Prokofiev
Symphonies Nos 1 'Classical' • 2 • 3
BIS 2174
1 CD/SACD stereo/surround • 1h 27min • 2015, 2017
20.11.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dem Vernehmen nach ist dies die letzte Folge des Zyklus der Prokofjew-Sinfonien unter Andrew Litton. So müssen wir eben auf die Vierte in der Urfassung verzichten – das lässt sich verschmerzen. Mit dem Bergen Philharmonic Orchestra, dem er bis 2015 als Chefdirigent vorstand, ist Litton in dieser Aufnahmeserie stets daran gelegen gewesen, Prokofjew als genuinen Sinfoniker zu präsentieren, sprich: die thematische Entwicklung und das motivische Geflecht als Priorität zu präsentieren, ohne dabei die Brillanz der prokofjewschen Orchestrierung zur Nebensache zu degradieren. Mit partieller Ausnahme der Fünften sind seine Einspielungen hervorragend gelungen – nicht zuletzt klanglich! –, und die finale Veröffentlichung mit den Sinfonien eins bis drei stellt da keine Ausnahme dar.
Sorgfältig und detailreich
Die Stärken von Littons seriöser Interpretationshaltung kommen besonders schön in der Ersten zur Geltung. Für Litton ist diese Symphonie classique eben kein leichtgewichtiges neoklassisches Kabinettstückchen, sondern vollwertiger Beginn eines sinfonischen Zyklus. Es mag leichtfüßigere Einspielungen geben, schnellere ohnehin, aber nur wenige, in der das Gerüst der klassischen Sinfonie, das Prokofjew hier lächelnd, aber nicht hohnlachend zitiert, so mustergültig aufgezeigt wird. Aus dieser Gewissenhaftigkeit resultiert dann nicht zuletzt eine weit vielfältigere Harmonik, als man sie in diesem Werk gewohnt ist.
Auch in der Zweiten und Dritten hört man weit mehr wertvolle Details als üblich – das SACD-Klangbild von BIS wirkt hier wahre Wunder. Die zum Teil geradezu unverschämte Aggressivität der Partituren – man spürt hier die pure Lust des noch jungen Komponisten an der Provokation – kommt nichtsdestoweniger ungebremst zum Tragen, zumindest in der Sinfonie Nr. 2. Gäbe es etwas zu kritisieren, dann beträfe das lediglich die Dritte, vor allem deren Kopfsatz. Statt einer sich immer weiter steigernden Kulmination von Angst und Gewalt vertieft sich Litton lieber in die Einzelheiten jeder einzelnen thematischen Gruppierung – und dadurch gerät das Gesamtbild ein wenig aus dem Blickfeld. Dabei liegt dies noch nicht einmal an besonders langsamen Tempi: Vladimir Jurowski ist in seiner Einspielung bei Pentatone sogar noch etwas langsamer, doch es gelingt ihm, in dieser Sinfonie eine zielstrebigere Entwicklung zu zeichnen, die dieser wahrhaft gnadenlosen Partitur besser zu Gesicht steht.
Doch insgesamt haben wir es in diesen Einspielungen mit einigen der eindrucksvollsten Prokofjew-Interpretationen der letzten Zeit zu tun.
Thomas Schulz [20.11.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sergej Prokofjew | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 (Symphonie Classique) | 00:13:58 |
5 | Sinfonie Nr. 2 d-Moll op. 40 | 00:36:14 |
13 | Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44 | 00:35:19 |
Interpreten der Einspielung
- Bergen Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Andrew Litton (Dirigent)