Ludwig van Beethoven Complete Violin Sonatas Vol. 4
Accent ACC 24214
1 CD • 24min • 2009
02.08.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bei jeder Folge ihrer in Zusammenarbeit mit dem Kölner WDR entstandenen Gesamteinspielung von Beethovens Violinsonaten auf historischem Instrumentarium bedienen sich der österreichische Geiger Hiro Kurosaki und die englische Spezialistin für historische Tasteninstrumente Linda Nicholson anderer Instrumente, möglichst genau jenen entsprechend, die dem Komponisten zur Entstehungszeit des jeweiligen Werkes zur Verfügung standen. Dieses Bemühen um äußerste „historical correctness" mag in Anbetracht sowohl der rapiden Entwicklung des Fortepianos als auch der Neuerungen in der Bogenherstellung zur Zeit Beethovens durchaus seine Berechtigung haben.
Die vierte Folge der Serie ist den Sonaten op.30 gewidmet, jener im Frühjahr 1802 in Heiligenstadt entstandenen Trias mit der großartigen c-Moll-Sonate als Mittelstück. Hierbei entschieden sich die Künstler für eine Violine des Wiener Geigenbauers Franz Geissenhof von 1801 und einen originalen Wiener Hammerflügel, gebaut um 1805 von Caspar Katholnick, der sich auch eine Zeit lang im Besitz von Giuseppe Verdi befunden haben soll.
Die Wiedergabe der Beethoven-Sonaten auf originalem Instrumentarium und nach Art der historisierenden Aufführungspraxis verlangt vom Hörer, sich von gewohnten Klangvorstellungen zu trennen. Der harte, stark perkussive Klavierklang und der weitgehend vibratolose, manchmal etwas gepresste Ton der Geige vermitteln einen wesentlich rauheren, manchmal auch gröberen Eindruck, als man es von herkömmlichen Aufnahmen wie Kempff/Menuhin, Casadesus/Francescatti oder Ashkenazy/Perlman gewohnt ist. Der al-fresco-Klang des Hammerflügels kennt keine Intimität, was die (von der Aufnahmetechnik etwas bevorzugte) Violine immer wieder zum Forcieren verführt. Zwar mischen sich die Instrumente vortrefflich, doch ist ihre Fähigkeit zu gesanglichem Ausdruck recht begrenzt, was sich vor allem in den langsamen Sätzen bemerkbar macht. Auch wird – vor allem in der Mittellage – durchaus nicht alles klarer. Vieles hat man auf modernen Instrumenten schon deutlicher und transparenter gehört. So vermittelt die Neueinspielung (abgesehen von dem Reiz, den das maschinengewehrartige Klangbild ohne Frage ausübt) einen guten Eindruck davon, wie die Sonaten möglicherweise zu Beethovens Zeit geklungen haben könnten. Andererseits wird man darüber sicher nicht auf die subtile Phrasierungskunst eines Casadesus oder die integre Darstellung eines Menuhin verzichten wollen.
Sixtus König † † [02.08.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Sonate Nr. 6 A-Dur op. 30 Nr. 1 für Violine und Klavier | 00:21:41 |
4 | Sonate Nr. 7 op. 30 Nr. 2 für Violine und Klavier | 00:23:42 |
8 | Sonate Nr. 8 G-Dur op. 30 Nr. 3 für Violine und Klavier | 00:16:40 |
Interpreten der Einspielung
- Hiro Kurosaki (Violine)
- Linda Nicholson (Klavier)