
Hungaroton HCD 32698
1 CD • 73min • 2009
18.01.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Stellung des preußischen Königs Friedrich II. (1712-1786) in der Musikgeschichte ist keineswegs so hervorgehoben, wie mancher denken mag. Seit der Renaissance gehörte eine musikalische (Aus-)Bildung zum guten Ton bei Hofe. Und zahlreiche (absolutistische) Fürsten machten nicht nur als Musikliebhaber von sich reden, sondern ebenso als Ausübende und Komponisten. Friedrich der Große erreichte – wenn man den Worten seines Lehrers Johann Joachim Quantz Glauben schenken darf – zumindest als Flötist professionelles Niveau. Quantz soll sich gegenüber Friedrichs Schwester Wilhelmine derart geäußert haben, dass der König genauso gut spiele wie er selbst. Und als Komponist? Die Musik des Alten Fritz orientiert sich stark an der Oper, an dem während Friedrichs Regierungszeit am preußischen Hof bevorzugten „neu-neapolitanischen" Geschmack, den Friedrichs Lehrer und Hofmusiker Johann Adolf Hasse, Carl Heinrich Graun, Johann Christian Bach, Franz Benda oder Johann Joachim Quantz vertraten – deutsche Musiker, die in Italien gelernt hatten.
2012, zum 300. Geburtstag des Preußen-Königs, veröffentlicht Hungaroton sieben seiner über 100 Flötensonaten als Weltersteinspielungen. Aufgenommen wurden diese Werke an einem historischen Ort: im königlichen Musikzimmer des Potsdamer Schlosses Sanssouci, in dem die Abendkonzerte des Flötenkönigs stattfanden. Die dreisätzigen, mitunter sehr virtuos gearbeiteten, qualitativ aber recht uneinheitlichen Sonaten folgen dem Rezitativ-Arien-Modell und sind deutlich dem Vokalen nachempfunden. In wie weit es sich dabei um komplett originäre Schöpfungen Friedrichs II. handelt oder in welchem Umfang sie möglicherweise von seinen Lehrern und Hofmusikern nachgebessert wurden, sei einmal dahingestellt. Sie alle haben Eleganz und eine recht glatte musikalische Struktur; sie sind voller Wiederholungen und Sequenzierungen, geizen aber nicht mit überraschenden Stimmführungen und harmonischen Fortschreitungen. Dass sie größtenteils auf ausgefeilte Kontrapunktik verzichten, muss nicht unbedingt auf ein beschränktes handwerkliches Können des Königs hindeuten. Es kann auch ein Indiz für den an Friedrichs Hof vorherrschenden Geschmack sein, der einen „gelehrten" Stil nicht gerade hoch schätzte.
Mary Oleskiewicz (Flöte), Balázs Maté (Violoncello) und David Schulenberg (Fortepiano) musizieren auf „treuen Kopien der Originalinstrumente und unter genauer Beachtung der Aufführungspraxis Friedrichs und seiner Kammermusiker" – so das CD-Booklet. Das tonschöne und kultivierte Spiel dieser drei hervorragend miteinander harmonierenden Interpreten kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die hier versammelten Sonaten Friedrichs des Großen kaum zum Aufhorchen zwingen.
Christof Jetzschke [18.01.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Friedrich II. von Preußen | ||
1 | Sonate Nr. 126 a-Moll für Flöte und B.c. | 00:08:48 |
4 | Sonate Nr. 146 C-Dur für Flöte und B.c. | 00:09:06 |
7 | Sonate Nr. 182 B-Dur für Flöte und B.c. | 00:08:30 |
10 | Sonate Nr. 184 g-Moll für Flöte und B.c. | 00:11:56 |
13 | Sonate Nr. 189 h-Moll für Flöte und B.c. | 00:10:35 |
16 | Sonate Nr. 261 F-Dur für Flöte und B.c. | 00:12:39 |
19 | Sonate Nr. 214 d-Moll für Flöte und B.c. | 00:10:53 |
Interpreten der Einspielung
- Mary Oleskiewicz (Traversflöte)
- Balázs Máté (Violoncello)
- David Schulenburg (Fortepiano)