Albert Lortzing
Harmoniemusiken
cpo 555 045-2
1 CD • 57min • 2017
16.08.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Während der Zeit des klassisch-romantischen Stils gehörten Harmoniemusiken ganz selbstverständlich zum öffentlichen musikalischen Leben. Bildeten Tafelmusiken und Serenadenkonzerte den Rahmen für Originalkompositionen, waren Bearbeitungen populärer Instrumentalkonzerte oder Opern für Bläserensembles auch auf den Straßen zu hören; letztere lieferten also einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Musikvermittlung. Nur: Als Albert Lortzing 1845 mit seinem Wildschütz auf den Plan trat, waren Hamoniemusiken schon wieder aus der Mode. So musste die Musikwelt 168 Jahre warten, bis Andreas N. Tarkmann seine Harmoniemusik dieser bürgerlichen Musikkomödie 2013 anlässlich eines Mitgliedertreffens der Albert-Lortzing-Gesellschaft in Tübingen erstmals der Öffentlichkeit vorstellte.
Tarkmann ist nicht nur ein begnadeter Arrangeur und ein in unterschiedlichen Gattungen und Stilen erfolgreicher Komponist; der gelernte Oboist ist seit seiner Kindheit ein großer Lortzing-Enthusiast, dem es mit seiner Harmoniemusik auch – oder vielleicht sogar an erster Stelle – darum geht, Lortzing aus der Ecke des biedermeierlich Gemütlichen und Harmlosen herauszuholen. Ob ihm das gelungen ist? Hoch attraktive Arrangements der vielleicht bekanntesten Nummern dieser vor Leichtigkeit, Witz und Geistvollem nur so übersprudelnden großen musikalischen Komödie sind ihm allemal geglückt. Die Farbigkeit des Orchesters ist perfekt in die Bläserbesetzung überführt, welche allein von sich aus den volkstümlichen Charakter der Oper derart betont, dass Tarkmann wohl keine Mühe gehabt haben dürfte, die musikalischen Charakterisierungen auf den Punkt zu treffen: sei es die Gräfin in ihrer Auftrittsarie „Auf des Lebens raschen Wogen“, den Baron mit seiner melancholischen Kavatine „Bleiben soll ich“ oder die als Dorfmädchen verkleidete Baronin, den Baron, den Graf, die Gräfin und den Dorfschulmeister in dem herrlichen Billard-Quintett „Ich hab‘ Num’ro eins“ mit all seiner musikalischen Komik. Was mich aber am meisten beeindruckt, ist, wie Tarkmann die Vokalpartien in sehr differenziert sprechende Bläserstimmen übersetzt, so dass seine Harmoniemusik des Wildschütz auch ohne die Bühne, ohne das gesprochene und gesungene Wort bestens funktioniert. Ohne die mit ansteckendem Esprit und komödiantischer Leichtigkeit agierenden Stuttgart Winds wäre dies jedoch nicht möglich. Nicht nur mit einer erlesenen Klanglichkeit, sondern ebenso mit einer spürbaren Liebe zum Detail macht das Bläserensemble des SWR Symphonieorchesters diesen Wildschütz, aber auch die zwei vorangestellten Ouvertüren aus Zar und Zimmermann (1837) und Regina (1848) zu einem Hörvergnügen.
Christof Jetzschke [16.08.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Albert Lortzing | ||
1 | Regina (Overture) | 00:06:20 |
2 | Zar und Zimmermann (Overture) | 00:06:21 |
3 | Der Wildschütz (Arrangement for Winds) | 00:43:55 |
Interpreten der Einspielung
- Stuttgart Winds (Ensemble)