Felicitas Kukuck Du hast es mir angetan
Songs for Voice and Piano
fibonacci records FIB 006
1 CD • 60min • [P] 2015
29.05.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Name der Hindemith-Schülerin Felicitas Kukuck (1914-2001) war mir zwar durchaus ein Begriff, aber ich gestehe, bisher keine ihrer Kompositionen mit Bewusstsein wahrgenommen zu haben. Ich konnte beim Hören dieses Recitals, das Lieder aus fünf Jahrzehnten enthält, also zunächst eine Bildungslücke schließen und kann sagen, dass mir die Zeit dabei nicht lang geworden ist.
Noch während ihrer Schulzeit wirkte die Hamburgerin an einer Aufführung von Brechts und Weills Oper Der Jasager mit (und die hier abschließenden Drehorgellieder auf Texte des Kritikers Alfred Kerr wirken wie ein musikalischer Reflex auf Weills Stil), studierte dann in Berlin Klavier, Flöte und Komposition und absolvierte 1939 die Abschlußprüfung als Pianistin. Da sie jüdische Vorfahren hatte, war ihr beruflicher Wirkungsbereich stark eingeschränkt, doch hielt sie sich über Wasser und überlebte. Die eigentliche kompositorische Laufbahn begann erst nach dem Krieg, wo Kukuck allerdings nicht in den Mainstream der musikalischen Avantgarde passte, da sie tonal komponierte und sich von starken Texten inspirieren ließ, denen sie ihre Musik unterordnete.
Die 1951 geschriebenen Lieder im Volkston auf Texte Theodor Storms geben die Richtung vor auch für die Arbeiten der folgenden Jahrzehnte, bis hin zu den Schlaf- und Wiegenliedern auf Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger (1996/97). Einfachheit ist das oberste Gebot und das funktioniert, denn die Musik entwickelt sich organisch aus der Sprache, klingt aber nie trivial oder vorausberechenbar. Felicitas Kukuck war offenbar eine Meisterin der Miniatur, was besonders deutlich wird in der Vertonung der Kurzgedichte aus dem Zyklus Du hast es mir angetan, geschrieben von ihrer Tochter Margret Johannsen, die mehr als Friedensforscherin denn als Dichterin bekannt geworden ist.
Dass man diesen durchweg kurzen und bei aller Schlichtheit anspruchsvollen Gesängen gerne zuhört, ist auch der Wiedergabe zu verdanken. In der Sopranistin Gabriele Rossmanith, seit 1988 an der Hamburgischen Staatsoper engagiert, und dem Pianisten Eberhard Hasenfratz, seit 2010 Kantor der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Blankenese, hat Felicitas Kukuck die idealen Interpreten gefunden. Ihr gemeinsamer Vortrag ist klar, transparent, unangestrengt und dabei sehr sensibel, noch die kleinsten musikalischen Valeurs auskostend. Gabriele Rossmaniths jugendliches Timbre bezaubert.
Im Booklet sind die Liedtexte nicht abgedruckt, was dank der mustergültigen Diktion der Sängerin zu verschmerzen ist. Auch Angaben zu Ort und Zeitpunkt der Aufnahmen fehlen. Sie könnten älteren Datums sein. Laut Wikipedia wird Gabriele Rossmanith im nächsten Jahr 60 Jahre alt, sie klingt hier wenigstens 20 Jahre jünger.
