harmonia mundi HMC 901902
1 CD • 74min • 2005
27.10.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Klaviersonaten Beethovens haben immer Konjunktur, aber zur Zeit scheinen sie sich – und das Klavierwerk insgesamt – auf dem CD-Sektor besonderer Wertschätzung zu erfreuen. András Schiff projektiert für ECM, Michael Korsticks erste Folge ist kürzlich bei Oehms erschienen und für das Label BIS ist Ronald Brautigam erfolgreich unterwegs. Hinzu gesellt sich der Beginn der Beethoven-Sonaten-Gesamteinspielung von Gerhard Oppitz bei Hänssler Classic. Nun reiht sich der englische, von Alfred Brendel „meisterschulisch“ geförderte und geforderte Pianist Paul Lewis in die kleine mediale Armada einer neuen, jungen Beethoven-Sicht ein – und jeder, der etwas Überblick über das pianistische Geschehen der letzten Jahre gewonnen hat, wird Lewis’ beeindruckende Leistungen auf dem Sektor von Schuberts Klaviermusik in Erinnerung haben (konzertant auch maßgebend bei der Vorarlberger Schubertiade unter Beweis gestellt, ganz gleich in welchem Ort das Festival sich gerade aufhielt…).
Die vergleichsweise lange Vorrede mag dem Leser mein Dilemma deutlich machen. Denn diese erste Beethoven-Folge mit den drei Sonaten op. 31 entspricht keineswegs den Erfahrungen und Vorstellungen, die sich bei mir von diesem an sich so klarsichtig agierenden Interpreten via CD, via Live-Konzert und via Radio-Übertragung entwickelt haben. Vielleicht liegt es auch in erster Linie an einem recht schwammigen, sehr indirekt gezeichneten Klangbild dieser harmonia Mundi-Produktion. Aber auch die Diktion des Pianisten geht eher in Richtung einer verallgemeinernden „Sprache“, die etwa im ersten Satz der G-Dur-Sonate op. 31,1 nicht nur konventionell das Hauptthema phrasiert (im krassen Gegensatz etwa zu Grigory Sokolow, auf dessen CD-Einspielung viele Verehrer noch immer warten!), nein mehr noch: Lewis begibt sich hier und mit den anderen Sonaten auf eine Reise der weichen, ja verweichlichten Betriebsamkeit, sofern das Notenmaterial in der d-Moll-Sonate nicht gebremste Nachdenklichkeit verordnet. Es stellt sich also die Frage, ob Lewis und sein Aufnahmeteam für die kommenden Folgen dieser Ästhetik treu bleiben oder sich eines Krasseren, Durchsichtigeren und Plastischeren besinnen. Falls man jedoch ganz bewusst einen romantisierenden, gleichsam „schubertierenden“ Beethoven protegieren wollte, muß man das akzeptieren, auch wenn ich einem solchen Konzept nicht folgen möchte.
Peter Cossé † [27.10.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klaviersonate Nr. 16 G-Dur op. 31 Nr. 1 | |
2 | Klaviersonate Nr. 17 d-Moll op. 31 Nr. 2 (Der Sturm) | |
3 | Klaviersonate Nr. 18 Es-Dur op. 31 Nr. 3 (Die Jagd) |
Interpreten der Einspielung
- Paul Lewis (Klavier)