen Bühnenmusiken und Ouvertüren zu festlichen Anlässen, die mehr von seinem sicheren Handwerk als von seinem Genie Zeugnis ablegen, er wäre wohl wie viele seiner Zeitgenossen in Vergessenheit geraten und hätte seine Wiederentdeckung wahrscheinlich erst in unseren Tagen durch das Label cpo erfahren. Es ist heute kaum vorstellbar, dass sein Orchesterstück Wellingtons Sieg oder Die Schlacht bei Vittoria nach der spektakulären Wiener Uraufführung 1813 seine erfolgreichste Komposition zu Lebzeiten war. Sie war die musikalische Apotheose des militärischen Befreiungsschlags, der das Ende der Besatzung großer Teile Europas durch Napoleon einleitete. Viel instrumentales Schlachtengetümmel vernimmt man auch in der Bühnenmusik zu Goethes Egmont, die für Aufführungen im Wiener Burgtheater (1810) in Auftrag gegeben wurde und später mit einer vom Dichter selbst abgesegneten, die Musiknummern verbindenden textlichen Kurzfassung von Friedrich Mosengeil auch im Konzertsaal erfolgreich war.
Ohne Effekthascherei
Die dritte nun bei cpo veröffentlichte Folge der Beethoven-Konzerte von den Heidenheimer Opernfestspielen enthält neben diesen „Schlachtrössern“ noch drei ebenfalls sehr auf äußerliche Klangeffekte bedachte Konzertouvertüren. Eine diskographische Lücke füllen diese häufig eingespielten Stücke nicht, die Publikation versteht sich – wie schon die Vorgänger – wohl in erster Linie als klingende Visitenkarte der 2011 von Marcus Bosch gegründeten Cappella Aquileia, die aus Musikern verschiedener Orchester besteht, die sich – ähnlich wie in Bayreuth – einmal im Jahr zu Festspiel- und Aufnahmezwecken zusammenfinden und beim Label Coviello auch frühe Verdi-Opern und Schumann-Sinfonien produziert haben. Bosch hat sie zu einem homogenen und international konkurrenzfähigen Klangkörper zusammengeschweißt. Dankenswerterweise verzichtet der Dirigent auf nahe liegende Effekthascherei, ohne die Stücke um ihre Wirkung zu bringen, und sorgt sich um einen ausdifferenzierten und dynamisch abgestuften Klang. Raffaela Lintl singt die Lieder Klärchens mit angenehmem Timbre, aber etwas schwammiger Diktion. Mosengeils pathetisch aufgeblasener Text wird hier in einer von Franz Grillparzer redigierten und von Stephan Knies dramaturgisch geschickt eingekürzten Fassung wiedergegeben. Der Schauspieler Frederic Böhle ist ein bedachtsamer Sprecher, der nur in den melodramatischen Passagen, wo er sich gegen das Orchester durchsetzen muß, an stimmliche und technische Grenzen stößt.
Ekkehard Pluta [19.07.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Musik zu J. W. v. Goethes Trauerspiel "Egmont" op. 84 | 00:38:34 |
18 | Coriolan-Ouvertüre c-Moll op. 62 | 00:06:58 |
19 | Die Weihe des Hauses C-Dur op. 124 (Ouvertüre) | 00:09:35 |
20 | Zur Namensfeier op. 115 | 00:07:03 |
21 | Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria op. 91 | 00:09:30 |
Interpreten der Einspielung
- Raffaela Lintl (Sopran)
- Frederic Böhle (Sprecher)
- Cappella Aquileia (Orchester)
- Marcus Bosch (Dirigent)