Erich Zeisl Lieder
cpo 777 170-2
1 CD • 66min • 2005
07.12.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wiederum eine Begegnung mit einem „Verschollenen“. Erich Zeisl, geboren 1905 in Wien, trat bereits als Vierzehnjähriger mit Kompositionen hervor, er war auf dem besten Weg, eine große Karriere einzuschlagen, als ihn der Hitler-Einmarsch in Österreichs 1938 aus der Bahn warf. Und doch war Zeisl noch einigermaßen von Glück begünstigt, er konnte den Nazimördern entkommen, er emigrierte erst nach Paris, dann nach New York und Los Angeles. In Amerika, wo er als Musiklehrer wirkte, verstarb er 1959, noch nicht alt und kaum genügend anerkannt. Ein Lebenslauf, wie er leider für das grausame Zwanzigste Jahrhundert typisch ist.
Zeisls reichhaltiges Liedwerk beginnt sich allmählich Aufmerksamkeit zu erwerben, wobei auch der hundertste Geburtstag des Komponisten im Jahr 2005 etwas nachhelfen mag. Die vorliegende Auswahl von 28 Nummern bringt Vertonungen von Eichendorff, Goethe, Nietzsche, auch Morgenstern, Ringelnatz und Wilhelm Busch finden sich unter den Autoren. Nur wenige dieser Kompositionen dauern länger als ein bis zwei Minuten, es sind dies oft regelrechte Minidramen, sehr pointiert und von kristallkarer musikalischer Konstruktion. Es gibt kaum Werke, mit denen man Zeisls Kompositionen vergleichen könnte, es ist dies ein absolut neuer und individueller Musikstil, funkelnd im Klavierklang, mit feinem Verständnis für vokale Möglichkeiten geschaffen. Der Bariton Wolfgang Holzmair, von Cord Garben präzise begleitet, trägt diese teils amüsanten, teils nachdenklich-melancholischenTrouvaillen mit ausdrucksvollem und subtilem Sensorium vor. Der Komponist Erich Zeisl ist somit zur Entdeckung freigegeben – am besten mit dieser Aufnahme.
Clemens Höslinger [07.12.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Erich Zeisl | ||
1 | Vor meinem Fenster | |
2 | Die du so fern bist | |
3 | Jannette | |
4 | Vergissmeinnicht | |
5 | Der Fiedler | |
6 | Komm, heil'ge Nacht | |
7 | So regnet es sich langsam ein | |
8 | Der Schäfer | |
9 | Armseelchen | |
10 | Gigerlette | |
11 | Sehnsucht | |
12 | Der Weise | |
13 | Die Sonne sinkt | |
14 | Ecce Homo | |
15 | Das trunkene Lied | |
16 | Nachts | |
17 | Sonnenlied | |
18 | Auf dem Grabstein eines Kindes in einem Kirchgang im Odenwald | |
19 | Im Frühling, wenn die Maiglöckchen läuten | |
20 | Grabschrift | |
21 | Die Nacht | |
22 | Stilleben | |
23 | Armkräutchen | |
24 | Keinn Ton mehr klingt | |
25 | Mondbilder I-IV |
Interpreten der Einspielung
- Wolfgang Holzmair (Bariton)
- Cord Garben (Klavier)