Karl Weigl
String Quartets 7 & 8
cpo 555 201-2
1 CD • 55min • 2017
17.02.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Von dem Wiener Komponisten Karl Weigl (1881-1949), der bei Alexaner von Zemlinsky und Robert Fuchs studierte und von Arnold Schönberg trotz zunehmenden stilistischen Abstands ein Leben lang hoch geschätzt wurde, sind acht Streichquartette überliefert, von denen die Nummern 1, 3 und 5 bei der Universal Edition im Druck erschienen. Die übrigen sind nur im Manuskript vorhanden, und die hier vorliegenden beiden letzten entstanden nach Weigl Flucht in die USA im Jahre 1938. Das 7. Quartett in f-Moll wurde 1941-42 komponiert, das 8. von 1948-49 war Weigls letzte Komposition.
Schwermütige Innigkeit
Beide Werke sind durchströmt von schwermütiger Innigkeit, die eine organische Weiterführung jener ornamentenreichen schwelgerischen Leidenschaft darstellt, die bereits für den frühen Weigl typisch ist. Weigl war ein phänomenaler Handwerker, und von seiner herausragenden kontrapunktischen Meisterschaft und vielfarbig schattierten, feinfühlig modulierenden Harmonik profitiert jeder Takt dieser beiden recht umfangreichen, niemals im Leerlauf auf der Stelle tretenden, jeweils viersätzigen Kompositionen, die hier in Ersteinspielungen vorgestellt sind. Zugleich ist Weigl aber stets auch ein inspirierter Komponist, dessen Haltung jedoch grundsätzlich sehr introvertiert ist, der also auf überwiegend sanfte Art das Seelenleben in seinen feinen Regungen erforscht. Was nicht bedeutet, dass nicht auch Schroffes oder Machtvolles vorkäme. Es bildet nur nicht den Hauptschwerpunkt. Dagegen ist ein fortwährend belebter Fluss durchgehend charakteristisch, und die Elastizität des Satzes ist ebenso außerordentlich wie die durchweg fein ausgehörten Details.
Empathischer Gestaltungswillen
Das siebte Quartett ist dabei das vielleicht insgesamt noch zugänglichere Werk, aber bei konzentriertem Zuhören lohnen sich beide Quartette gleichermaßen und offenbaren ihre vielleicht auf den ersten Blick verborgenen reichen Qualitäten, der Hörer muss dazu nur ein wenig Schatzgräbermentalität mitbringen, wie dies auch das Streichquartett des Thomas Christian-Ensembles tut (Thomas Christian und Raimund Lissy, Vl.; Robert Bauerstatter, Va.; Bernhard Naoki Hedenborg, Vc.). Diese Stücke hängen in ihrem Gelingen weitestgehend vom gegenseitig empathischen Gestaltungswillen der vier Musiker ab, und der ist hier hoch. Alles ist mit großem Ernst und unermüdlicher Liebe für die Details erfasst. Warum sich trotzdem auf die Dauer gelegentlich eine gewisse Monchromie einstellt, hat sich mir noch nicht wirklich erschlossen. Es sind aber in jedem Fall sehr hochrangige Darbietungen.
Zauber der langsamen Sätze
Fraglos am zauberhaftesten sind die langsamen Sätze in Weigls Quartetten, die wohl seinem nach innen gewandten Naturell am ehesten entsprechen und oft in ihren generösen Finessen im schönsten Sinne an die großen Wiener Vorbilder Beethoven und Schubert erinnern. Aber auch die Scherzi sind sehr attraktiv, geradezu packend, und die komplexer veranlagten Formen der Ecksätze sind in jedem Moment interessant und voller Leben. Klanglich sehr solide eingefangen im Baden-Badener Hans-Rosbaud-Studio, erfreut die CD auch mit einem in aller relativen Knappheit angemessen informierenden Booklettext. Wieder einmal hat cpo eine wichtige Sache entdeckt.
Christoph Schlüren [17.02.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Karl Ignaz Weigl | ||
1 | Streichquartett Nr. 7 | 00:30:19 |
5 | Streichquartett Nr. 8 | 00:24:18 |
Interpreten der Einspielung
- Thomas Christian Ensemble (Ensemble)