Frédéric Chopin
Cello Sonata · Piano Trio
SWRmusic 93.321
1 CD • 58min • 2010, 2013
29.08.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Frédéric Chopin liebte das Cello und tat sich doch so schwer damit. Die Arbeit an seiner Cellosonate g-Moll op. 65 gestaltete sich äußerst mühevoll. Unzufrieden war Chopin vor allem mit dem 1. Satz, den er dann auch bei der Uraufführung seines Spätwerks (mit seinem Freund, dem Cellisten und Widmungsträger dieser Sonate, Auguste Franchomme) am 16. Februar 1848 in Paris ausließ. Die formale Unübersichtlichkeit und das nicht unproblematische klangliche Verhältnis zwischen Cello und dem immer wieder überbordenden Klaviersatz mögen hierfür die Gründe gewesen sein. Doch ist dieses aufgewühlte Sonaten-Allegro mit seinen zahlreichen melodischen Gedanken – wie auch die drei Folgesätze – durchzogen von einer wunderbaren Klangpoesie und emotionalen Dringlichkeit, wovon sich Johannes Moser und Ewa Kupiec vollkommen tragen, nie aber davontragen lassen. Ihr Vortrag pulsiert ohne Unterlass und offenbart eine herrliche Vielfalt an Farben und Ausdrucksnuancen. Nüchternheit oder emotionale Zurückhaltung ist nicht ihre Sache, Sentimentalität aber ebenso wenig. Leidenschaftlich und energetisch ist ihr Zugriff, schwärmerisch, tonlich glut- und seelenvoll, aber frei von Manierismen und gänzlich unaffektiert. Ob im kapriziösen Scherzo, im phantasievollen wie behutsamen Largo oder im kraftvollen Finale, in den drei Sätzen also, mit denen Chopin zufrieden war, in denen er das Problem mit der Klangbalance gelöst hatte: Hier glänzen Moser und Kupiec mit einem fast tastenden Spannungsaufbau, mit einem Rubato voller Poesie sowie einer intuitiv wirkenden Atmung und Phrasengestaltung.
Dass der Cellist und seine kongeniale Klavierpartnerin über eine makellose Spieltechnik verfügen, muss eigentlich gar nicht erwähnt werden. Denn erst sie ermöglicht eine solch klangliche Trennschärfe, wie sie die Beiden (auch) gemeinsam mit dem Geiger Kolja Blacher in dem Frühwerk des Studenten Chopin, in seinem Klaviertrio g-Moll op. 8 präsentieren. Es setzt spürbar auf ein harmonisches, ein geist- und reizvolles Miteinander der drei Instrumente und gibt sich in Sachen glänzender Virtuosität und Ornamentik eher zurückhaltend. Bei allem jugendlich konzertanten Charme stehen dramaturgische Dichte und Ökonomie an erster Stelle, welchen Blacher, Kupiec und Moser mit souveräner Gestaltungskraft begegnen. Meisterhaft strukturieren und konturieren sie im vorwärtsdrängenden Kopfsatz die musikalischen Linien und lassen keinen Zweifel daran, dass trotz der Dominanz des Klaviers die Streicherstimmen maßgeblich an Entwicklungssträngen beteiligt sind. Ihr mal leichtfüßiger, mal straffer rhythmischer Zugriff atmet im Scherzo und dem lebhaft-koketten Finale einen Hauch von jugendlicher Frische und Unschuld, verführerisch und biegsam gestalten Blacher und Moser schließlich die expressive Melodik des pathetischen Adagios.
Sprachmächtig und hoch intensiv – so lassen sich vielleicht die Wiedergaben beider Werke am besten beschreiben. Auf jeden Fall haben sich mit Moser-Kupiec und Moser-Blacher-Kupiec Partnerschaften gebildet, die Chopins Träumen, Aufbegehren und Sich-Verlieren auf ideale Weise, das heißt seriös und unsentimental, abbilden.
Christof Jetzschke [29.08.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Frédéric Chopin | ||
1 | Sonate g-Moll op. 65 für Violoncello und Klavier | 00:29:23 |
5 | Klaviertrio g-Moll op. 8 | 00:28:21 |
Interpreten der Einspielung
- Johannes Moser (Violoncello)
- Kolja Blacher (Violine)
- Ewa Kupiec (Klavier)