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Besprechung CD

Crystal Dream

Piano Works by Albena Petrovic Vratchanska

Gega GD 150

1 CD • 53min • 2015

27.04.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

So plakativ und auch etwas hochglanzpoliert der Titel „Crystal Deam“ anmuten mag, so sehr ist er für die Komponistin Albena Petrovic Vratchanska Programm. In Bulgarien geboren, lebt sie seit Jahrzehnten in Luxemburg und hat seitdem ein bemerkenswert umfangreiches Œuvre vorgelegt. Auch erfuhr sie dort maßgebliche Anregungen für die Ausformulierung einer dezidierten Tonsprache – last but noch least durch den vielgefragten Luxemburger Francesco Tristano, der als Grenzgänger neue Dimensionen von Minimalismus für die Konzertmusik erschloss, was auch stark auf die Tonsprache von Albena Petrovic Vratchanska abgefärbt hat. Aber bei der gebürtigen Bulgarin ist nun wieder etwas ganz anderes dabei heraus gekommen!

Kristalline Träume, das meint hier die Reduktion auf das singuläre Klangereignis, das keine komplexen Entwicklungen oder sonstige konstruktiven Kunstgriffe braucht, dafür aber umso mehr zum Medium für unmittelbare Botschaften wird, die hörbar aus dem tiefsten Inneren kommen.

Das schließt auch die Verfremdung des tonalen Materials nicht aus. Im Eröffnungstück mutet es so an, als würde Papier auf den Saiten mitschwingen. Aus Einzeltönen entwickeln sich Tonfolgen in meist engen Intervallen, manchmal auch clusterartige Arpeggien, die auch mal direkt auf den Saiten zu zupfen sind. Details wie diese verdichten sich, hypnotisieren durch ihre Wiederholung, mutieren zuweilen zu etwas neuem. Manchmal lädt sich alles bedrohlich pochend auf, es wird aber auch rezitativisch ausgeholt, um sich auf neue aufregende Gratwanderungen zwischen geschärfter Dissonanz und lyrischer Empfindsamkeit zu begeben. Das betörende und verstörende liegt hier nun sehr oft sehr dicht beieinander. Die Klanggemälde leisten sich Inseln der Ruhe, überraschen aber auch durch dämonische Pinselstriche.

Die Musik emanzipiert sich weitgehend über die Ordnung durch Metren, denn alles soll frei atmen – durchaus so, wie es in vielen Stücken von Morton Feldman praktiziert wird. Albena Petrovic Vratchanska bevorzugt dann aber wieder eine ganz andere, deutlich expressivere Verdichtung.

Interpret Romain Nosbaum holt all dies mit einer Unmittelbarkeit aus den Tasten, als würde diese ganze Subjektivität gerade erst im Moment des Spielens kreiert und als wäre da überhaupt keine „Arbeitsteilung“ mehr zwischen Komponist und Interpret. Viele, hier erlebbare dynamische Zuspitzungen, agogisch ausgekostete Zäsuren, Momente des Verweilens aber auch des tumulthaften Ausbruchs dürften ja auf die konsequent gelebte Freiheit dieses Interpreten zurück gehen.

Der ganze, von Romain Nosbaum klangsinnlich inszenierte Spiefluss wirkt manchmal fast wie eine Improvisation, die schließlich in einem tumulthaften Ausbruch, in dem Nosbaum auch eine Stimme deklamierend einsetzt, endet. Dennoch sind Albena Petrovic Vratchanskas Stücke bei allem assoziativen Freiraum akribisch auskomponiert. Oft liegen sogar komplexe formale Ideen zu Grunde: So wird die tonale Grundsubstanz von Buchstabenkombinationen aus Namen bedeutender Mitmenschen generiert. Es kommen auf dieser CD gleichwohl Kompositionen aus verschiedenen Schaffenskontexten zusammen. Crystal Dream, Mystery Dream, Burning Shadows, Hidden Letters und die finale Aufforderung Wait. Please! widerspiegeln Seelenzustände und biografische Erlebnisse. Für den Hörer wird dies zu einem Klavier-Erlebnis, das einen lange nicht mehr loslässt – hat man sich erst einmal auf diese minimalistisch atmende, emotional reichhaltige Ausdruckswelt eingelassen.

Stefan Pieper [27.04.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Albena Petrovic Vratchanska
1Crystal Dream 00:05:43
2Mystery Dream 00:08:31
3Burning Shadows 00:12:20
4Just Shadows 00:07:06
5Hidden Letters 00:13:48
10Wait, Please 00:05:01

Interpreten der Einspielung

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