Max Reger
Clarinet Quintet op. 146 • String Sextet op. 118
cpo 555 340-2
1 CD • 75min • 2018, 2019
07.05.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Fällt der Name Max Reger, denkt wohl niemand zuerst an Kammermusik. Dafür bestimmen vor allem die monumentalen Orgelwerke, einige Orchesterstücke wie die Mozart-Variationen, die Böcklin-Suite und einige Klavierwerke wie die Humoresken und die Telemann-Variationen seine öffentliche Wahrnehmung. Dabei ist das Werkverzeichnis auch in diesen Genres reichhaltig bestückt. Während seine Werke für solistische Streicher eher zu einem Hyper-Bach tendieren, ist den größer besetzten Werken eine Neigung zur Brahms-Übersteigerung zu eigen.
Zwei Spätwerke
Das 1912 entstandene Streichsextett op. 118 gehört zu Regers seltenst eingespielten Werken. Das liegt einerseits an einer gewissen nervösen Unberechenbarkeit, die sich darin äußert, dass ausgesprochen derbe Ruppigkeit plötzlich in allergrößte Zartheit oder höchste Feierlichkeit umschlagen kann. Vor allem bedingt die Motivfülle – aus der weniger inspirierte Tonsetzer 4 Sextette hätten arbeiten können – bei permanent changierender Harmonik eine gewisse Nervosität, die aufmerksames und am besten mehrfaches Zuhören erfordert. Auf jeden Fall ein spannendes Hörerlebnis. Das Klarinettenquintett op. 146 – Regers letztes vollendetes Großwerk – hingegen zählt zu seinen populäreren Kompositionen. Es hat das rotgoldne Sonnenlicht eines Spätnachmittags im Oktober. Heitere Idylle ohne Temperamentsausbrüche; Zufriedenheit im Sein.
Dem verstärkten Diogenes-Quartett gelingt eine mitreißende Interpretation des Sextetts, die geeignet ist, diesem vernachlässigten Meisterwerk vielleicht auch auf dem Konzertpodium die ihm zustehende Geltung zu verschaffen. Hier wird dem Hörer alles von orchestraler Wucht bis zu feinsten Lyrismen geboten. Hohes Lob auch für die präzise Intonation, die in einem Werk, das zwar noch tonal, jedoch höchst durchchromatisiert ist, erhebliche Feinarbeit voraussetzt. Das Quintett gelingt ebenfalls ansprechend, wenngleich sich die als zusätzliche Farbe und nicht als Solistin konzipierte Klarinette an ein paar Stellen bei Begleitfiguren zu wichtigen Aussagen der Streicher zu sehr in den Vordergrund spielt. Hier sollte berücksichtigt werden, dass Reger als Alternative eine Streichquintett-Version vorschwebte, in der die Klarinette durch eine Bratsche ersetzt wird, diese aber selbst nicht mehr erstellen konnte.
Die Aufnahmetechnik bietet ein warmes und trotzdem transparentes Klangbild. Sehr guter Booklet-Text.
Fazit: Eine Aufnahme, die ihren besonderen Wert durch die Einspielung des viel zu selten zu hörenden, spannend-explosiven Streichsextetts erhält. Vorsichtigen Naturen empfehle ich, dieses mit den beiden Mittelsätzen zu beginnen.
Thomas Baack [07.05.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Max Reger | ||
1 | Klarinettenquintett A-Dur op. 146 | 00:37:39 |
5 | Streichsextett op. 118 | 00:36:45 |
Interpreten der Einspielung
- Thorsten Johanns (Klarinette)
- Diogenes Quartett (Streichquartett)
- Roland Glassl (Viola)
- Wen-Sinn Yang (Violoncello)