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Besprechung CD

Chopin Mazurkas

Hungaroton HCD 32469-70

2 CD • 2h 23min • 2008

20.05.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Alex Szilasis Chopin-Projekt mit Blick auf das Jubiläumsjahr 2010 („on authentic Pleyel Piano“!) ist mir von seiner Gesamtaufnahme der Walzer in Erinnerung (samt der Ecossaisen / Hungaroton HCD 32468). Diese Aufnahme entstand 2006. Die nun vorliegende, mit sämtlichen mit Opuszahlen von 6 bis 68 versehenen Mazurken wurde 2008 produziert. Für eine Gesamtaufnahme auf der Basis des aromatisch, human klingenden Flügel droht – nach allen Regeln der Interpreten- und Herausgeberkunst – die verbleibende Zeit dahinzuschwinden. Aber womöglich hatten Szilasi und Hungaroton auch gar nicht an ein solches Unterfangen unter dem Diktat der Pünktlichkeit gedacht?!

Was nun Szilasis chronologisch geordnete Mazurken-Erkundung anbelangt, so überwiegt bei mir der Eindruck einer anstrengend gedachten, oft wie erzwungenen Natürlichkeit mit dem Resultat im Detail, dass sich tänzerische und melodische Elemente auf zuweilen seltsame Weise wie im musikantischen Clinch befinden. Schon von den ersten, noch ästhetisch sozusagen unschuldigen Stücken op. 6 an wirkt Szilasis Spiel gelesen, nicht eigentlich getragen und inspiriert vom natürlichen Prozess des jeweils Kommenden, Folgenden und Vergehenden. Es fehlt die zusammenfassende Geste, der stolze, glanzvolle Schwung, wenn es sich um die energischeren Tanztypen handelt. Szilasi stöbert in diesen und dann mehr noch in den späteren Partituren wie in einem polnisch-folkloristischen Kunstdepot, fischt die eine oder andere Besonderheit heraus, lässt das Tempo erlahmen, wenn er etwas entdeckt hat (selbst wenn es sich im imaginären Fußnotenbereich befindet). Einige Mazurken (etwa op. 17,4 und op. 41,3!) sind im Tempo sehr zurückgenommen (oder anders angemahnt: es mangelt an Spannung), um – im Unterschied etwa zu Mazurken-Königen wie Rubinstein und Harasiewicz – ein redzuziertes Zeitmaß auf Temperatur zu halten. Mazurken-Extremisten wie Benedetti Michelangeli oder Valery Afanassiev wird man nennen müssen, wenn es um fast ersterbende Mobilität geht, um eisige, im Tänzerischen auf das Notwendigste beschränkte Umgänglichkeit. Aber bei beiden Chopin-Dissidenten wird der Hörer in Bann gehalten, wird er sich auf anregende Weise irritiert fühlen. Diese Höhe der Werkproblematisierung, der Individualisierung vermag der ungarische Pianist bei all seinem Bemühen um eigenwillige Formatierung dieser gleichsam volkstümlichen Edelkunststücke nicht zu erreichen. So bleibt diese Edition aus meiner Sicht jenen Chopin-Verehrern empfohlen, die mit dem verwendeten Pleyel Concert Grand aus den späten 80ern des 19. Jahrhunderts (Fabriknummer 38 E 694) wenigstens historische Unterweisung im Rahmen des Originalklanges erhalten.

Vergleichsaufnahmen: Rubinstein (RCA), Ovtscharov (ram 50510), Luisada (DG 463054-2), Biret (Naxos 8.501501); Auswahl: Harasiewicz (Philips/Decca 442 8746), Bar-Shai (Mirare MIR 075), Afanassiev (Vista Vera VVCD-00140), Benedetti Michelangeli (DG).

