cpo 777 203-2
1 CD • 61min • 2005
21.12.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Im Jahre 2008 rundet sich das dritte Jahrzehnt eines unverbrüchlichen, zugleich erfolgreichen Zusammenwirkens des Albert-Schweitzer-Quintettes. Nicht nur zu diesem Zusammenhalt einer nach wie vor von jugendlichem Elan geprägten, hoch virtuosen, bis auf jedes musikalisch-künstlerische i-Tüpfelchen eingeschworenen Bläserformation muß man dieser „Schweitzer-Garde“ gratulieren (deren Namen auf die einst gemeinsame Schülerzeit am Hamburger Albert-Schweitzer-Gymnasium verweist). Auch ihr jüngstes CD-Dokument, zugleich Ausgrabungsschatz und Zeugnis einer beispielhaften Interpretation, garantiert die konsequente Fortsetzung ihrer Karriere. Dabei sind die vier Damen – Flöte, Oboe, Klarinette, Horn – mit männlich-professoraler Fagottstütze längst auf solistisch profilierte Plätze und Vertragspartner verteilt und scheuen nicht Wege noch Zeit für gemeinsame Proben und Auftritte.
Nun also liegt ein Demonstrationsobjekt der besonderen Art vor: drei von den insgesamt vier erhaltenen Bläserquintetten des Johann Sobeck (1831-1914). Stilistisch ist der Einfluß klassischer Vorbilder spürbar, vor allem von Anton Reichas motivisch aufgefächerten Sonatensatzformen. Eingestaubt, von der Nachwelt nicht beachtet, jetzt aber in allen Details ideenreich und schwungvoll wiedergeboren, legen sie ein bemerkenswertes Zeugnis für den Virtuosenkult des 19. Jahrhunderts gegenüber den inzwischen führenden Zeitgenossen Brahms, Reger, Max Bruch oder der „Bläserwerkstatt“ von Richard Strauß ab. Dieter Klöcker als dem aktuellen Klarinettenforscher und konzertierenden Solisten ist letztlich dieser Fund zu verdanken. Hinweise in älteren Musikgeschichten, vor allem in der Spezialabhandlung des Klöcker-Lehrmeisters Oskar Kroll, führten zu den Quellen nach Prag, wo Sobeck am dortigen Konservatorium Komposition und Klarinette studierte. Später gastierte er als Solist in ganz Europa und war schließlich 50 Jahre lang Kammervirtuose am Königlichen Hoftheater in Hannover.
Das hervorstechende Merkmal von Sobecks Bläserquintetten, seit eh und je eine kammermusikalische Sondergattung, ist jedoch nicht das übliche Virtuosenschema von „Solo mit Begleitung“. Typisch ist vielmehr die absolute Gleichbehandlung aller Mitwirkenden im Sinne einer außergewöhnlichen Herausforderung an Spieltechnik, Gruppenpräzision, Musikalität, Ausdruck, Heiterkeit und Temperament. Tempobezeichnungen wie „Quasi Presto“, „Molto vivace“, „Allegro mosso“ oder „Vivo“ sind die Regel. Und großartig bringen es die „Schweitzer“ fertig, eine quicklebendige, elegant beschwingte Rasanz zu entfalten, ohne das geringste Gefühl von virtuosen Hetzjagden zu erzeugen. Jede Herausforderung an sensibler Gestaltungsmöglichkeit im reichhaltigen Reservoir der Themen-, Motiv- und Farbenspiele Sobecks wird mit spürbarer Begeisterung umgesetzt und überträgt sich auf den Zuhörer. Einfach mitreißend.
Dr. Gerhard Pätzig [21.12.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sobeck | ||
1 | Quintett F-Dur op. 9 für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott | 00:19:22 |
5 | Quintett g-Moll op. 14 für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott | 00:20:27 |
9 | Quintett Es-Dur op. 11 für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott | 00:20:04 |
Interpreten der Einspielung
- Albert Schweizer Quintett (Ensemble)