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Besprechung CD

Furtwängler conducts Furtwängler & Beethoven

SWRmusic 94.215

2 CD • 82min • 1954

09.09.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 5
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

„Auch heute, im Zeitalter theoretischen Denkens, ist es noch immer so, daß ein einziger wirklicher ,Einfall‘ in der Musik während seines Erklingens sofort alle Theorien gegenstandslos macht. Besitzt der Komponist noch außerdem Kraft, Macht, Strenge und Nüchternheit, einen Einfall nicht nur zu ,haben’, sondern auch im weiteren Verlauf des Stückes zu tun, was ein solcher von seinem Schöpfer verlangt, so wird alle ,Theorie’ im wahrsten Sinne des Wortes überflüssig. Und damit wäre denn auch alles gut – wenn es auf das wirkliche Erleben ankäme.“ So beginnt der Artikel, den Wilhelm Furtwängler 1948 zur Uraufführung seiner Sinfonie Nr. 2 e-Moll verfaßte, eine kluge, treffsichere Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass „wir heute eine Musik haben, die gespielt, und eine andere, die ,gelobt’ wird ... eine, die in den Konzertsäälen und Opernhäusern erklingt, und eine, die in den Zeitungen und Zeitschriften besprochen wird.“

Er ahnte, dass die Reaktionen auf das Werk genau jenen beiden Welt=Anschauungen entsprechen würden. Das Publikum war denn auch von der Musik beeindruckt, während die meisten Theoretiker sie als echte „Fachleute’ in ein Gedankenfach mit der Aufschrift „völlig veraltet’ einsortierten. Furtwängler hat sich davon nicht entmutigen, sondern der zweiten noch eine ebenso „gestrige’ dritte Sinfonie in cis-Moll folgen lassen, und er hat die kapitale Zweite, wie beispielsweise dieses acht Monate vor seinem Tode entstandene Dokument aus Stuttgart zeigt, in seinen letzten Lebensjahren immer wieder präsentiert – ein trotz seiner brucknerschen Dimensionen durchaus faßliches und trotz seines etwas sperrigen Finalsatzes insgesamt bedeutendes musikalisches „Erlebnis’.

Es muß dazu natürlich einer am Pult stehen, für den das, was da aufgeführt wird, keine Nischen-Pflichtübung, sondern der hörbare Ausdruck des unhörbaren Schöpfergeistes selbst ist. Und damit ist über die Bedeutung des Mitschnitts vom 30. März 1954 aus Stuttgart-Degerloch eigentlich alles gesagt. Verglichen mit der drei Jahre älteren, hier und da ein wenig geschmeidigeren und vor allem orchestertechnisch souveräneren Aufnahme der Berliner Philharmoniker werden wir uns an die engen, knirschenden fortissimi ebenso gewöhnen müssen wie beispielsweise an einiges, was in der Trompete regelrecht „eiert“ (vermutlich lag’s an der Bandmaschine und nicht am Musiker) – doch unverkennbar sind die Wucht der Musik und der große Atem des Mannes, der seine Kreation hier noch einmal mit tiefster Überzeugung vorführte. Gewiß hat es Furtwängler den Hörern mit seinen gern ausufernden Kompositionen nie leicht gemacht: Die erste Sinfonie und das Klavierkonzert verlangen ein enormes Stehvermögen, das Klavierquintett sollte an zwei Abenden aufgeführt werden, und selbst die Violinsonaten sprengen leicht den gewohnten Kammermusikabend; die zweite Sinfonie indessen ist, mehr noch als die etwas kryptische Dritte, ein fast vollends gelungenes Bekenntnis und ein mehr als annehmbarer „Rippenstoß“, dem Fortschrittsgedanken nicht mit blinder Lemmingitis bis zum bittersten Ende zu folgen.

Die „Zugabe“, eine zündende, aus innerster Begeisterung getragene Wiedergabe der ersten Sinfonie von Ludwig van Beethoven, sowie ein nettes kleines Gespräch mit Hans Müller-Kray, dem damaligen und langjährigen Chefdirigenten des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart, geben der beeindruckenden Veröffentlichung die richtige Rundung.

Rasmus van Rijn [09.09.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wilhelm Furtwängler
1Sinfonie Nr. 2 e-Moll 01:21:50
CD/SACD 2
Ludwig van Beethoven
2Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 00:25:38

Interpreten der Einspielung

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