Hungaroton HCD 32492
1 CD • 64min • 2007
23.10.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
An rührigen, fähigen Klavierduos mangelt es den Ungarn in den letzten Jahrzehnten nicht. Zu nennen wäre das – in seiner Aufnahmetätigkeit sehr zurückhaltende – Ehepaar Edith Klukon und Dezsö Ránki, in früheren, „freundlicheren“ Zeiten das Duo Ránki-Kocsis oder in letzter Zeit die vom Repertoire her sehr findige Formation Egri & Pertis mit ihren hervorragenden Einspielungen auf dem „Pleyel Double Grand Piano“. Und auch das schon zu Studienzeiten an der Budapester Franz Liszt-Akademie gegründete Duo mit Adrienne Soós und Ivo Haag kann sich hören und vor allem in literarischer Hinsicht als doppelte Stimme des Vergessenen vernehmen lassen. Dass bei solchen musikarchäologischen Unternehmungen nicht nur Juwelen einstiger, zuweilen auch eher häuslich gedachter Musikbetrieblichkeit zu Tage gefördert werden, liegt in der Natur der klingenden, mitunter auch nur dahinratternden Sache.
Gemeint ist in diesem speziellen Fall die Grande Sonate op. 47 von Ignaz Moscheles – Beethovens Schüler und Mäzen, dem Großherzog Rudolf zugedacht. Wenn Enikó Gyenge in ihrem Begleittext – bzw. ihre Übersetzerin Andreas Neutsch – ins Schwärmen geraten, dann darf ich nach mehrmaliger Hörlektüre doch ein wenig bremsend einwirken. Richtig ist es, wenn von einem „gefälligen Plauderton“ gesprochen und geschrieben wird. Überzogen, ja geradezu als musikologisch marktschreierisch bewerte ich es jedoch, wenn zu lesen ist: „In allen Mitteln ist sie (die Sonate) dramatisch sensationell: eindrucksvolle Läufe, dichte Oktavverdoppelungen, Ausschöpfung der klingenden Farben des oberen Registers…“ Natürlich kommen hübsche Läufe und die angekündigten Oktavverdoppelungen vor, aber was ereignet sich in dieser mürbe erdachten, mit mühseligen gedanklichen Wiederholungen über eine halbe Stunde vorangeklopften Sonate? Biedere, höchstens einmal launige Hausmusik, die schon von den ersten Takten der Weberschen Klavierstücke op. 60 gleichsam in ihre engen Bedeutungsschranken verwiesen wird.
So ist diese vom Duo Soós–Haag gekonnt, in koordinierter Zuverlässigkeit gebotene CD ein plastisches Beispiel dafür, was es heißt, einerseits passable Musik zur Hand zu haben (à la Moscheles), andererseits jedoch als vierhändige Vermittler von den viel beschworenen Musen geküsst zu sein (Weber). So wären für meine Einschätzung die acht Weberschen Charakterstücke das Hauptargument, sich für diese klanglich etwas trocken ausgeformte Hungaroton-Aktivität zu entscheiden, zumal aus einer Konsumentenperspektive, in der man sich in der Welt des alliierten Klavierspiels (auf ungarisch: zongoradarbok!) schon längst zu Hause fühlt.
Peter Cossé † [23.10.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ignaz Moscheles | ||
1 | Grande Sonate op. 47 | 00:29:53 |
Carl Maria von Weber | ||
5 | Acht Stücke op. 60 | 00:34:00 |
Interpreten der Einspielung
- Adrienne Soós (Klavier)
- Ivo Haag (Klavier)