Mikhail Ivanovich Glinka
Complete Piano Works 2 • Dances
Grand Piano GP782
1 CD • 74min • [P] 2018
15.07.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Was für eine Leichtigkeit, was für ein musikalischer Spaß! Diese vielen kleinen, manchmal nur 30 Sekunden lange Stücke versetzen einen in kindliche Freude, in eine tänzerische Verspieltheit, die beflügelt, betört und erquickt. Liegt das an der genial-einfachen, liedhaften Tonsatzkunst, welche Mikhail Glinka in seinen zahllosen Charakterstücken zum Ausdruck bringt? Oder ist es die entspannt-direkte Art, mit der die in Köln lebende Pianistin Inga Fiolia in den vielen, manchmal gerade mal 30 Sekunden kurzen Stücke die Töne ins Hüpfen und Springen versetzt?
Es ist vermutlich beides zugleich - also der berühmte Synergieeffekt, wenn eine im 19. Jahrhundert komponierte Musik die Emotion einer Interpretin von heute trifft. Federnd und verspielt ist der Anschlag, energetisch auf den Punkt kommt jedes kleine Detail - etwa die herrlich glucksenden Doppelschläge, die an aufgezogene Spieluhren oder Musik auf dem Jahrmarkt denken lassen.
Walzer, Tarantella, Mazurka, aber auch die französische Quadrille – das war der Stoff, aus dem im 19. Jahrhundert musikantische Freude realisiert wurde oder sich auf rauschenden Festen artikulierte. In - trotz aller impulsiven Verspieltheit - zart bleibenden, nie grellen Glanzlichtern lässt Inga Fiolias Spiel hier höchst wirkungsvoll den Charme des Nostalgischen aufblitzen. Russische Musik, vor allem jene, die Mikhail Glinka schuf, ist eben nicht nur schwer und melancholisch. Das hat damals dem Schöpfer dieser Klavierstücke auch viel Kritik eingebracht. So wurde ihm vorgeworfen wurde, jene „nationale Farben“, jene Botschaft mit Schwergewicht zu vernachlässigen, wie sie später auch für das sogenannte „Mächtige Häuflein“ aus Borodin, Mussorgsky etc. prägend wurden. Glinka zeigt hier, dass „die“ russische Musik auch wie ein Schwamm die Strömungen des Auslands aufsog – in den hier von Inga Fiolia präsentierten tänzerischen Klavierstücken sind es nicht zuletzt französische und italienische Spurenelemente.
Die insgesamt 23 Stücke auf dieser CD sind keineswegs alle nur fröhlich und heiter. Die Interpretin weiß auch, die verinnerlichten, melancholischen Elemente auszuhorchen und durch sensibles Spiel ins rechte Licht zu setzen - zum Beispiel in einer getragenen C-Moll-Mazurka. Aber schon bald überwiegen wieder die lebhaften Stimmungen, eilt vorwitzig das Dreiermetrum voran und so schafft es Inga Fiolia, jenseits der vordergründigen Heiterkeit auch die Zwischentöne filigran aufleuchten zu lassen. Auf jeden Fall eine Veröffentlichung, deren sonniger Gestus bestens in die Jahreszeit passt!
Stefan Pieper [15.07.2018]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Michael Glinka | ||
1 | Grande Valse G-Dur | 00:06:47 |
2 | Mazurka C-Dur | 00:01:23 |
3 | Cinq nouvelles contredanses | 00:04:49 |
4 | Tarantella a-Moll | 00:01:00 |
5 | Mazurka c-Moll | 00:02:34 |
6 | Walzer B-Dur | 00:03:27 |
7 | Walzer Es-Dur | 00:01:43 |
8 | Cinq quadrilles francaises | 00:04:16 |
9 | Cinq contredanses | 00:02:59 |
10 | La couventine (Contredanses) | 00:04:18 |
11 | Polka d-Moll | 00:00:37 |
12 | Kinderpolka B-Dur | 00:03:38 |
13 | Mazurka F-Dur | 00:02:19 |
14 | Bolero d-Moll | 00:05:06 |
15 | Mazurka F-Dur | 00:00:46 |
16 | Mazurka As-Dur | 00:01:12 |
17 | Variationen über ein Thema von Mozart | 00:08:38 |
18 | Cotillon B-Dur | 00:01:28 |
19 | Galop Es-Dur | 00:00:39 |
20 | Mazurka G-Dur | 00:01:10 |
21 | Polonaise E-Dur | 00:05:03 |
22 | Valse fantaisie h-Moll | 00:08:07 |
23 | A Farewell Waltz G-Dur | 00:01:01 |
Interpreten der Einspielung
- Inga Fiolia (Klavier)