Martin Schmalz
Mensch – Natur – Existenz

Kaleidos KAL 6351-2
1 CD • 65min • 2019, 2020
27.04.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das zweite Album des Komponisten und Pianisten Martin Schmalz (Jg. 1975) beim Label Kaleidos ist ganz seinen Klavierliedern gewidmet – eine Gattung, zu der er als gefragter Liedbegleiter und Dozent für Korrepetition in Frankfurt eine besondere Beziehung hat. Nach eigener Auskunft bewundert er vor allem die Lieder von Wolf und Debussy, geht selbst aber entgegen gesetzte Wege bei der Adaption von Gedichten, indem er „nicht auf eine möglichst exakte Vertonung des Sprachrhythmus“ abzielt, sondern „auf die Kraft absolut-musikalischer Gestaltung“ vertraut. In Konsequenz bedeutet das aber, dass die Texte nicht ausgedeutet, sondern zergliedert und in vielen Fällen regelrecht gesprengt werden. Die Poesie von Paul Verlaine (Chansons d’amour, 2012/13) kann ihr spezifisches „Parfum“ dabei kaum entfalten, was auch für die gleichzeitig entstandenen Trois Chansons sereines (auf Texte von Verlaine, Mallarmé und Rimbaud) gilt.
Das Klavier gibt den Ton an
In Drei georgische Lieder (2018) befreit sich Schmalz aus dem formalen Korsett absoluter Musik zugunsten freierer dramatischer Entwicklung. In dem Zyklus Mensch-Natur-Existenz (2017) nach Texten des Fuldaer Lyrikers Walter Heller (Jg. 1932), der dem Album den Titel gibt, hat er ein seinem musikalischen Stil angemessenes literarisches Sujet gefunden. In den 70er und 80er Jahren geschrieben, geht es in diesen Gedichten um das nach wie vor aktuelle Thema der Zerstörung der Umwelt durch die Menschen. „mütterchen erde/mach dein testament“ heißt es im fünften Lied Frau Welt, und im abschließenden Hochmut: „wie luzifer/einst/aus dem himmel/fallen wir/jetzt/aus der Erde“.
In allen seinen Liedern legt Schmalz seine kompositorische Phantasie und Ausdruckskraft in den Klavierpart, den er selbst fulminant ausführt, während die Gesangsstimme sehr monochrom geführt wird und durch die oft manieristisch eingesetzten großen Intervallsprünge auf die Dauer ermüdet. Der katalanische Tenor Pere Pou Llompart, der auch selbst komponiert und mit Schmalz befreundet ist, scheint mir jedoch der ideale Interpret für die nicht unbedingt sängerfreundlich notierten Lieder zu sein, die er mit hoher Musikalität und deklamatorischer Schärfe im Geiste ihres Schöpfers mit selbstloser Hingabe gestaltet.
Ekkehard Pluta [27.04.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Martin Schmalz | ||
1 | A Poor Young Shepherd (aus: Chansons d'amour) | 00:01:55 |
2 | Cythère (aus: Chansons d'amour) | 00:01:47 |
3 | Ô triste (aus: Chansons d'amour) | 00:02:35 |
4 | Les Coquillages (aus: Chansons d'amour) | 00:02:20 |
5 | Dans la Grotte (aus: Chansons d'amour) | 00:02:57 |
6 | Avant que tu (aus: Chansons d'amour) | 00:03:40 |
7 | Streets I (aus: Chansons d'amour) | 00:02:05 |
8 | Am langen Weg (aus: Drei georgische Lieder) | 00:04:40 |
9 | Wind (aus: Drei georgische Lieder) | 00:03:19 |
10 | Ohrring (aus: Drei georgische Lieder) | 00:04:46 |
11 | La lune blanche (aus: Trois Chansons Sereines) | 00:02:58 |
12 | Feuillet d'Album (aus: Trois Chansons Sereines) | 00:02:44 |
13 | Sensation (aus: Trois Chansons Sereines) | 00:01:50 |
14 | Einsam das Ufer (aus: Mensch - Natur - Existenz) | 00:03:16 |
15 | Gestern Morgen (aus: Mensch - Natur - Existenz) | 00:01:43 |
16 | Der Zug ist pünktlich (aus: Mensch - Natur - Existenz) | 00:02:33 |
17 | Kleines Tal (aus: Mensch - Natur - Existenz) | 00:06:35 |
18 | Frau Welt (aus: Mensch - Natur - Existenz) | 00:03:44 |
19 | Bäume (aus: Mensch - Natur - Existenz) | 00:04:55 |
20 | Hochmut (aus: Mensch - Natur - Existenz) | 00:03:33 |
Interpreten der Einspielung
- Pere Pou Llompart (Tenor)
- Martin Schmalz (Klavier)