Petr Eben Salve Regina Sacred Choral Works

cpo 777 627-2
1 CD • 60min • 2008, 2009
09.01.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Petr Eben (1929-2007) gehörte schon in den Jahrzehnten des Eisernen Vorhangs zu den wenigen international beachteten Komponisten Tschechiens. Als KZ-Überlebender und gläubiger Katholik gab ihm seine Konfession stets Kraft und Halt. Zwar durfte Eben schon vor der Samtenen Revolution 1989 zu Aufführungen und Gastdozenturen ins nicht-sozialistische Ausland reisen, öffentliche Anerkennung in seiner Heimat erfuhr er aber erst nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Staates, als er 1990 zum Professor für Komposition an die Prager Akademie der Bildenden Künste und zum Leiter des renommierten Festivals Prager Frühling berufen wurde. Eben schuf Werke in allen Genres, wenn auch eine Vorliebe für Orgelmusik und geistliche Themen zu erkennen ist. Seine Chormusik fand seit den Sechziger Jahren eine weite Verbreitung in Westeuropa und auch als Organist und Interpret eigener Werke stand Petr Eben in einem ausgezeichneten Ruf.
Das Sächsische Vokalensemble unter Leitung von Matthias Jung legt nun eine fast vier Jahrzehnte umspannende Anthologie von Ebens geistlicher a-cappella-Vokalmusik vor.
Was zunächst beeindruckt, ist der ausgezeichnete Chorklang mit dezentem räumlichem Ambiente, hoher Transparenz und sehr guter Textverständlichkeit. Bei Choraufnahmen längst nicht die Regel!
Die Tendenz der CD-Labels zu „enzyklopädischen“ Aufnahmen rächt sich allerdings im vorliegenden Falle. Ebens Chormusik ist von Anbeginn an hochprofessionell komponiert, nutzt alle bewährten Techniken: polyphone Strukturen, parallel geführte Stimmen, Ostinati, Stimmkoppelungen, Wechsel von Soli und Tutti oder Mixturen. Harmonik und Melodik (letztere immer wieder vom Gregorianischen Choral inspiriert) bewegen sich weitgehend im Rahmen gemäßigt-moderner westlicher katholischer Kirchenmusik. Wie der Booklet-Text treffend erwähnt, hat sich Ebens Stilistik über die Jahrzehnte kaum verändert. Dies kann man nun entweder als Treue zu sich selbst oder aber als einen gewissen Mangel an Innovation bewerten. Bei allem Respekt vor Ebens Lebensleistung als Mensch und Künstler empfinde ich die Zusammenstellung in verschiedener Hinsicht als nicht besonders glücklich. Die Gleichförmigkeit der musikalischen Mittel, die immer ähnlichen Fakturen wirken auf Dauer ermüdend. Selbst da, wo Eben einmal etwas ungewohntere Pfade beschreitet (etwa in einigen gesprochen skandierten Chorpassagen), wirkt dies blass und etwas aufgesetzt. Seine Kollegen Orff und Penderecki nutzten diese Effekte weitaus überzeugender. Liest man den Text während des Hörens mit, wird man eines weiteren – wie ich finde, eklatanten – Mangels gewahr: Musik und Text erscheinen mir auffällig oft affektmäßig austauschbar zu sein. Auch die schiere Textfülle, durch syllabische Vertonung noch verstärkt, halte ich für problematisch. Leicht kann sie den Hörer „erschlagen“. Meines Erachtens hat man Petr Eben mit dieser Veröffentlichung nicht wirklich einen Dienst erwiesen. Eine kluge Mischung verschiedener Genres (und wären es nur Orgel- und Chormusik gewesen) hätte ein weitaus differenzierteres Bild des Komponisten zeichnen können.
Das Booklet wartet, wie bei cpo üblich, mit gut recherchierter Hintergrundinformation und den kompletten Gesangstexten auf. Das Cover hingegen (auch wenn es eine Predigt des tschechischen Reformators Jan Hus zeigt) wirkt düster und wenig attraktiv. Für das Sächsische Vocalensemble ist die Aufnahme dennoch eine ausgezeichnete Visitenkarte. Bis auf einige stimmlich unausgewogene Chorsoli vermag das Ensemble mit seinem klaren, kompakten Klang und engagierten Zugriff zu überzeugen.
Heinz Braun † [09.01.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Petr Eben | ||
1 | Ubi caritas et amor | 00:04:29 |
2 | Salve Regina | 00:02:13 |
3 | Cantico delle creature | 00:04:25 |
4 | Verba sapientiae | 00:14:31 |
7 | Psalmi peregrini | 00:06:36 |
11 | Mundus in periculo | 00:18:44 |
14 | Komm herab, o Heiliger Geist | 00:02:30 |
15 | Rhythmus de gaudiis Paradisi | 00:03:59 |
16 | Abba - Amen | 00:02:13 |
Interpreten der Einspielung
- Sächsisches Vocalensemble (Chor)
- Matthias Jung (Dirigent)