Arnold Bax Piano Works Vol. 3
Naxos 8.557769
1 CD • 66min • 2005
24.04.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wenn Ashley Wass für Naxos hier eine wirkliche Gesamtaufnahme aller erhaltenen Werke für Klavier solo von Arnold Bax einspielen möchte, wird er noch einiges zu tun haben: Bislang hat Wass die vier numerierten Sonaten (Naxos 8.557439, 8.557592) und – einschließlich dieser neuen dritten Folge – 14 kleinere Stücke vorgelegt. Lewis Foreman teilt im Werkverzeichnis seiner maßgeblichen Bax-Monographie 22 weitere kleine Stücke mit, außerdem einige Sätze aus aufgegebenen Sonaten-Projekten und verschiedene Klavier-Urfassungen von späteren Orchesterwerken (Nympholept, The Happy Forest, Fauré-Suite). Besonders neugierig wäre der Bax-Fan allerdings auf verschiedene Jugendwerke (Stücke und Sonate von 1898) und insbesondere jene Orchesterwerke, die Bax zwar als Klavier-Entwurf vorgelegt, jedoch nie instrumentiert hat – die Tondichtung nach Rubaiyat (1898), die große Sinfonie in F op. 8 (1907), die komplette Klavierpartitur des Balletts Tamara (1911) und die bedeutende Tondichtung In Memoriam Pádraig Pearse (1916). Vieles davon müßte freilich überhaupt erst spielbar ediert werden. Diese insgesamt über 50 Werke gehören zum bedeutendsten und facettenreichsten Klavier-Oeuvre eines Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Man hört zwar einigen Stücken an, daß Bax als hervorragender Pianist und Vom-Blatt-Spieler etliche Werke seiner Vorgänger und Zeitgenossen kannte – die Klavierfassung von Mediterranean etwa (Tr. 6) offeriert in ihrer Walzer-Seligkeit einige Nähe zu Ravel – doch ist Bax’ Musik weit davon entfernt, berechtigt eklektizistisch genannt werden zu können. Schon die einleitende, gehaltvolle Tondichtung What the Minstrel told us verrät sein sehr persönliches Idiom. Während die ersten beiden Folgen dieser Serie mit den Sonaten eher an den Sinfoniker Bax erinnerten (immerhin arbeitete er seine dritte Sonate zur 1. Sinfonie um), macht Vol. 3 nun mit eben dieser Originalität und Vielfalt seiner Klaviermusik bekannt.
Wie schon in den beiden vorausgehenden Produktionen hat sich der junge britische Pianist Ashley Wass mit untadeliger Virtuosität und hörbarer persönlicher Begeisterung in diese Musik gestürzt. Dem Höreindruck nach (die Noten der meisten Stücke sind schwer zu bekommen) sind in seinen Darstellungen die vorzügliche Auslotung der Dynamik, instinktsichere Tempi und besonders das geschmackvolle Rubato hervorzuheben – die vielen feinen Temponuancen von Bax können einerseits leicht übertrieben, andererseits auch gern beiseite geschoben werden. Hier fand Wass zu einer glücklichen Balance. Woran er vielleicht weiter arbeiten könnte, wäre die klanglich und farblich noch differenziertere Gestaltung sich überlagernder Ebenen, an denen gerade die Musik von Bax besonders reich ist, auch wenn sein Spiel erheblich nuancierter wirkt als das von Eric Parkin in der einzigen Vergleichseinspielung bei Chandos (Chan 8496, 8497, 8732 etc). Mitunter hämmert Wass in der Höhe ein wenig, und manche Bässe dröhnen, wenn eigentlich ein runder Klang wünschenswert wäre.
Dr. Benjamin G. Cohrs [24.04.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Arnold Bax | ||
1 | What the Minstrel Told Us | |
2 | A Mountain Mood | |
3 | A Maiden with the Daffodil | |
4 | Paean | |
5 | A Hill Tune | |
6 | Mediterranean | |
7 | The Princess's Rose Garden | |
8 | Two Russian Tone Poems | |
9 | Lullaby | |
10 | Sleepy-Head |
Interpreten der Einspielung
- Ashley Wass (Klavier)