Ekkehard Pluta [29.05.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Felicitas Kukuck | ||
1 | Die Lechzende (aus: Vier Lieder für Sopran und Klavier) | 00:02:09 |
2 | Liebesnacht (aus: Vier Lieder für Sopran und Klavier) | 00:02:04 |
3 | Die Wächterin (aus: Vier Lieder für Sopran und Klavier) | 00:01:02 |
4 | Ein Traum (aus: Vier Lieder für Sopran und Klavier) | 00:03:44 |
5 | Elisabeth (Meine Mutter hat's gewollt - aus: Lieder im Volkston) | 00:01:10 |
6 | Als ich dich kaum gesehn (aus: Lieder im Volkston) | 00:00:58 |
7 | Verirrt (Ein Vöglein singt so süße - aus: Lieder im Volkston) | 00:01:17 |
8 | Einen Brief soll ich schreiben (aus: Lieder im Volkston) | 00:01:08 |
9 | Ein schwarzbraunes Mädel (aus: Lieder im Volkston) | 00:00:26 |
10 | Lied des Harfenmädchens (Heute nur heute bin ich so schön - aus: Lieder im Volkston) | 00:00:41 |
11 | Mondlicht (Wie liegt im Mondenlichte - aus: Lieder im Volkston) | 00:01:56 |
12 | Ich hab die Nacht geträumet (aus: Sieben Mädchenlieder) | 00:01:43 |
13 | Das verlassene Mägdlein (Früh wenn die Hähne krähn - aus: Sieben Mädchenlieder) | 00:01:32 |
14 | Lebewohl (aus: Sieben Mädchenlieder) | 00:01:32 |
15 | Der Spinnerin Lied (Es sang vor langen Jahren - aus: Sieben Mädchenlieder) | 00:01:44 |
16 | Abschied (O Täler weit, o Höhen - aus: Eichendorfflieder) | 00:02:15 |
17 | Wanderspruch (Herz, in deinen sonnenhellen Tagen - aus: Eichendorfflieder) | 00:00:38 |
18 | Nachts (Ich wandre durch die stille Nacht - aus: Eichendorfflieder) | 00:01:33 |
19 | An die Waldvögel (Konnt mich auch sonst mitschwingen - aus: Eichendorfflieder) | 00:01:06 |
20 | Das zerbrochene Ringlein (In einem kühlen Grunde - aus: Eichendorfflieder) | 00:01:44 |
21 | Der Einsiedler (Komm Trost der Welt du stille Nacht - aus: Eichendorfflieder) | 00:02:00 |
22 | Grün war die Weide (aus: Eichendorfflieder) | 00:00:45 |
23 | Die letzte Seerose (aus: Du hast es mir angetan) | 00:01:10 |
24 | Ein Bett in den Schnee (aus: Du hast es mir angetan) | 00:01:24 |
25 | Und pfeift auf die Welt (aus: Du hast es mir angetan) | 00:00:26 |
26 | Unsre Liebe war eine Feder (aus: Du hast es mir angetan) | 00:00:39 |
27 | Als ich mein Herz an dich verlor (aus: Du hast es mir angetan) | 00:01:31 |
28 | Bruchstück (aus: Du hast es mir angetan) | 00:00:33 |
29 | Treibhaus (aus: Du hast es mir angetan) | 00:00:42 |
30 | Den gelben Astern ein Lied (aus: Sieben Lieder) | 00:00:54 |
31 | Schlaflied (aus: Sieben Lieder) | 00:02:15 |
32 | Lied (aus: Sieben Lieder) | 00:02:09 |
33 | Regenlied (aus: Sieben Lieder) | 00:01:44 |
34 | Schlaflied für mich (aus: Sieben Lieder) | 00:02:07 |
35 | Schlaflied für dich (aus: Sieben Lieder) | 00:01:19 |
36 | Wiegenlied (aus: Sieben Lieder) | 00:01:23 |
37 | Frage (aus: Sieben Drehorgellieder) | 00:01:02 |
38 | Volkslied (aus: Sieben Drehorgellieder) | 00:01:09 |
39 | Ungeduld (aus: Sieben Drehorgellieder) | 00:01:42 |
40 | Sterbelied (aus: Sieben Drehorgellieder) | 00:01:26 |
41 | Fünfzig Jahre (aus: Sieben Drehorgellieder) | 00:01:01 |
42 | Die schlesische Wanduhr (aus: Sieben Drehorgellieder) | 00:01:06 |
43 | Erkenntnis (aus: Sieben Drehorgellieder) | 00:00:52 |
Interpreten der Einspielung
- Gabriele Rossmanith (Sopran)
- Eberhard Hasenfratz (Klavier)