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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Beethoven's Testament of 1802

2L 2L-160-SACD 20

1 CD/SACD stereo/surround • 61min • 2019

25.01.2021

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Klassik Heute
Empfehlung

Wer nur zwei Sonaten für Klavier und Violine von Ludwig van Beethoven für eine CD programmieren will, greift meist – wie auch in dieser Einspielung – zu Kreutzer- und ergänzend zur Frühlings-Sonate. Wer es etwas düsterer mag, kann zur c-moll Sonate op. 30,2 greifen. Die meist nur in Gesamtaufnahmen berücksichtigte, liebliche G-Dur-Sonate op. 30,3 ist hingegen eine durchaus originelle Wahl.

Beethovens wahre Pastoraltonart? G-Dur!

Betrachtet man Beethovens Tonartenspektrum einmal genauer, fällt auf, dass G-Dur durchgehend für die heiter-humoristisch-pastorale Facette seines Werks steht. Hierfür ist op. 30,3 eines der prägnantesten Beispiele: Dem quirligen Kopfsatz mit seinen Lauten „aus Hain und Flur“ und dem ländlerischen zweiten Thema folgt – quasi als Kombination aus langsamem Satz und Scherzo – ein fast galantes, langsames Menuett. Das Rondo-Finale lässt dann die Landleute über Bordunbässen von Dudelsack oder Drehleier zu gelegentlich leicht ungarisch gefärbten Klängen das Tanzbein schwingen. Aber auch andere G-Dur-Werke atmen diesen humorvollen, quasi naiven Geist, man denke nur an die vier Klaviersonaten opp. 14,2, 31,1, 49,2 79 und das „Komplimentierquartett“ op. 18,2.

„Sonata mulattica composta per il mulatto Brischdauer, gran pazzo e compositore‟

So die politisch wenig korrekte ursprüngliche Widmung des op. 47 an den kreolischen Violinvirtuosen George Bridgetower, mit dem sich Beethoven jedoch kurz nach der gemeinsamen Uraufführung des Werks wegen einer despektierlichen Bemerkung des Geigers über eine vom Komponisten verehrte Dame zerstritt. Deshalb ging Beethovens anspruchsvollste und längste Violin-Sonate als „Sonata per il Pianoforte ed uno violino obligato in uno stile molto concertante come d’un concerto" und der Widmung an Rodolphe Kreutzer in Druck. Kreutzer konnte dem Werk keinen Geschmack abgewinnen, da es ihm geigerisch nicht sonderlich lag.

Auf höchstem Niveau

Tor Espen Aspaas (Klavier) und Ragnhild Hemsing (Violine) musizieren beide Werke höchst gestisch und außerordentlich differenziert. Es macht Freude, zu hören, wie fein und transparent beide artikulieren, wie sie Phrasen gestalten und sich zuwerfen, wie die Geigerin – ganz im Sinne der französischen klassischen Schule und Louis Spohrs – das Vibrato als Ornament behandelt, dafür aber verstärkt Portamenti einsetzt. Die pastorale G-Dur-Sonate gerät ihnen zur Referenzaufnahme. Offensichtlich bringt Hemsings Erfahrung mit der Hardanger-Fidel und norwegischer Volksmusik den gewissen Extra-Pfiff in die Interpretation. Die Brischdauer- aka- Kreutzer-Sonate gelingt ebenfalls auf allerhöchstem Niveau. Allerdings ist hier die Konkurrenz natürlich erdrückend. Melnikov/Faust sind eine Spur sportiver, dafür aber weniger differenziert am Werk, die „großen Alten“ musizieren die Werke tonlich ausgeglichener, dafür jedoch mit Dauervibrato, was zwar beseelt, aber auch immer etwas einlullend wirkt.

Klangtechnisch wurde auf dieser SACD alles richtig gemacht. Der etwas kühle, detailreich-transparente Sound passt hervorragend zur Interpretation. Das Booklet liegt nur auf Englisch und Norwegisch vor, was man wegen der ausführlichen Künstlerbiographien bedauern mag, was aber wegen der konstruierten Bezüge zum „Heiligenstädter Testament“, für die allerhöchstens der Kopfsatz des op. 47 Anhaltspunkte liefern könnte, auch keinen erhebliche Verlust darstellt, den Gesamteindruck jedoch auf 9 senkt.

Fazit: Referenzaufnahme von op. 30,3, Spitzenaufnahme von op. 47, die man aufmerksam als Kontrast zu traditionelleren Auffassungen anhören sollte, um im Altbekannten neue Facetten wahrzunehmen.

Thomas Baack [25.01.2021]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Sonate Nr. 8 G-Dur op. 30 Nr. 3 für Violine und Klavier 00:18:38
4Sonate Nr. 9 A-Dur op. 47 für Violine und Klavier (Kreutzer-Sonate) 00:40:49

Interpreten der Einspielung

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