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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Stenhammar Serenade | Excelsior!

BIS 2058

1 CD/SACD stereo/surround • 58min • 2013

24.06.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Die zwar unwissenschaftliche, deswegen aber keinesfalls unzulässige Frage, wie viele Meisterwerke wohl unverfertigt im Universum herumsegeln, drängt sich mir immer wieder auf, wenn ich mit Künstlergestalten wie Wilhelm Stenhammar zu tun habe. Höchste Ambitionen, vorzügliche Fähigkeiten, ein erzromantisches, das heißt nicht an die so bezeichnete Epoche gebundenes Sendungsbewußtsein, dazu obendrein vielleicht verheißungsvollste Anfangserfolge, die allerdings sofort den hinterlistig verborgenen Zweifel wecken, wie lange denn und ob es so, wie’s begonnen hat, auch weitergehen werde: Das ist eine Konstellation, die in der Geschichte (und Gegenwart) oft genug das vorzeitige Ende einer Karriere, geplatzte Träume und Ideen nach sich zog – oder wenigstens dem Schaffen solche Dämpfer aufsetzte, daß alles, was nachher kam, zwischen den Zeilen resignierende Selbstkritik atmet.

Christian Lindberg hat für seine Aufnahme mit den königlichen Philharmonikern aus Flandern zwei solche Kreationen aus dem Katalog seines Landsmannes zusammengestellt, die sich zueinander wie Ursache und (Aus)Wirkung verhalten. Die himmelstürmende Konzertouvertüre Exzelsior! op. 13, die Arthur Nikisch im Dezember 1896 bei einem Gastspiel der Berliner Philharmoniker in Kopenhagen aus der Taufe hob, ist von dem glühenden Überschwang eines jungen Mannes gezeichnet, der nach der zwiefachen Sensation seines in der Tat betörenden Vokalwerks Florez och Blanzeflor und des ersten Klavierkonzerts die ganze Welt zu seinen Füßen sieht, ohne dann mit der ehrgeizigen Schöpfung den ersehnten Triumph zu erzielen.

Derlei sitzt tief – gleich denken wir an den katastrophalen Durchfall, der dem jungen Brahms in Leipzig mit seinem ersten Klavierkonzert „gelang” – und kann die schlummernden Dämonen hervorrufen, die fürderhin zu jedem weiteren Bemühen ihre teuflischen Einflüsterungen röcheln. Wenn überdies, wie’s Stenhammar ging, ein kapitaler Kollege vom Kaliber eines Jean Sibelius eine Sinfonie (die zweite) herausbringt, in der all das erfüllt ist, von dem man selbst kaum zu träumen wagte, wird der weitere kreative Lebensweg zu einer Folge von „Zurückziehen und Überarbeiten” und Ausweichmanövern, wie sie das zweite Hauptwerk in Lindbergs Stenhammar-Produktion repräsentiert: Die 1912 angefangene, nach einer ersten Aufführung gründlich revidierte Serenade F-Dur op. 31 sollte die persönlichen Eindrücke eines Italien-Aufenthalts reflektieren, scheint aber vor allem in den schnellen Sätzen mit den Gesten und Wendungen des großen finnischen Nachbarn ins Reine kommen zu wollen – ein insgesamt charmantes, zwischen freundlichem Idyll und volksfestlichem Muskelspiel angesiedeltes Bilderbuch, das Christian Lindberg mit dem Orchester aus Flandern so munter und klangschön realisiert, wie es die letztlich „unentschiedene” Komposition überhaupt gestattet.

Sinfonische Attitüden, namentlich in der Ouvertüre und dem Scherzo, und pure „Stimmungen“ erzeugen durch ihr Nebeneinander unvermeidlicherweise jenes Vielleicht, das für Wilhelm Stenhammar und viele andere seines Schlages die Stelle des jugendlichen „Und ob!” einnahm. Das Orchesterzwischenspiel aus der 1921 entstandenen Kantate Sången („Das Lied”) ist als trennendes und einendes Mittelstück gut gewählt: Es schwingt etwas Großes durch diese getragene, feierliche Musik, die sich wie ein tröstender Schutzschirm nach beiden Seiten ausbreitet und für den Augenblick die Frage, was alles hätte sein können, verstummen läßt.

Rasmus van Rijn [24.06.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wilhelm Stenhammar
1Excelsior! op. 13 (Sinfonische Ouvertüre) 00:13:50
2Mellanspel ur Sången op. 44 (Zwischenspiel aus The Song) – Molto adagio, solenne 00:06:14
3Serenade F-Dur op. 31 00:37:16

Interpreten der Einspielung

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