BIS 1959
1 CD/SACD stereo/surround • 62min • 2011
25.09.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wieder einmal hätte ich mir zwischen dem „Textdichter" und dem Interpreten jene Feinabstimmung gewünscht, die gerade bei einem „abgegessenen" Repertoire die seit Olims Zeiten in der Einführungsliteratur angehäuften Wiederholungen vermeiden könnte. Dann hätte man sich beispielsweise darauf verlegen können, das Adagio lamentoso der Pathétique nicht schon wieder als Klagegesang zu apostrophieren und demzufolge gegen den musikalischen Strom dessen anzuschreiben, was Thomas Dausgaard und das Schwedische Kammerorchester auf ungemein belebende Weise aus diesem vermeintlichen „Finale eines Lebens" machen: eine zwar bohrende, nie aber rührselige, sondern bis in die Gegenden eines trotzigen Teufelstanzes sich steigernde Musik, die keineswegs das „endgültige Ende", sondern wohl vielmehr einen neuen Schaffensschub hätte markieren sollen. Vergessen wir nicht, dass simultan das kolossale dritte Klavierkonzert in Arbeit war, das nur durch den (bis heute nicht geklärten und wohl nie wirklich zu klärenden) Tod in letzter Instanz vereitelt wurde. An dieser Schnittstelle, will mir scheinen, setzen Dausgaard und sein Ensemble diese Pathétique an – eine durchdacht „komponierte" Komposition, die hier den erheblichsten Teil ihres zweifellos vorhandenen autobiographischen Ballasts abstreift und gerade deshalb in ihrer wirklichen Größe desto fesselnder zu uns spricht.
Ein gleiches gilt mutatis mutandis für Romeo und Julia. Explosiv und ungeheuer präzise zieht dieses Miniaturdrama vorüber, und wenn die mächtigen Wogen auf das Liebesthema zusteuern, müüssen wir uns nicht auf die nächste Vergewaltigung desselben gefaßt machen: So sehr ich es auch mag, wenn Herman Munster seine Lilly zu den Klängen der omnipräsenten Melodie anschmachtet, nachdem er versehentlich Opas Liebeszaubercocktail eingenommen hat, so wenig gefällt es mir, wenn bei einer seriösen Wiedergabe des Werkes der Honigseim vom Balkongeländer tropft – und dass das in dieser neuen Einspielung nicht geschieht, ist ein nicht unwesentlicher Grund dafür, die anfangs so redundant erscheinende Produktion mit recht hohen Noten auszustatten.
Rasmus van Rijn [25.09.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Peter Tschaikowsky | ||
1 | Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 (Pathétique) | 00:42:49 |
5 | Romeo und Julia (Fantasie-Ouvertüre nach Shakespeare) – Andante non tanto quasi moderato | 00:18:45 |
Interpreten der Einspielung
- Swedish Chamber Orchestra (Orchester)
- Thomas Dausgaard (Dirigent)