
BIS 1556
1 CD • 81min • 2005
11.03.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Erst in den letzten Jahren seines Lebens, in der Nach-Brezhnev-Ära, erfuhr Alexander Lokschin (1920-1987) die Beachtung als Komponist, die er verdient; aber da hatte sich auch die Musik in eine Richtung entwickelt, die Lokschins Werke nicht unbedingt als aktuell interessant erscheinen ließ. Das ist in gewisser Hinsicht die Tragödie aller jener Komponisten, die durch den ästhetischen Dogmatismus der Sowjetzeit ausgegrenzt, als „volksfeindlich“ oder „dekadent“ abgestempelt wurden und unbeachtet irgendwo in der Provinz verkümmerten. Immerhin ist es begrüßenswert, dass Lokschin nun durch Aufführungen und Einspielungen zur Diskussion gestellt, also nicht völlig vergessen wird. Welches Urteil dann der „Zahn der Zeit“ sprechen wird, bleibt der Zukunft überlassen.
Die frühe Baudelaire-Vertonung – der Komponist war gerade 19 Jahre alt – atmet noch ganz den Geist Scriabins; später entwickelte Lokschin eine zwar romantisch geprägte, aber erweitert freitonale Schreibweise, und in den letzten etwa zehn Jahren seines Schaffens näherte er sich der Schönberg-Schule an. Dies zeigt sich besonders in der Vorliebe für das Kammerorchester und einen polyphonen Stil, so dass bei der vorliegenden (und mit über 81 Minuten erstaunlich umfangreichen) Edition die Sinfonietta Nr. 2 den stärksten und originellsten Eindruck hinterläßt.
Michel Swierczewski, der hier bereits seine dritte Lokschin-CD vorlegt, setzt sich mit Sorgfalt und Engagement für diese Musik ein und das Grazer Orchester folgt ihm willig. Wolfgang Redik bleibt der romantisch-sinnlichen Ungarischen Fantasie nichts schuldig; Vanda Tabery zeigt einmal mehr eine sonore, warm timbrierte Stimme und Treffsicherheit auch im hohen Register. Das ist werkdienlich auch deshalb, weil Lokschin die Einbeziehung der Stimme in ansonsten sinfonisch konzipierte Werke immer wieder bevorzugt.
Dr. Hartmut Lück † [11.03.2010]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alexander Lokshin | ||
1 | Les Fleurs du mal (Vokal-Sinfonische Dichtung) | 00:17:26 |
4 | Hungarian Fantasy for Violin and Orchestra | 00:17:52 |
5 | The Art of Poetry für Sopran und Kammerorchester | 00:06:21 |
6 | Sinfonietta Nr. 2 für Sopran und Kammerorchester | 00:15:20 |
7 | In the Jungle (Sinfonische Suite) | 00:22:55 |
Interpreten der Einspielung
- Vanda Tabery (Sopran)
- Wolfgang Redik (Violine)
- recreation - Großes Orchester Graz (Orchester)
- Michel Swierczewski (Dirigent)