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Besprechung CD

Live Classics LCL 802

1 CD • 69min • 2004

13.04.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Vor drei Jahren, nämlich 2003, gewann der aus St. Petersburg stammende Pianist Alexei Volodin den Concours Géza Anda in Zürich. Der Ehrlichkeit halber darf ich mitteilen, dass ich damals in der Jury plaziert war – und auch jene für die Öffentlichkeitsarbeit vorgesehenen „Jury“-Zeilen formuliert habe, die im Begleitheft dieser Live Classics-Edition von Thomas Voigt zitiert werden. Wenn ich jetzt diesen (korrigierten?) Volodin-Mitschnitt vom 22. November 2004 aus dem Münchner Herkulessaal rezensierend zur hörenden Diskussion stelle, dann fühle ich mich in allen Details der damaligen Beurteilung bestätigt (ein für Juroren nicht alltägliches Erlebnis, sofern sie ehrlich operieren…). Volodins Klavierspiel hat Eigenart und Eigensinn, er verfolgt etwa in der c-Moll-Sonate op. 111 eine eigene Linie, weiß in der Einleitung eine fruchtbare Synthese zwischen Markanz, Aggressivität und Vorsicht zu reklamieren. Im Folgenden legt er eine hurtige, aber im Tempo und in der Diktion nicht übertriebene Spur. Im Verlauf der Arietta könnte man ein wenig mehr Verhaltenheit fordern, ein wenig mehr Besinnlichkeit in den wundersamen Stereotypien der Dreiklangszerlegungen und der Trillergirlanden. Aber ein Musiker aus der Pianisten-Zentrale St. Petersburg hat ja noch Zeit, sein Beethoven-Bild zu retuschieren.

Eindrucksvoll gelingen Volodin die sechs Moments musicaux von Rachmaninoff, die seitens der deutschen Musikpublizisten bis weit in die 80er Jahre als überflüssiger Klavierpomp verdammt wurden. Erst Lazar Berman (DG) war es, der im Namen einer rühmlichen Firma diesen „Zyklus“ gleichsam klaviergesellschaftsfähig machen konnte. Einspielungen mit Michael Ponti (Vox), John Ogdon (EMI), Ruth Laredo (Le Conoisseur) gingen in der Repertoire-Menge von (Quasi-)Gesamteinspielungen unter. Von den ganz großen russischen Interpreten hat sich – meines Wissens – niemand auf Schallplatten zu allen sechs Stücke bekannt. Richter entschied sich für eine Auswahl – und Gilels?

Volodin spielt diese bald elegischen, raffiniert verträumten, bald pianistisch aufwühlenden Miniaturen mit Verve, mit zartem Empfinden – ähnlich souverän und gierig in den virtuosen Passagen wie Vadim Rudenko im Rahmen des ersten Sviatoslav Richter-Wettbewerbs (2005). Hier auf diesem Terrain sind die Russen wirklich zu Hause . Und das gilt auch für Volodins beherrschte Wiedergabe der Sonate op. 83 von Prokofieff. Vor allem von asiatischen Klavierathleten beiderlei Geschlechts wird dieses attraktive Stück ja immer wieder durch verschärftes Tempo in seiner Wirkung entschärft, ja bagatellisiert. Volodin zügelt im ersten Satz, gibt erschöpfend Auskunft über das variable thematische Geschehen – und im Finale setzt er auf Intensität und dynamischen Progress, nicht auf toccatenhafte Schnelllebigkeit vom trommelnden Beginn des Satzes an.

Peter Cossé † [13.04.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111
Sergej Rachmaninow
2Moments musicaux op. 16
Sergej Prokofjew
3Klaviersonate Nr. 7 B-Dur op. 83

Interpreten der Einspielung

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