Chopin Songs
Hungaroton HCD 32474
1 CD • 64min • 2010
01.06.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bei Chopins Vokalmusik denkt man in erster Linie an die Zwölf Mazurkas, die sich die geniale Sängerin Pauline Viardot-Garcia für ihre Stimme arrangiert hat. Daß es auch originale Liedkompositionen des großen Klaviermeisters gibt, dürfte kaum allgemein bekannt sein. Chopins kleines, doch gehaltvolles Liedwerk umfasst nicht mehr als siebzehn Titel. Die Notenausgabe erschien erst 1859, zehn Jahre nach dem Tod des Komponisten, als Opus 74. Es sind dies Vertonungen polnischer Lyrik, vornehmlich nach Worten von Chopins Dichterfreund Stefan Witwicki. Das meiste gehört der traditionellen Liebeslyrik an, doch gibt es auch einen ergreifenden Trauergesang, der das Schicksal Polens beklagt (Spiew z mogily). Vorherrschend sind die Strophenlieder, in denen die Grundtypen der polnisch-litauischen Folklore markant hervortreten: Mazurka, Krakowiak, Dumka, Oberek. Vom Typus her sind es richtige Salonlieder, wobei diese Bezeichnung nichts Abwertendes in sich trägt. Es ist nachgewiesen, dass diese Lieder tatsächlich in den Salons von Chopins polnischen Freunden erklungen sind. Man hört also reizende, bezaubernde, oft auch volksliedartige, regelrecht „süße“ Melodien, die sich leicht einprägen. Dass sich diese hübschen Lieder außerhalb Polens nicht durchsetzen konnten, hängt wohl mit ihrer nationalen Gebundenheit zusammen. Auch wenn es sich bloß um Gelegenheitswerke handelt, wird doch ein unbekanntes Kapitel aus dem Schaffen eines großen Musikers erschlossen.
Die Wiedergabe (die auch Zweitfassungen einzelner Lieder enthält) wird in erster Linie durch die Klavierbegleitung interessant. Dem hervorragenden Pianisten Alex Szilasi steht ein Pleyel-Konzertflügel aus Chopins Zeit zur Verfügung, wodurch der Vortrag eine besondere Authentizität erhält. Weniger glücklich wird man mit der gesanglichen Realisierung des Programms. Die polnische Mezzosopranistin Alicja Wegorzewska-Whiskerd besitzt zwar imposantes stimmliches Material, doch die Tongebung gelangt dickflüssig und schwerleibig zum Einsatz. Eine schlankere, jüngere Stimme hätte da viel Gutes bewirken können.
Die Hungaroton- Aufnahme erscheint im Rahmen einer Jubiläums-Edition sämtlicher Werke Chopins in polnisch-ungarischer Gemeinschaftsproduktion. Kommentar und Texte erfüllen alle hohen Ansprüche.
Clemens Höslinger [01.06.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Frédéric Chopin | ||
1 | A Maiden's Wish | 00:01:46 |
2 | A Fickle Maid | 00:01:10 |
3 | The Messenger | 00:03:23 |
4 | Witchcraft | 00:02:50 |
5 | Drinking Song | 00:02:29 |
6 | Remembrance | 00:03:24 |
7 | Before the Battle | 00:02:31 |
8 | Lithuanian song | 00:02:21 |
9 | Troubled Waters | 00:04:03 |
10 | The Bridegroom's return | 00:02:04 |
11 | Poland's Dirge | 00:05:40 |
12 | The Ring | 00:02:33 |
13 | My Enchantress | 00:01:58 |
14 | Spring | 00:02:23 |
15 | My Beloved | 00:03:35 |
16 | Faded and Vanished | 00:04:28 |
17 | The Lovers | 00:01:59 |
18 | Bowed 'neath their Crosses | 00:02:33 |
Interpreten der Einspielung
- Alex Szilasi (Klavier)
- Alicja Wegorzewska-Whiskerd (Mezzosopran)