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Besprechung CD

Charles Koechlin

SWRmusic 93.159

2 CD • 1h 52min • 2004

21.10.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Bis auch nur die wichtigsten Schätze aus Charles Koechlins mehr als 220 Opusnummern umfassendem Oeuvre ans Tageslicht gehoben sind, werden vermutlich noch viele Jahre vergehen. Das Label Hänssler Classic hat sich 2001 in Kooperation mit dem SWR Stuttgart und dem Charles Koechlin Archiv in Kassel an die Sisyphusarbeit gemacht, den kompositorischen Nachlass des 1950 im Alter von 83 Jahren verstorbenen Franzosen aufzuarbeiten, der im Bewusstsein der musikalischen Öffentlichkeit eher als herausragender Theoretiker, Orchestrator von Faurés Pelleas et Mélisande und Debussys Khamma sowie als Lehrer von Francis Poulenc und Germaine Tailleferre wahrgenommen wird. Mit Heinz Holliger konnte man einen ebenso neugierigen wie zuverlässigen Führer für die Reise in Koechlins geheimnisvolle Welt gewinnen, der die magischen Klangvisionen des „Mannes im Elfenbeinturm“ mit feinem Ohr zu realisieren versteht.

Die neue Doppel-CD der Reihe befasst sich mit Koechlins frühester Schaffensperiode zwischen 1890 und 1910, in der er sich in erster Linie der Komposition von Vokalmusik widmete. Es entstanden über 80 meist sinfonisch konzipierte Lieder, von denen die Hälfte anschließend orchestriert wurde. Koechlin war ebenso ein Mann des Wortes wie der Musik, was sich in seinen anschaulichen Aufzeichnungen und ausführlichen Werkkommentaren ebenso niederschlägt wie in der erlesenen Auswahl der vertonten Texte – meist aus dem Kreis der Dichtergruppe der „Parnassiens“, zu der Leconte de Lisle, Sully Prudhomme und Edmond Haraucourt zählten. Die Themen kreisen um Natur, Liebe und Vergänglichkeit. Mond und Meer sind häufig wiederkehrende Metaphern. Die Musik unterstreicht den poetischen Gehalt der Gedichte mit sensibler Harmonik und weit gespannten melodischen Linien. Koechlins Lehrer Massenet und der lebenslang bewunderte Fauré klingen an, im ganz kammermusikalisch gehaltenen La jeune Tarentine auch der Studienkollege Ravel. Unüberhörbar aber kündigt sich auch der ganz eigene Stil von Koechlins Reifezeit an, der eine polytonale Schreibweise zu außerordentlicher Leuchtkraft bringt. Die Sopranistin Juliane Banse, wohlbewandert im französischen Idiom, gestaltet die Lieder mit subtilstem Ausdruck und berückender Stimme.

Geschickt hat Holliger in das Programm, das durchaus auch dramatische Momente kennt, einige reine Orchesterstücke eingewoben, darunter die exquisite Klangstudie Vers la Plage lointaine, Beschwörung einer Nacht in Ozeanien und faszinierendes Beispiel für Koechlins unübertroffene Orchesterbehandlung. Die abschließende großangelegte sinfonische Dichtung Chant funèbre für Doppelchor, Orgel und Orchester ist schiere Klang-Alchemie. So bilden die beiden CDs ein lyrisches Kontinuum von traumhaftem Charakter, aus dem der Hörer nur widerstrebend in die reale Welt der Gegenwart zurückfindet. Das SWR-Vokalensemble und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart leisten Außerordentliches. Bis auf das Fauré-Lied handelt es sich bei sämtlichen Titeln um Welt-Ersteinspielungen.

Sixtus König † † [21.10.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Charles Koechlin
1Quatre Poèmes d'Edmond Haraucourt op. 7 00:18:51
5Deux Poèmes symphoniques op. 43 00:07:03
6Poèmes d'Automne op. 13 00:13:46
8Deux Poèmes d'André Chénier op. 23 00:08:42
Gabriel Fauré
9Chanson de Mélisande 00:03:40
CD/SACD 2
Charles Koechlin
1Trois Mélodies op. 17 00:13:28
3Études antiques op. 46 00:10:19
6Six Mélodies sur des poèsies d'Albert Samain op. 31 00:14:34
7Chant funèbre à la mémoire des jeunes femmes défuntes op. 37 00:21:38

Interpreten der Einspielung

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