Música española para violonchelo y piano

SEdeM 36
1 CD • 65min • [P] 2019
12.06.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vergessen wir einmal die Assoziationen mit andalusischer Volksmusik, Flamenco und etc., wenn von spanischer Musik die Rede ist. Es gibt auch Komponisten, die sich um einen durchaus internationalen, vom Geist der Romantik bestimmten europäischen Stil bemühten, die – selten genug in der spanischen Konzertliteratur – für die Gattung Cello und Klavier komponierten. Antonio Torrandell Jaume (1881-1963), Manuel Bonnín Guerín (1898-1993) und Ricard Lamote de Grignon (1899-1962) sind würdige, aber bislang international wenig beachtete Vertreter dieser Spezis. Eine neue CD auf Initiative der Sociedad Española de Musicología schickt sich an, hier weiße Flecken auf der Landkarte aufzufüllen.
Diesen Anspruch lösen der Cellist Ángel G. Jermann sowie Jesús Gómez Madrigal in bestem Sinne ein, wenn sie aus diesem selten aufgeführten Repertoire ein echtes musikalisches Freudenfest machen. Denn so wirken diese mehr oder weniger „postromantischen“ Kammermusikjuwelen unter den Händen dieses Duos. Es ist eine Welt voller Emotionen, durchdrungen vont melodiöser Eloquenz und gespickt mit dynamischen Impulsen – in einer Diktion, die jedem modernen Aufbruchsgeist im 20. Jahrhundert mit viel bewahrender Gelassenheit begegnet, um in vertraut-intimer, nie sperriger Diktion die Seele anzusprechen.
Los geht es mit einer Sonate von Antonio Torrandell Jaume, einem mallorquinischen Tonschöpfer. Himmelhoch schraubt sich das Melos, welches Ángel G. Jermann auf seinem noblen Instrument erstrahlen und aufblühen lässt. Impulsiv und zupackend reagiert sein Klavierpartner darauf. Beide erweisen sich auf gemeinsame Ideale eingeschworen, um hier in bestem Sinne etwas „singen“ zu lassen, mal in langsamen Sätzen zu verweilen, sich dann tänzerisch impulsiv aufs Scherzo zu stürzen und mit enthusiastischem Vorwärtsdrang im Finalsatz in die Zielgerade zu kommen. Das gibt diesem Duo genug Raum, um spieltechnisch und expressiv alle Register zu ziehen, dabei aber betont unaufgeregt und „erzählend“ zu bleiben. Melancholischer und von noch tieferem seelenvollen Ausdruck durchdrungen wirkt die folgende Sonate von Manuel Bonnín Guerín, enstanden auf der Kanaren-Insel Teneriffa zwischen 1935 und 1942
Wie unmittelbare emotionale Skizzen klingen Ricard Lamote de Grignons Bagatelas Fin de Siglo – einem poetischen Abgesang auf eine zu Ende gehende, aber doch in ihrer Wahrnehmung zeitlose Epoche. Hier lässt das Duo nochmal viel berührendes Melos atmen, das manchmal etwas an Fauré erinnert – wo Ángel G. Jermann sonore Kantilenen gen Himmel schickt und schließlich im dritten Stück sein Sordino-gedämpfter Ton doch mal eine Prise exotische Sinnlichkeit aufkommen lässt!
Stefan Pieper [12.06.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Antonio Torrandell Jaume | ||
1 | Sonate op. 21 für Violoncello und Klavier | 00:23:45 |
Manuel Bonnín Guerín | ||
5 | Sonate e-Moll für Violoncello und Klavier | 00:30:09 |
Ricard Lamote de Grignon | ||
8 | Bagatelas fin de siglo | 00:11:34 |
Interpreten der Einspielung
- Ángel G. Jermann (Violoncello)
- Jesús Gómez Madrigal (Klavier)