Hüte dich, bleib wach und munter!
Durch die Nacht mit Robert Schumann
Antes BM319301
1 CD • 72min • 2017
07.12.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Es kann eine hübsche Idee sein, Lieder von Robert Schumann zu bearbeiten, indem man das Klavier durch zwei Celli ersetzt – obwohl der akkordische Reichtum und die vollharmonische Einbettung dadurch verloren gehen. Aber gleich 26 Lieder? Noch dazu Nacht-Lieder, also thematisch und deswegen auch atmosphärisch ähnliche Lieder? Und dazu auch als Vokalise das Wiegenliedchen aus den Klavier-Albumblätter op.14?
Einzelne Cello-Bearbeitungen, durchweg durch Bo Wiget, erscheinen passend: Die kecken Liedchen aus dem Liederalbum für die Jugend op. 79 bekommen durch die neckische Bearbeitung eine spitzbübische Färbung, fröhlich hüpft das Cello im Ständchen op. 36/2, erregt zittert das Cello mit der Lotosblume op. 25/7 in fast modern zerrissenen Klängen, schauerlich jault das Käuzlein op. 79/10, im Ständchen An den Mond op. 95/10 passt das Cello-Zupfen, weil schon Schumann selbst dieses Lied „mit Harfen- oder Klavierbegleitung“ versehen hat. Beim Goethe’schen Nachtlied op. 96/1 singt mit elegischem Strich das Cello in die Nacht, Der Einsiedler op. 83/3, dieses choralartige fromm-resignierende Gebet, wird durch den unruhig schabenden Untergrund fremdartig-unheilvoll und das berühmte Eichendorff’sche Zwielicht op. 39/10 hat ja eh schon eine dialogisch angelegte Klavierbegleitung, die durch die beiden Celli (Bo Wiget und Franziska Kraft, die zusammen das Celloduo Tolkar bilden) stärkere Linien erhält.
Es steckt also durchaus konzeptionelle Überlegung in diesem Projekt: Das Lied Ich kann’s nicht fassen op. 42/3 wird von der Träumerei op. 16/7 gleichsam durchschossen, das Triolett für Frauenstimmen op. 114/2 singen und/oder spielen die zwei oder drei Musiker so, dass man menschliche und Cello-Stimmen fast nicht unterscheiden kann, den heiteren Kanon Gebt mir zu trinken op. 65/4 singen alle drei a cappella.
Das Cello schluchzt ironisch walzerselig bei den wenigen rein instrumentalen Stücken. Manchmal stört das Cello aber regelrecht, wird enervierend (so in der drehorgelmäßigen Begleitung beim Sandmann op. 79/12), oder schabend (im eigentlich schön gesungenen Wenn ich ein Vöglein wär von Clara Schumann), und völlig ungeeignet ist es in Melancholie aus dem Spanischen Liederspiel op. 74, weil auch zwei Celli nie die differenzierende Harmoniegestaltung im Klavier ersetzen können.
Dier Sopran von Andrea Chudak – die auch zwischendurch Cello spielt - ist hellklar und sauber, sie singt sehr textverständlich und wortgenau, aber diese Stimme hat wenig bis gar keine Farbwechsel, bleibt monochrom und dadurch bisweilen monoton und wirkt in ungeschützter Lage sehr gefährdet. Der Tonmeister hat ihr auch wenig Raumklang gegeben, so dass der Sopranklang bisweilen ins Spitze gerät.
Rainer W. Janka [07.12.2017]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Wiegenliedchen op. 124 Nr. 6 (für Elise Schumann) | 00:02:34 |
2 | Der Einsiedler op. 83 Nr. 3 | 00:03:46 |
3 | Die Lotosblume op. 25 Nr. 7 | 00:03:33 |
3 | Frage op. 35 Nr. 9 | |
4 | Zwielicht op. 39 Nr. 10 | 00:02:20 |
5 | Triolett op. 114 Nr. 2 | 00:01:58 |
6 | Ständchen op. 36 Nr. 2 | 00:01:38 |
7 | Der Abendstern op. 79 Nr. 1 | 00:03:07 |
7 | Abendlied op. 85 Nr. 12 | |
8 | Der Sandmann op. 79 Nr. 12 | 00:03:05 |
9 | Der Bleicherin Nachtlied op. 91 No. 4 | 00:03:06 |
10 | Mond, meiner Seele Liebling op. 104 Nr. 1 | 00:02:29 |
11 | Wenn ich ein Vöglein wär op. 43 Nr. 1 (Duett) | 00:02:58 |
12 | Das Käuzlein op. 79 Nr. 10 | 00:02:36 |
13 | An den Mond op. 95 Nr. 2 | 00:02:39 |
14 | Der Bleicherin Nachtlied op. 91 No. 4 | 00:02:44 |
15 | Melancholie op. 74 Nr. 6 (aus: Spanisches Liederspiel op. 74) | 00:02:01 |
16 | Singet nicht in Trauertönen op. 98a Nr. 7 | 00:01:57 |
17 | Gebt mir zu trinken op. 65 Nr. 4 (aus: Ritornelle op. 65) | 00:01:18 |
18 | Walzer a-Moll op. 124 Nr. 4 | 00:01:03 |
19 | Lust der Sturmnacht op. 35 Nr. 1 | 00:01:38 |
20 | Mein schöner Stern! op. 101 Nr. 4 | 00:03:35 |
21 | Gute Nacht op. 59 Nr. 4 | 00:02:34 |
22 | Nachtlied op. 96 Nr. 1 | 00:03:13 |
23 | Frühlingsnacht op. 39 Nr. 12 | 00:02:59 |
23 | Alte Laute op. 35 Nr. 12 (1840) | |
24 | Träumerei op. 15 Nr. 7 (Kinderszenen op. 15) | 00:04:46 |
24 | Ich kann's nicht fassen, nicht glauben op. 42 Nr. 3 | |
25 | Schlummerlied op. 124 Nr. 16 (Wiegenlied für Marie und Klara zu Weihnachten 1841) – Allegretto | 00:01:41 |
25 | Am leuchtenden Sommermorgen op. 48 Nr. 12 (aus: Dichterliebe) | |
26 | Stille Tränen op. 35 Nr. 10 | 00:03:04 |
27 | Mondnacht op. 39 Nr. 5 | 00:03:48 |
Interpreten der Einspielung
- Andrea Chudak (Sopran, Violoncello)
- Celloduo Tolkar (Violoncello, Gesang)