brain rubbish
BIS 1958
1 CD • 81min • 2010
03.09.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenn man das nahezu anderthalb Stunden währende Bläserspektakel dieser CD (genau 81 Minuten) kritisch durchgehört hat, fühlt man sich irgendwie an die Standing Ovations beim Finale des Internationalen Monte Carlo Zirkusfestivals erinnert: Publikumsecho auf sich wiederholende Akrobatik, Simultan-Luftsprünge, Seiltanz, Gruppensalto, Balanceakte, Jonglieren (von Tönen). Viele Silberne und Goldene Clowns gibt es durchaus auch hier für die meisterliche Art der Darbietungen zu gewinnen. Doch schnell verpuffen die Nachwirkungen am Gehalt der kompositorschen Substanzen und Musterfloskeln mit deren vielfältigen Anwandlungen vom feinsten Pianissimo-Filigran bis zur nervig-fetzigen Fortissimo-Klöppelkunst. Sogar die Aussagekraft von Gershwins vertraut-sinfonischer Cityschilderung eines American in Paris verliert trotz einer handwerklich respektablen Kunst des Bläserarrangements an Struktur und Drive. Eher überzeugt da die vom Orchester-Soloklarinettisten originell dargebotene Klezmer-Stilistik von Adam Gorbs Yiddisch Dances und mancher Temperamentsausbruch der „Tongemälde" des Spaniers Ferrero (freilich ohne erkennbaren Bezug zu den vertonten Bildinhalten).
Dennoch bleibt eine Überfülle bläserischer Arena-Artistik zu bestaunen und provoziert Neugier auf Klang- und Spiel-Innovationen. Je mehr und je intensiver man in die durchgängig extremen Fleißarbeiten der üppig besetzten Werkpartituren hineinhorcht, um so heftiger regt sich die Bewunderung für die penible Gesamtleistung und Detailarbeit des durchweg jugendlich geprägten Damen- und Herrenkollektivs. Einen optischen Eindruck vermittelt das fröhliche Ensemblefoto im Beiheft mit seiner Großbesetzung von 4 Flöten, 2 Oboen, 8 Klarinetten, 3 Saxophone, 4 Trompeten, 4 Hörner, 2 Fagotte, 4 Posaunen, 2 Tubabläser, 1 Streichbassist und großbesetztes Schlagwerk mit Pauken, großer und kleiner Trommel, Becken, Akustikeffekte, Xylophon und Marimbaphon. Rund 36 Pultvirtuosen teilen sich die enorme Präzisionsleistung, die Klangbalance, Farbe, Dynamik und eine exemplarische Homogenität aller chorischen, oft perfiden Unisono-Kapriolen.
Hier ist endlich der Dirigent und „Coach" dieser Spitzenformation hervorzuheben: der international renommierte, schwedische Posaunenvirtuose und Komponist Christian Lindberg. Hier resümiert er nicht nur ein gutes Stück seiner künstlerischen Selbstverwirklichung vom Aufbau bis zum Erreichen einer inzwischen 8jährigen Zielgraden seines von ihm professionalisierten „Swedish Wind Ensemble". Zugleich verabschiedet er sich aber auch mit dem vorliegenden Programm von seiner Leitungsfunktion des SWE und startet zu neuen Vorhaben. Der Sonderapplaus aller Beteiligten ist ihm sicher.
Dr. Gerhard Pätzig [03.09.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Adam Gorb | ||
1 | Yiddish Dances | 00:16:10 |
Christian Lindberg | ||
6 | Suite from Galamanta | 00:15:10 |
Georges Gershwin | ||
7 | An American in Paris (Ein Amerikaner in Paris) | 00:18:41 |
Bernardo Adam Ferrero | ||
8 | Homenaje a Joaquín Sorolla | 00:19:12 |
Christian Lindberg | ||
12 | Brain Rubbish | 00:10:29 |
Interpreten der Einspielung
- Swedish Wind Ensemble (Bläserensemble)
- Christian Lindberg (Dirigent)