Igor Stravinsky
Music for Violin and Piano
Etcetera KTC1682
1 CD • 56min • 2019
12.06.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
An Strawinskys Kammermusiken für kleine Orchesterbesetzungen, etwa seiner Suite Italienne oder seinem Divertimento lieben wir den leichtfüßigen Umgang mit klassischer Diktion, den augenzwinkernden Humor aus einem weltoffen-modernen Blickwinkel heraus. So sehr Strawinsky die orchestralen Farben weiterentwickelte, so hat er das kompositorische Material auch gern in kleineren Fassungen gebündelt – und so kommen auch seine seltener zu hörenden Versionen für Violine und Klavier weitgehend aus seiner eigenen Feder.
Spielfreudig und mit stupender Technik
Wer Strawinskys ganzem sinnlichem Esprit allein mit einem Soloinstrument zu Leibe rücken möchte, braucht Wendigkeit, muss eine schillernde Ausdruckspalette souverän beherrschen – der Violinist Bruno Monteneiro lässt hier definitiv keine Wünsche offen und kann mit dem Pianisten João Paulo Santos auf einen souveränen Partner bauen!
Mutig, spielfreudig und mit stupender Technik gesegnet stürzen sich beide in das Abenteuer. Dieses besteht in nichts geringerem, als die Vielgestalt orchestraler Farben im Duo Violine plus Klavier zu bündeln. Wo größere Besetzungen die Farbenvielfalt aus den ganzen beteiligten Instrumenten abrufen, da zaubert Bruno Monteiro ganz allein eine nicht minder leuchtende Palette aus wechselnden Stricharten, dezidierten Betonungen, aus wechselndem Druck auf die Saiten, aus Flagoletts oder dem Gegenteil davon. Das wirkt manchmal schon fast radikal, aber dient hier immer plausibel dem Gegenstand. Der Charakter der Musik wird neu erfahrbar, bleibt aber sich selber treu.
Kühne Klangimpressionen
Mit breitem Strich versetzt Monteiro die Introduktion zur Suite Italienne ins Singen und entfaltet auch in den folgenden Sätzen genug tänzerischen Gestus und Variantenreichtum. Kühnere Klangimpressionen, forschende harmonische Abenteuer, subtilere Licht- und Schattenspiele künden im anschließenden Divertimento The Fairy Kiss von einer neuen Zeit. Noch mehr Expression und Mut zur Dissonanz atmen im Duo Concertant den Geist einer neuen Gegenwart und ungewissen Zukunft.
Kein Wunder also, dass so auch drei Stücke aus der Feuervogel-Suite ein ebenso facettenreiches Konzentrat bilden. Flagolett-Effekte ohne Vibrato, harsche, perkussive Impulse und repetitive Motorik – all das ruft Monteiro aus den Saiten ab, derweil die Klavierskalen wie ein Perpetuum Mobile alles in Schwung halten. Bühne frei für das große Finale, dem „Danse Russe“ aus dem Petruschka! Auch hier agiert die Violine bohrend, rauh, und nie aalglatt geschönt und in reibungsvollem Diskurs mit seinem Partner am Klavier. Man könnte in diesem Moment meinen, Strawinsky hätte all dies nur für diese beiden erfahrenen Kammermusiker aus Portugal komponiert.
Stefan Pieper [12.06.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Igor Strawinsky | ||
1 | Suite italienne | 00:18:23 |
7 | Divertimento für Violine und Klavier | 00:23:18 |
13 | Duo concertant für Violine und Klavier | 00:17:53 |
18 | Prélude et ronde des princeses (aus Der Feuervogel) | 00:06:17 |
19 | Berceuse (aus Der Feuervogel) | 00:02:35 |
20 | Scherzo (aus Der Feuervogel) | 00:03:28 |
21 | Danse russe (aus Petruschka) | 00:03:19 |
Interpreten der Einspielung
- Bruno Monteiro (Violine)
- João Paulo Santos (Klavier)