Salycus 9
1 CD • 42min • 2006
07.03.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Auf ihrer CD Nr. 9 stellt die junge Salycus Music Productions den 30jährigen, in Szeged geborenen ungarischen Pianisten Mark Farago vor. Er studierte zunächst in seiner Heimatstadt, dann bei Christian Favre in Lausanne und bei Dominique Merlet in Genf, zuletzt in Wien bei dem kürzlich verstorbenen Leonid Brumberg. Ich hörte Farago vor einigen Jahren in Salzburg, als er aus einer Unterabteilung des „Vendome“-Wettbewerbs als überlegener Sieger hervorging – als ein Musiker, der große Eigenwilligkeit bekundete, mit Überzeugungskraft und dem nötigen pianistischen Rüstzeug das gewählte Repertoire zu einem kleinen Konzertereignis zu adeln vermocht (nämlich über den Wettbewerbsstatus hinaus).
In einem im Begleitheft abgedruckten Interview bekennt sich Farago zur ungeschnittenen Live-Aufnahme. Diese hier dokumentiert ein Konzert im Großen Saal der Budapester Akademie der Wissenschaften, und es bestätigt vor allem in der Scriabin-Abteilung die gute Witterung Faragos für ausgefallene Stimmungen, für Stimmungswechsel, für lastende, labile, züngelnde, aber auch explosive Vorhaben, wie sie in den Sonaten und in den Etüden Scriabins ein völlig unvergleichliches Eigenleben führen.
Im Chopin-Teil enttäuscht das h-Moll-Scherzo! Farago fetzt es in den schnellen Episoden unnachsichtig herunter, begeht dabei den Fehler vieler seiner Kollegen (jung und alt!), diese auskomponierte, auf Tasten auszuführende Slalomstrecke zu überhitzen, wodurch – um beim Bild zu bleiben – das eine oder andere Einfädeln unausweichlich bleibt. Mehr Übersicht und organisiertes Steigern zeigen die drei anderen Scherzi. Schöne Momente im Lyrischen, Sorgfalt für die kleinen und silbrigen Noten (op. 39!), überzeugender Aufbau – dies alles weist Farago als Interpreten mit Zukunft aus.
Ein Wort zur Textredaktion. Da werkt man bei Salycus mit wenig Geschick. Die Doppel-CD ist auf der Cover-Frontseite etwas irreführend mit „Piano Concert“ überschrieben. Im deutschen Einführungstext und in der Farago-Biographie sind die Fehler kaum zu zählen. Und nicht nur nebenbei: Frédéric sollte, muss es heißen, nicht „Frederic“!
Peter Cossé † [07.03.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alexander Scriabin | ||
1 | Feuillet d'album op. 58 | |
2 | Klaviersonate Nr. 7 op. 64 (Weiße Messe) | |
3 | Etüde cis-Moll op. 2 Nr. 1 | |
4 | Etüde fis-Moll op. 8 Nr. 2 | |
5 | Etüde dis-Moll op. 8 Nr. 12 | |
6 | Klaviersonate Nr. 10 op. 70 | |
Frédéric Chopin | ||
7 | Scherzo Nr. 1 h-Moll op. 20 | |
8 | Scherzo Nr. 2 b-Moll op. 31 | |
9 | Scherzo Nr. 3 cis-Moll op. 39 | |
10 | Scherzo Nr. 4 E-Dur op. 54 | |
11 | Prélude Des-Dur op. 28 Nr. 15 (Regentropfen-Prélude) |
Interpreten der Einspielung
- Mark Farago (Klavier)