Hieronymus Praetorius
Missa in festo Sanctissimae Trinitatis
cpo 777 954-2
1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2014
20.08.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
„Ähnliche Musik sechsmal in Folge nacheinander zu hören mag monoton erscheinen, doch innerhalb eines Gottesdienstes treten die einzelnen Sätze durch andere liturgische oder musikalische Elemente voneinander getrennt in Erscheinung. … So ist die Parodietechnik in der Lage über eine lange Zeitspanne hinweg das Gefühl einer größeren einheitlichen Struktur zu erwecken …“. So begründet der amerikanische Musikwissenschaftler Frederick K. Gable im Beiheft die Einbettung der Messteile aus der Feder von Hieronymus Praetorius in einen festlichen Hauptgottesdienst, einer lutherischen Messe – rekonstruiert, wie sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Hamburg gemäß der dort gültigen Gottesdienstordnung üblich war. Gable ist auch der Herausgeber der Neuedition der Werke von Hieronymus Praetorius und wissenschaftliche Begleiter der Einspielungen von Manfred Cordes von dessen Musik; Cordes stattet dem emeritierten Professor der University of California dafür einen sehr persönlichen und herzlichen Dank ab. Seit einem Jahrzehnt hat Cordes immer wieder Musik des Schütz-Zeitgenossen aufgenommen und ist so eine führende Figur bei der Neuentdeckung dieses eindrucksvollen Hamburger Meisters des Frühbarocks geworden.
Hieronymus Praetorius (1560-1629) wirkte von 1586 bis zu seinem Tod in der Nachfolge seines Vaters Jakob als Organist an der Hauptkirche St. Jacobi zu Hamburg. Sein Werk ist gut überliefert und wurde bereits zu Lebzeiten im Druck veröffentlicht. Die Hamburger Organistenfamilie ist mit dem Wolfenbütteler Kapellmeister Michael Praetorius (1571-1621) nicht verwandt – Praetorius ist eine Latinisierung des verbreiteten deutschen Namens Schultheiß oder Schulte bzw. Schulze.
In der Tat gewinnt die prachtvolle und festliche Musik von Hieronymus Praetorius, hört man sie in dem Zusammenhang, für den sie geschrieben wurde: Der Hörer wird Ohrenzeuge eines prachtvollen Hamburger Gottesdienstes zu Beginn des 17. Jahrhunderts; zu einer Zeit, als die Hansestadt so reich und mächtig war, dass sie dank modernster Befestigungen keinerlei militärische Bedrohung durch die Kämpfe des 30-jährigen Krieges, der in Deutschland so schreckliche Verwüstungen anrichtete, fürchten musste.
Cordes und sein durchwegs solistisch besetztes Vokal- und Instrumentalensemble Weser-Renaissance lassen diese herrliche Musik in all ihrem Glanz und in ihrer Subtilität erklingen. Die Schwalbennestorgel der Marienkirche in Lemgo darf als ein „Musterexemplar der norddeutschen Orgelbautradition angesehen werden…“, und die „mit ihrer mitteltönigen Stimmung ideal zu Entstehungszeit, Klangcharakteristik und Stilistik des ausgewählten Repertoires passt“ (so Manfred Cordes im Beiheft). Ihre Stimmen erweckt der Organist Volker Jänig zu seelenvollem Leben.
Detmar Huchting [20.08.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Hieronymus Praetorius | ||
1 | Missa in Festo Sanctissimae Trinitatis | 01:10:27 |
Interpreten der Einspielung
- Volker Jänig (Orgel)
- Weser-Renaissance (Ensemble)
- Manfred Cordes (Dirigent)