Peter Cossé † [20.05.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Frédéric Chopin
1Mazurka fis-Moll op. 6 Nr. 1 00:03:09
2Mazurka cis-Moll op. 6 Nr. 2 00:02:41
3Mazurka E-Dur op. 6 Nr. 3 – Vivace 00:02:12
4Mazurka es-Moll op. 6 Nr. 4 – Presto ma non troppo 00:00:54
5Mazurka B-Dur op. 7 Nr. 1 – Vivace 00:02:38
6Mazurka a-Moll op. 7 Nr. 2 00:03:20
7Mazurka f-Moll op. 7 Nr. 3 00:02:39
8Mazurka As-Dur op. 7 Nr. 4 00:01:09
9Mazurka C-Dur op. 7 Nr. 5 – Vivo 00:00:48
10Mazurka B-Dur op. 17 Nr. 1 – Vivo e risoluto 00:02:30
11Mazurka e-Moll op. 17 Nr. 2 – Lento ma non troppo 00:01:42
12Mazurka As-Dur op. 17 Nr. 3 – Legato assai 00:05:06
13Mazurka a-Moll op. 17 Nr. 4 00:05:50
14Mazurka g-Moll op. 24 Nr. 1 – Lento 00:03:10
15Mazurka C-Dur op. 24 Nr. 2 00:02:21
16Mazurka As-Dur op. 24 Nr. 3 – Moderato 00:02:19
17Mazurka b-Moll op. 24 Nr. 4 00:04:57
18Mazurka c-Moll op. 30 Nr. 1 – Allegro non tanto 00:01:42
19Mazurka h-Moll op. 30 Nr. 2 – Vivace 00:01:26
20Mazurka Des-Dur op. 30 Nr. 3 – Allegro ma non troppo 00:02:43
21Mazurka cis-Moll op. 30 Nr. 4 – Allegretto 00:03:48
22Mazurka gis-Moll op. 33 Nr. 1 – Mesto 00:02:16
23Mazurka D-Dur op. 33 Nr. 2 – Vivace 00:02:43
24Mazurka C-Dur op. 33 Nr. 3 – Simplice 00:01:43
25Mazurka h-Moll op. 33 Nr. 4 00:05:48
CD/SACD 2
1Mazurka cis-Moll op. 41 Nr. 1 – Andantino 00:02:33
2Mazurka e-Moll op. 41 Nr. 2 – Animato 00:01:26
3Mazurka H-Dur op. 41 Nr. 3 – Allegretto 00:02:13
4Mazurka As-Dur op. 41 Nr. 4 – Maestoso 00:03:37
5Mazurka Nr. 34 op. 50 00:03:08
6Mazurka As-Dur op. 50 Nr. 2 – Allegretto 00:04:12
7Mazurka cis-Moll op. 50 Nr. 3 00:05:29
8Mazurka op. 56 Nr. 1 00:04:53
9Mazurka C-Dur op. 56 Nr. 2 00:01:58
10Mazurka c-Moll op. 56 Nr. 3 00:06:14
11Mazurka a-Moll op. 59 Nr. 1 – Moderato 00:04:11
12Mazurka As-Dur op. 59 Nr. 2 – Allegretto 00:03:02
13Mazurka fis-Moll op. 59 Nr. 3 – Vivace 00:03:59
14Mazurka H-Dur op. 63 Nr. 1 00:02:22
15Mazurka f-Moll op. 63 Nr. 2 00:02:04
16Mazurka cis-Moll op. 63 Nr. 3 00:02:18
17Mazurka G major op. 67 No. 1 – Vivace 00:01:26
18Mazurka g minor op. 67 No. 2 – Cantabile 00:02:24
19Mazurka C major op. 67 No. 3 – Allegretto 00:01:44
20Mazurka a minor op. 67 No. 4 – Moderato animato 00:03:31
21Mazurka C major op. 68 No. 1 – Vivace 00:01:36
22Mazurka a minor op. 68 No. 2 – Lento 00:02:48
23Mazurka F major op. 68 No. 3 – Allegro ma non troppo 00:01:32
24Mazurka f minor op. 68 No. 4 – Andantino 00:02:22

Interpreten der Einspielung

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