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Besprechung CD

BIS 1653/54

2 CD • 1h 50min • 2004

22.04.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Daniel Börtz, einer der prominentesten skandinavischen Komponisten unserer Zeit, ist vor allem als eminenter Sinfoniker sowie als Schöpfer von Bühnenwerken und Instrumentalkonzerten hervorgetreten. Somit führt er die Tradition seiner Lehrer Hilding Rosenberg, Karl-Birger Blomdahl und Ingvar Lidholm fort, die zur Crème der schwedischen Komponisten des 20. Jahrhunderts zählen.

Mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra verbindet Börtz eine langjährige Zusammenarbeit, die bis ins Jahr 1968 zurückreicht. Auch der gegenwärtige Chefdirigent des Orchesters, der Amerikaner Alan Gilbert, hat sich mehrfach für Börtz’ Schaffen engagiert: zunächst mit der Strindberg-Suite, später mit den Uraufführungen und CD-Einspielungen des Blockflötenkonzertes En Gycklares berättelser (Geschichten eines Gauklers) und des Oratoriums Hans namn var Orestes.

BIS hat das Blockflötenkonzert bereits 2005 in anderer Zusammenstellung veröffentlicht, die ich im Februar 2006 für Klassik Heute besprochen habe (BIS-CD 1425). Wenn das Konzert hier noch einmal erscheint, dann sowohl als ein stilistisch dem Oratorium zeitnaher „Füller“ als auch Dokument dieser glücklichen, überaus erfolgreichen Trias Komponist – Orchester – Dirigent.

Hauptwerk des vorliegenden CD-Doppelpacks ist Börtz’ 2002 vollendetes Oratorium Hans namn var Orestes (Sein Name war Orestes). Ende der 80-er Jahre hatte Börtz für seine auf Euripides fußende Oper Backanterna schon einmal auf eine Vorlage aus der griechischen Antike zurückgegriffen. Etwa zur gleichen Zeit kam ihm die Idee, eine Oper über Agamemnon, das erste Drama der Orestie nach Aischylos, zu schreiben. Ingmar Bergman, mit dem der Komponist in Backanterna eng zusammengearbeitet hatte, verwies ihn auf eine interessante Inszenierung Olof Molanders am Schwedischen Nationaltheater Anfang der Fünfziger Jahre, die die drei Dramen der Orestie zu einem Stück zusammengefasst hatte. Für sein Oratorium komprimierte Börtz Molanders Fassung zu einem zweiteiligen Drama.

Die Musik beginnt mit dem zarten Prolog eines Hirtenjungen (Knabensopran) und beschließt das Werk damit auch ringschlussartig. Dazwischen entfesselt der Komponist ein packend inszeniertes Musikdrama in einer kraftvollen und evozierenden Klangsprache, die in ihrer Archaik unmittelbar anspricht, ohne jemals in Plattitüden oder musikalische Gemeinplätze zu verfallen. Börtz hat ein untrügliches Gespür für überzeugende Dramaturgie und verfügt darüber hinaus über eine außerordentlich intelligente und vielseitige Klangfarbenpalette – für mich ein Idealfall Zeitgenössischer Musik.

Schade nur, dass das Werk bislang nur in schwedischer Sprache vorliegt. Es bleibt zu hoffen, dass die vom Komponisten geplante englische Fassung dem Stück zu einer weiteren Verbreitung verhilft.

Die Aufnahme entspricht klanglich wie interpretatorisch dem gewohnt hohen BIS-Standard, vereint sie doch mit dem großartigen Eric Ericson Kammerchor, den Stockholmer Philharmonikern unter Alan Gilbert, der hervorragenden Riege der Gesangssolisten und Dan Laurin die Elite schwedischer Musiker und Ensembles. Das Beiheft enthält neben ausführlichen Informationen zu Komponist und Werk auch die vollständigen Gesangstexte in Schwedisch und in englischer Übersetzung.

Mich hat die Musik von der ersten bis zur letzten Minute gepackt, gefesselt und tief bewegt. Ein grandioses Opus – und ich wage zu sagen: eines der eindrücklichsten skandinavischen Werke der Gegenwart.

Heinz Braun † [22.04.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Daniel Börtz
1Sein Name war Orestes (Oratorium in zwei Teilen nach Texte der Oresteia-Trilogie von Aischylos) 01:27:57
CD/SACD 2
8A Joker's Tales (Concerto) 00:20:16

Interpreten der Einspielung

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