Ludwig van Beethoven
Piano Concerto No. 3
Alpha Productions 122
1 CD • 69min • 2007
24.09.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die geradezu revolutionäre Aufnahme von Beethovens Klavierkonzertes Nr. 4 und Nr. 5 mit Arthur Schoonderwoerd und dem Ensemble Cristofori sorgte vor drei Jahren für immenses Aufsehen und ein größtenteils enthusiastisches Presseecho. Die Erwartungen an die nun vorliegende Einspielung des Klavierkonzerts Nr. 3 c-Moll op. 37 und der als Klavierkonzert Nr. 6 D-Dur op. 61a bezeichneten Beethovenschen Bearbeitung des Violinkonzerts könnten also nicht höher sein. Und tatsächlich erwartet den Hörer erneut eine wahrhaft einzigartige Beethoven-Deutung und -Erfahrung abseits ausgetretener Pfade: eine beispiellose, gleichermaßen inspirierte wie inspirierende Klangrede, basierend auf einem exquisiten kammermusikalischen Verständnis aller Beteiligten. Da wäre zum einen das auf historischen Instrumenten musizierende niederländische Originalklangensemble Christofori, dem im Bereich der so genannten authentischen oder historisch informierten Musizierpraxis so schnell keiner etwas vormachen dürfte. In ihren Bann ziehen vom ersten Ton an ferner der Erzählton und die grandiose Gestaltungskraft von Arthur Schoonderwoerds Spiel auf einem Nachbau eines fünf Oktaven umfassenden Hammerflügels von Anton Walter aus dem Jahr 1800 (Konzert Nr. 3 c-Moll) und einem um 1810 erbauten Originalinstrument von Johann Fritz (Konzert Nr. 6 D-Dur). Das entscheidende Merkmal dieser hoch gespannten, vollkommen schlüssig wirkenden Einspielung ist jedoch die hervorragend disponierte solistische Orchesterbesetzung, die sich an die Gegebenheiten der damaligen Wiener Konzertsäle anzulehnen scheint (im Palais Lobkowitz standen den Musikern nur 24 Plätze zur Verfügung). Das Ergebnis ist ein klanglich entschlackter, aber keineswegs magerer Beethoven.
Trotz eines leicht angerauhten Tons und des kammermusikalischen Ansatzes jenseits jeglichen Pomps entwickeln die sechs Streicher und 12 Bläser des Ensembles Cristofori einen vollen und satten Klang sowie faszinierende Klangfarbenwechsel. Und das Wichtigste: Gemeinsam mit Arthur Schoonderwoerd nimmt man sich Zeit zum Formulieren und Auskosten einzelner Phrasen; eruptive Momente und elektrisierende Innigkeit stellen sich wie von selbst ein, überraschende Akzente, eine kontrastreiche Dynamik und selbst noch so kleine Verzögerungen erzeugen Hochspannung und Dramatik pur. Völlig unangestrengt spielt man sich die Bälle zu, niemand muss sich profilieren. Schoonderwoerd und das Ensemble Cristofori demonstrieren einfach mustergültig die gegenseitige Durchdringung von Solo- und Orchesterpart – besonders eindrücklich im Rondofinale des c-Moll-Konzerts. Auch in dessen zwar gebieterisch, aber beileibe nicht pathetisch oder gar unheilvoll daherkommendem Kopfsatz wird jeder Stimmverlauf präzise nachgezeichnet. Neben dem Allegro con brio zeugt insbesondere das E-Dur-Largo von dem Vermögen Schoonderwoerds, sich, auch Dank seiner feinen Phrasierung und bestechenden Artikulation, komplett in den Moment versenken zu können, um dann wieder forsch und offensiv, trotzdem aber kultiviert und hin und wieder sogar behutsam den Klavierpart zu gestalten. Dabei enthält er sich glücklicherweise im poetischen Largogesang jeglichen sentimentalen Tonfalls, auch in den besonders dazu einladenden parallelen Terzen der Takte 24 bis 28.
Kurzum: Schoonderwoerd und das Ensemble Cristofori legen eine völlig unvoreingenommene Beethoven-Einspielung vor. So, als hätten sie das c-Moll-Konzert und die ebenfalls als atemberaubende Einheit von Solist und Orchester gestaltete Bearbeitung des Violinkonzerts gerade erst neu entdeckt.
Christof Jetzschke [24.09.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37 | 00:33:10 |
4 | Violinkonzert D-Dur op. 61a (Bearb. für Klavier und Orchester) | 00:35:37 |
Interpreten der Einspielung
- Arthur Schoonderwoerd (Klavier)
- Cristofori (Orchester)