Beatrice Rana
Prokofiev • Tchaikovsky
Warner Classics 0825646009091
1 CD • 67min • 2015
16.03.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die 1993 geborene italienische Pianistin Beatrice Rana legt ihr Debüt bei einem großen Plattenlabel vor – und geht gleich mit zwei der anspruchsvollsten Orchesterkonzerte in die Vollen. Die Zusammenarbeit mit dem Orchestra dell′ Accademia Nazionale di Santa Cecilia erweist sich für die 23 Jahre junge Tastenkünstlerin als ideale Partnerschaft für viel „revolutionäres Potenzial“.
Denn eine geballte Ladung aufrührerisch-jugendlichen Feuers strömt aus dem gewählten Repertoire für diesen gewichtigen Einstand: Prokoffiefs Klavierkonzert Nr. 2 ist ein Statement dafür, dass die Spätromantik endgültig vorbei ist. Rebellisch und sinnlich, wenn auch durchgängig tonal und voller zupackender melodischer Ausdruckswucht ist die Tonsprache – und eine intensive sinfonische Klangmalerei überbietet sich ständig selbst in der Erzeugung sinnlicher Zustände. Mittendrin ist der akrobatische Klavierpart, der harsche Motorik, pulsierende Energie, aber auch verklärte Momente mit ganz und gar unverbrauchten Mitteln verdichtet. Beatrice Rana kann dies interpretatorisch umsetzen und entfaltet viel impulsiven Mut dabei. Sie versenkt sich in diese Welt, um mit ihren Mitteln dem nachzueifern, was einst Martha Argerich in ihrer legendären Interpretation des ersten Konzertes leistete. Beatrice Rana vereint filigrane Präzision mit resolutem Druck und explosiven Crescendi. Das Klavier wird, in der Vorstellung von Sergej Prokoffief und in der Anschlagskultur von Beatrice Rana, einmal mehr zum Perkussionsinstrument.
Antonio Pappano operiert derweil als hellwache Schnittstelle zwischen Solistin und Orchester, so dass die „revolutionären“ Energien aller Beteiligten zum großen, extrem präzise ausgestalteten Ganzen zusammen fließen. Differenziert gestaffelt ist das Klangbild und man entdeckt immer mehr subtile Details, je öfter man konzentriert zuhört.
Dieses Niveau wird auch beim zweiten, nicht minder gewichtigen Werk der Produktion beibehalten – Tschaikowskys erstes Klavierkonzert aus dem Jahr 1874. Ob diese Zusammenstellung wirklich glücklich und sinnvoll ist, bleibt diskussionswürdig. Wenn man gerade noch überwältigt und paralysiert von der aufbegehrenden Sinnlichkeit des Prokoffief-Konzertes erstmal eine Atempause benötigt, dann mutet Tschaikowskys älteres Werk wie ein Rückschritt in eine frühere Zeit an und macht deutlich, welch musikhistorischer Quantensprung sich in gerade mal 25 Jahren vollzogen hat. Dabei markierte Tschaikowskys b-Moll-Konzert eine ebensolche Revolution, polarisierte zum Zeitpunkt des Entstehens die Fachwelt und das Publikum, so dass es bei der Uraufführung Tumulte gab. Hat man als Hörer erst mal dieses „Umswitchen“ vollbracht, tut sich eine romantische, emotional gefärbte Welt auf, in der Beatrice Rana und das Orchestra dell`Accademia Nazionale di Santa Cecilia nicht minder souverän die Oberhand behalten.
Die interpretatorische Reife der 23jährigen Pianistin macht auch hier die musikalische Botschaft plausibel: Sie spannt weite Bögen, lässt Melodien schwelgen und aufblühen, begibt sich solistisch hinein in die ausdrucksgewaltige und zugleich sensibel-transparente Spielkultur dieses Orchesters, welches für dieses Debüt ein idealer Partner ist.
Stefan Pieper [16.03.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Sergej Prokofjew | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll op. 16 | 00:31:53 |
Peter Tschaikowsky | ||
5 | Piano Concerto No. 1 b flat minor op. 23 for Piano and Orchestra | 00:36:01 |
Interpreten der Einspielung
- Beatrice Rana (Klavier)
- Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia (Orchester)
- Antonio Pappano (Dirigent)